Unternehmen weltweit arbeiten daran, ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren und auch insgesamt nachhaltiger zu wirtschaften. Sie wollen weniger Energie und Ressourcen verbrauchen, mehr Energie aus erneuerbaren Quellen verwenden oder weniger Müll produzieren. Es gibt aber auch Firmen, die nicht nur daran arbeiten, immer nachhaltiger zu wirtschaften, sondern mit ihren Produkten oder Dienstleistungen aktiv zur Lösung von Umweltproblemen beitragen und dazu, den Planeten auch in Zukunft lebenswert zu machen. €uro hat zehn solcher Unternehmen ausgesucht. Sie kommen aus den Bereichen Energie, Wasser, Müll und Recycling oder Software. Wie zahlreiche andere Firmen werden auch von ihnen einige negativ von der Corona-Pandemie beeinflusst. Längerfristig sollten Kursschwächen aber vielmehr Einstiegschancen sein.


ØRSTED

Viele Anleger denken bei grünen Investments zuerst an Wind- oder Solarenergiefirmen. Zu Recht: Die Internationale Energieagentur (IEA) prophezeit zum Beispiel der Offshore-Windkraft, bei der Windräder auf dem Meer Energie produzieren, enormes Potenzial. Langfristig könnte sie zur wichtigsten Stromquelle der Welt werden. Ørsted ist der weltweit größte Anbieter solcher Anlagen und zeigt, dass Unternehmen sich radikal wandeln können. Die Dänen machten vor zehn Jahren noch den Großteil ihres Geschäfts mit Öl, Gas und Kohle und zählten zu den Energieunternehmen in Europa, die am meisten CO2 in die Atmosphäre schleuderten. Dieses Geschäft wurde aber immer schwieriger und weniger rentabel, weshalb Ørsted auf erneuerbare Energien umschwenkte. Mit Erfolg: Heute ist Ørsted weltweit Marktführer bei Offshore-Windkraft, fossile Energien spielen für das Unternehmen, das vor zweieinhalb Jahren noch Dong Energy hieß, kaum noch eine Rolle. 90 Prozent der Wärme- und Stromproduktion kommen aus erneuerbaren Quellen, bis 2025 soll der Anteil auf 99 Prozent wachsen. Die CO2-Emissionen des Geschäfts sind im Vergleich zu 2009 um mehr als 86 Prozent gesunken. Neben Windparks auf dem Meer plant, baut und betreibt Ørsted auch welche an Land, außerdem Solarparks, Stromspeicher sowie Bioenergieanlagen und ist im Energiehandel tätig. Die Anlegerberatung Corporate Knights zeichnete Ørsted kürzlich als nachhaltigstes Unternehmen der Welt aus. Den Anlegern gefällt der neue Kurs, der Ørsted auch zukunftsfähiger machte: Die Aktie stieg in drei Jahren um etwa 160 Prozent.


WASTE MANAGEMENT

Müll ist wahrlich nicht das schönste Thema, mit dem man sich beschäftigen kann. Schnell hat man die Müllberge von Deponien vor Augen oder den Abfall, der in riesigen Mengen in den Weltmeeren schwimmt. Umso wichtiger ist das Thema aus Umweltsicht. Am besten ist es natürlich, erst gar keinen Müll zu produzieren. Wenn, dann sollte er aber richtig behandelt und recycelt werden. Waste Management ist der größte Abfallentsorger der USA, Müll und Recycling sind sein Geschäft. Die Texaner, die auch in Kanada tätig sind, kümmern sich um den Müll von Firmen, Kommunen und Privathaushalten. Zudem macht Waste Management aus Deponiegasen Kraftstoffe. In der Nachhaltigkeitsrangliste für Dienstleister des Indexanbieters Dow Jones landete der Konzern 2019 zum zweiten Mal in Folge auf Platz 1. Weil Waste Management eher konjunkturabhängig ist, hat die Aktie in der Corona-Krise gelitten. Das ist eine gute Einstiegschance.


AUTODESK

Wenn man Städte smart vernetzt, kann man Verkehrs- und Umweltprobleme lösen. Wenn man Gebäude oder Fabriken nachhaltig entwirft, kann das viel Energie und Material sparen. Autodesk bietet Software fürs Designen, Bauen und Betreiben von Projekten in diversen Branchen an, von Architektur und Bau über die Autoindustrie bis zu Versorgern und Medien. In mehreren Bereichen ist die US-Firma Weltmarktführer. Auch wenn die Kunden nicht immer aus besonders nachhaltigen Branchen kommen, helfen die Programme, Material und Energie zu sparen oder nachhaltige Projekte umzusetzen. Verschiedenste Pläne können am Computer simuliert werden, um am Ende die beste Lösung umzusetzen.

Wie andere Softwarekonzerne stellt auch Autodesk gerade auf ein Lizenzmodell um, bei dem die Kunden die Software aus der Cloud mieten. Das macht die Einnahmen planbarer. Betrieben wird die Autodesk-Cloud fast nur mit erneuerbaren Energien. Die Amerikaner unterstützen mit Geld oder Gratissoftware zum Beispiel Projekte für Klimaschutz oder gegen Ungleichheit.


