Die Bundesregierung befindet sich mit dem Energieversorger Uniper in Gesprächen über Stabilisierungsmaßnahmen. Das bestätigte eine Sprecherin von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Donnerstag. Anlass seien die stark gestiegenen Gaspreise und die reduzierten Liefermengen aus Russland infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine.
Die Geschäftsentwicklung von Uniper habe sich durch den Krieg in der Ukraine und die in der Folge stark reduzierten Gaslieferungen aus Russland spürbar verschlechtert, hieß es am Mittwoch-Abend in einer Uniper-Aktie seitens des Unternehmens. Die Ergebnisprognose für das laufende Jahr wurde kassiert, die Liquidität des Unternehmes müsse weiter gesichert werden.
"Daher sprechen wir jetzt mit der Bundesregierung erneut über Stabilisierungsmaßnahmen, für die eine Reihe von Instrumenten in Frage kommen wie zum Beispiel Garantie- und Sicherheitsleistungen, Erhöhung der aktuellen Kreditfazilität bis hin zu Beteiligungen in Form von Eigenkapital", sagte Uniper-Chef Klaus Dieter Maubach.
Wichtige Rolle bei Versorgungssicherheit Deutschlands
Uniper - eine Tochter des finnischen Fortum-Konzerns - ist der größte ausländische Kunde des russischen Gasriesen Gazprom. Die Düsseldorfer spielen auch mit ihren Gasspeichern eine wichtige Rolle bei der Absicherung der Versorgung Deutschlands im Winter und bei den Bemühungen, Deutschland und Europa unabhängig von russischen Gaslieferungen zu machen.
"Als einer der größten Gasspeicherbetreiber in Europa sorgt Uniper Energy Storage dafür, dass Energie jederzeit dann flexibel zur Verfügung steht, wenn sie gebraucht wird", wirbt der Konzern. Er biete Zugang zu neun unterirdischen Gasspeichern in Deutschland, Österreich und Großbritannien.
"Uniper erhält seit 14. Juni lediglich 40 Prozent seiner vertraglich zugesicherten Gasmengen von Gazprom", erklärte Finanzchefin Tiina Tuomela. Uniper müsse Stand heute davon ausgehen, dass das bereinigte Ebit und der bereinigte Nettogewinn für das 1. Halbjahr 2022 deutlich unter Vorjahr liegen werden. "Dies ist eindeutig eine Folge der Gasliefer-Beschränkungen durch Gazprom, deren Ausmaß und Dauer aktuell nicht abzusehen sind." Daher nehme Uniper die Ergebnisprognose für das Gesamtjahr zurück und gebe bis auf Weiteres keinen neuen Ausblick.
Probleme bereits Ende 2021
Uniper habe bereits Ende vergangenen Jahres durch die gestiegenen Preise einen deutlich höheren Liquiditätsbedarf gehabt, sagte Maubach. "Um diesem zu begegnen, hatten wir bereits unsere Kreditlinien erweitert und unter anderem eine Fazilität der staatlichen KfW in Höhe von zwei Milliarden Euro erhalten, die wir bis heute nicht in Anspruch genommen haben." Die Dividende für das Geschäftsjahr 2021 wurde auf die Mindestdividende von 0,07 Euro pro Aktie gekürzt. Im Vorjahr wurden noch 1,37 Euro ausgeschüttet.
Mehr als 50 Prozent der langfristigen Lieferverträge habe Uniper mit Russland abgeschlossen, eine Quelle, die nun austrockne, verdeutlichte Analyst Guido Hoymann vom Bankhaus Metzler die Situation. Alberto Gandolfi von der US-Investmentbank Goldman Sachs dabei rechnet vor, dass die zusätzlichen Ersatzkäufe am Markt Uniper potenziell rund 500 Millionen Euro für einen vollen Monat kosten könnten.
Der Hilferuf Unipers dürfte den Druck auf die Bundesregierung erhöhen, die Versorger insgesamt zu entlasten. Sie hatte in der vergangenen Woche für die Gasversorgung die Alarmstufe ausgerufen. Die Ampel-Koalition aus SPD, Grüne und FDP verzichteten aber darauf, auch die sogenannte Preisanpassungsklausel freizugeben. Diese würde es den Versorgern ermöglichen, die drastisch gestiegenen Gaspreise auf die Kunden abzuwälzen.
Einschätzungen zur Uniper-Aktie
Die Uniper-Aktie stürzt am Donnerstag zeitweise um 23 Prozent ab und notiert so tief wie zuletzt 2017. Mehrere Analysehäuser haben ihre Kursziele für Uniper gesenkt. Metzler empfiehlt "Sell" und setzte das Kursziel von 15 auf 12 Euro herab. HSBC halbierte das Kursziel auf nun 17 Euro. BÖRSE ONLINE rät von einem Investment in die Aktie von Uniper ab.
mmr mit rtr und dpa