Risiko 1: US-Inflation.
Die Kennzahlen zur US-Inflation sind gestiegen. Noch erachtet die Fed diesen Anstieg als vorübergehend. Sollte er allerdings zunehmen, könnten sich die Erwartungen der Marktteilnehmer bezüglich weiterer Zinserhöhungen schnell ändern. Aktien und Anleihen stünden dann auf der Verliererseite, der Dollar würde aufwerten. Anlegern blieben bei diesem Szenario nur wenige Möglichkeiten, ihre Depots abzusichern.Risiko 2: US-Präsidentschaftswahl.
Der Ausgang der Wahl könnte darüber entscheiden, ob es zukünftig direkte politische Interventionen an den Märkten geben wird. Für viele Politiker sind die Märkte und die an den Börsen notierten Unternehmen Freiwild. Vergangenes Jahr hatten Hillary Clinton und Bernie Sanders das Pharma-Unternehmen Turing Pharmaceuticals beschuldigt, den Preis für das Aids-Medikament Daraprim zu stark in die Höhe zu treiben. Infolgedessen kam es zu einem breiten Ausverkauf bei Biotech-Aktien. Ein aktuelles Beispiel für politische Interventionen ist Clintons Vorschlag zur Einführung eines Mindestlohns. Wer allerdings glaubt, die Republikaner würden sich anders verhalten, wird enttäuscht sein: Donald Trumps Pläne, Reiche höher zu besteuern, könnten die Märkte ebenso verunsichern.Risiko 3: China und die Schwellenländer.
Es ist schwer vorhersehbar, welchen Kurs Peking bei der Bewertung der Landeswährung, bezüglich der Kapitalkontrollen sowie in der Geld- und Fiskalpolitik einschlagen wird. Viele Hedgefonds-Manager gehen davon aus, dass der Renminbi im Verlauf dieses Jahres weiter fallen wird. Das ist eine riskante Wette, zumal Chinas Regierung bereits explizit vor Spekulationen gegen die Landeswährung gewarnt hat. Ein weiteres Risiko in diesem Zusammenhang klingt interessanterweise zunächst einmal nach einer positiven Entwicklung: eine plötzliche, unerwartete Rally der Aktienmärkte in den Schwellenländern. Zu dieser könnte es kommen, wenn mehrere Umstände aufeinandertreffen - eine Dollar-Schwäche, steigende Rohstoffpreise und eine vorsichtige Geldpolitik der US-Notenbank. Dies wäre allerdings ein Best-Case-Szenario. Aus unserer Sicht ist es wenig sinnvoll, sich entsprechend zu positionieren. Anleger sollten die Gefahr in Kauf nehmen, gegebenenfalls auf dem falschen Fuß erwischt zu werden.Risiko 4: Brexit-Referendum.
Schließlich könnte es an den britischen Aktienmärkten im Zusammenhang mit der Abstimmung über den Verbleib in der Europäischen Union am 23. Juni turbulent werden - auch wenn die EU-Mitgliedschaft, wie die Umfrageergebnisse zeigen, weiter bestehen sollte. Ein Brexit dagegen würde das Pfund schwer treffen. Und damit nicht genug: Die EU-Migrationskrise, Spannungen im Mittleren Osten und die politischen Veränderungen in Brasilien zählen zu den weiteren politischen Unsicherheiten, die die Märkte irritieren könnten. In diesem Umfeld werden Investoren dieses Jahr in den meisten Anlageklassen voraussichtlich nur einstellige Renditen erzielen können. Es ist zurzeit nicht einfach, alternative Kaufgelegenheiten mit attraktivem Risiko-Gewinn-Verhältnis zu finden, die zudem Wachstumsstärke und Qualität versprechen. Angesichts der vielen Risiken ist deshalb aus unserer Sicht eine defensive Anlagestrategie mit einem reduzierten Aktienanteil zu bevorzugen.Larry Hatheway
Hatheway ist Leiter Multi Asset Portfolio Solutions bei GAM in London. Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften arbeitete er unter anderem bei der US-Notenbank sowie bei der Investmentbank UBS. GAM ist eine der weltweit führenden Fondsgesellschaften und bietet Investmentfonds unter den beiden Marken GAM und Julius Bär für Institutionen, Finanzintermediäre und Privatkunden an.