RINGCENTRAL

Während der Corona-Pandemie sind viele Menschen ins Homeoffice ausgewichen. Die Kommunikation übers Internet ersetzte Dienstreisen, Meetings und Konferenzen. Das könnte Arbeitnehmer und Firmen auf den Geschmack gebracht haben, künftig öfter so zu arbeiten. Das spart nicht nur Zeit und Geld, sondern auch Emissionen. Anbieter entsprechender Software haben in der Krise zum Teil deutlich profitiert. RingCentral ist einer davon, weshalb die Aktie gefragt ist. Die Amerikaner bieten Software für diverse Cloud-Lösungen an. Über die Plattformen und Dienste von RingCentral können etwa mehrere Leute via Text oder Video kommunizieren, egal ob per Smartphone, PC oder Tablet. Die Plattform integriert auch Produkte von Drittanbietern. Für Videokonferenzen hat RingCentral eine Partnerschaft mit Zoom Video Communications, brachte soeben aber auch eine eigene Videoanwendung heraus. Das Unternehmen schreibt noch rote Zahlen, wächst aber sehr schnell: Die Prognose für die Abo-Umsätze für 2020 hat RingCentral wegen Corona schon stark angehoben.


VESTAS WIND SYSTEMS

Vestas ist wie Ørsted ein dänischer Windkraftkonzern und weltweit Marktführer bei Windkraft. Bei Vestas liegt der Fokus auf Anlagen an Land, die die Firma auch wartet, was langfristige Einnahmen verspricht. Bei Windkraftanlagen auf den Meeren ist Vestas mit einem Joint Venture vertreten. 2019 verzeichneten die Dänen einen Auftragsrekord für Windturbinen. Der Umsatz wuchs im Vergleich zu 2018 um 20 Prozent auf gut zwölf Milliarden Euro, der Gewinn stieg unterm Strich leicht auf 700 Millionen.

Nicht nur die produzierte Energie ist sauber, auch bei den Turbinen selbst legt Vestas Wert auf Nachhaltigkeit: Sie sind im Schnitt zu 85 Prozent recycelbar. Noch werden die Naben und Rotorenblätter aus nicht wiederverwertbaren Verbundwerkstoffen gebaut, bis 2040 will Vestas aber Turbinen herstellen, die keinen Abfall produzieren. Und es soll verschiedene Initiativen geben, wie mit nicht recycelbaren Rotorblättern nach der Stilllegung umgegangen wird.


XYLEM

Um zu zeigen, wie gut Abwasser wiederaufbereitet werden kann, hat Xylem für Werbezwecke Bier aus Abwasser gebraut. "Reuse Brew" heißt das Bier, das der US-Konzern mit den Berliner Wasserbetrieben und dem Kompetenzzentrum Wasser Berlin hergestellt hat. Mit dem Fußballverein Manchester City und der in Manchester ansässigen Heineken-Filiale hat Xylem das limitierte "Raining Champions"-Bier hergestellt - mit gereinigtem Regenwasser.

Wasser ist eine knappe Ressource. Nicht nur, dass es in möglichst hoher Qualität wiederaufbereitet werden kann, spielt deshalb eine wichtige Rolle. Xylem ist einer der großen Spieler bei Wassertechnologie. Das Unternehmen ist im gesamten Wasserkreislauf tätig - von der Quelle bis zur Kläranlage. Die Amerikaner stellen etwa Pumpen, Turbinen oder Anlagen zur Wasseraufbereitung her. Das Geschäft macht Xylem mit kommunalen Versorgern, Unternehmen oder Gewerbe- und Wohngebäuden.


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SVENSKA CELLULOSA

Wälder ziehen große Mengen CO2 aus der Atmosphäre und speichern den Kohlenstoff im Holz und im Boden. Sie steuern Wasserkreisläufe. Oder sie liefern mit Holz einen Rohstoff, der nachwächst, recycelbar ist und Materialien wie Metalle oder Plastik ersetzen kann. Der größte private Waldbesitzer Europas ist Svenska Cellulosa (SCA). Dem Konzern gehören in Schweden, aber auch im Baltikum 2,6 Millionen Hektar Wald - eine Fläche fast so groß wie Belgien. Laut SCA nimmt dieser Wald gut zehn Prozent der fossilen CO2 Emissionen Schwedens auf.

Aber die SCA-Wälder sind nicht nur Emissionsspeicher. Der Konzern steht für nachhaltige Waldwirtschaft und deckt große Teile der Wertschöpfungskette ab, liefert Holz für den Bau, für Möbel oder die Industrie und produziert Papier für Zeitungen oder Verpackung - hier profitieren die Schweden etwa vom boomenden Onlinehandel. Auch Zellstoff gehört zum Portfolio, vor allem für Papiertücher und Hygieneprodukte. Dazu stellt SCA Biokraftstoff und Holzpellets her und bewirtschaftet die Bäume anderer Waldbesitzer, von denen zum Teil Holz zugekauft wird. Zuletzt hatte SCA mit niedrigeren Preisen zu kämpfen. Für Langfristanleger ist die Aktie aber eine zukunftssichere Empfehlung: Damit das Holz bei SCA auch weiter nachwächst, werden für jeden gefällten Baum mindestens zwei neue gepflanzt. Für den Erhalt der Artenvielfalt will SCA übrigens auch sorgen, die Zahl verschiedener Pflanzen und Tiere soll in den Wäldern der Firma nicht abnehmen.


SOLAREDGE TECHNOLOGIES

Auch Solarenergie spielt bei der Energiewende eine wichtige Rolle. Die Kapazitäten für Strom aus erneuerbaren Quellen sollen zwischen 2019 und 2024 um 50 Prozent wachsen. Über die Hälfte des Wachstums soll auf Photovoltaik entfallen, so die Prognose der Energieagentur IEA. Davon sollte SolarEdge profitieren. Das Unternehmen mit Sitz in Israel stellt wichtige Teile für Photovoltaikanlagen her: Wenn die Sonne auf Solarpaneele auf Hausdächern oder in Solarparks fällt, machen die Platten aus dem Sonnenlicht Gleichstrom. Damit daraus Wechselstrom wird, der übertragen und verbraucht werden kann, brauchen Photovoltaikanlagen Wechselrichter. Neben diesen stellt SolarEdge Verstärker und Überwachungssysteme für die Anlagen her. Das sorgt dafür, dass mehr Energie aus den Anlagen gewonnen wird und der Preis für Solarstrom sinkt. Die Firma wurde erst 2006 von fünf Freunden gegründet, ist heute einer der großen Spieler bei intelligenter Energietechnik und wächst schnell, was die Aktie seit dem Börsengang vor fünf Jahren massiv anschiebt. Die Systeme sind schon in über 130 Ländern im Einsatz. SolarEdge ist unter anderem auch bei E-Autos oder Energiespeicherung tätig.


TOMRA SYSTEMS

Wer Dinge repariert oder recycelt, statt sie wegzuwerfen, schont Ressourcen, verringert Abfall, spart Emissionen und Energie. Kreislaufwirtschaft nennen Fachleute das. Dass man hier auch ein gutes Geschäft machen kann, zeigt Tomra Systems, der weltweit größte Hersteller von Pfandrücknahmeautomaten. Gesammelte Flaschen können wiederverwendet oder recycelt werden. Zudem stellen die Norweger Sortieranlagen fürs Recycling von Müll und Metall her und haben auch Anlagen zur Rohstoffrückgewinnung im Bergbau im Angebot. Dazu kommen Sortier- und Schälanlagen für Lebensmittel. Das soll nicht nur für mehr Qualität sorgen, sondern auch weniger Lebensmittelabfälle produzieren und den Einsatz von Energie oder Chemie verringern. Der Umsatz von Tomra stieg 2019 um rund neun Prozent auf umgerechnet etwa 844 Millionen Euro, der Gewinn unterm Strich um gut zehn Prozent auf 77,5 Millionen.


MAYR-MEINHOF KARTON

Verpackungen sind eine riesige Quelle für Müll. Vermeiden lassen sie sich von heute auf morgen kaum, aber nachhaltiger können sie werden, wenn zum Beispiel der Anteil von Karton größer wird. Der wird aus einem nachwachsenden Rohstoff hergestellt, man kann ihn viele Male sehr gut recyceln, und er ist biologisch abbaubar. Gelangt er in die Umwelt, löst er sich in ein paar Wochen auf - im Gegensatz zu Plastik, das dafür zum Teil Jahrhunderte braucht. Hergestellt wird er zum Beispiel von Mayr-Melnhof. Der Altpapieranteil des Kartons der Österreicher liegt bei 75 Prozent. Das Altpapier dafür kommt aus geprüften Quellen, der Rest der Faserstoffe für die neuen Kartons aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern, die Werke sind nachhaltig zertifiziert. Produziert wird vor allem umweltschonend mit Erdgas, Wasser wird sparsam eingesetzt, mehrmals aufbereitet und wiederverwendet.

Ein Großteil des Kartons wird verkauft, aus dem Rest produziert Mayr-Melnhof selbst Verpackungen, vor allem für Produkte des täglichen Bedarfs, wie Lebensmittel, Haushalts- und Hygieneprodukte oder Pharmazeutika. Zu den Kunden gehören große Konzerne wie Henkel, Sanofi, Danone, Nestlé, L’Oréal oder LVMH. Mayr-Melnhof stellt unter anderem auch Verpackungen für Zigaretten her, was vielleicht nicht jedem Anleger schmeckt. Mehr als 80 Prozent des Umsatzes macht das Unternehmen in Europa. Fast 60 Prozent der Aktien sind in Familienhand, was eine umsichtige und langfristige Geschäftspolitik erwarten lässt.