Hart arbeiten, um besser zu sein als die Konkurrenz - diesen Druck erfahren Südkoreaner früh. Das Bildungssystem des asiatischen Landes ist extrem fordernd. Damit ihre Kinder im Wettbewerb um gesellschaftlich hoch angesehene Jobs bestehen können, geben Südkoreas Eltern pro Kind im Monat rund 500 Euro für privaten Nachmittagsunterricht aus. Der kann mitunter bis 22 Uhr dauern. Erst dann müssen die "Hagwon" genannten Schulen gemäß staatlicher Auflage schließen.

Die Investitionen zahlen sich aus: In den weltweiten PISA-Tests der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung rangiert Südkorea regelmäßig ganz oben. 80 Prozent der Jugendlichen eines Jahrgangs besuchen eine Universität. Auch sie schneiden im internationalen Vergleich, insbesondere in technischen Disziplinen, bestens ab.

Der hohe Stellenwert, den Südkoreas Regierungen und die Gesellschaft der Bildung beimessen, erklärt auch den rasanten Aufschwung nach Beendigung des Koreakriegs im Jahr 1953. Seinerzeit zählte Südkorea zu den ärmsten Ländern der Welt. Heute erwirtschaftet das Land ein nominales Bruttoinlandsprodukt von 1,4 Billionen Dollar und liegt damit auf Platz 14 der Volkswirtschaften. Die Bürger leben im Gegensatz zum kommunistisch regierten Nordkorea in Wohlstand. Mit umgerechnet 30 800 US-Dollar im Jahr verdienen sie auch deutlich mehr als die Menschen in anderen asiatischen Ländern. In China beispielsweise liegt das jährliche Pro-KopfEinkommen bei 8150 Dollar.

Dass Südkorea ein ökonomisches Powerhouse ist, zeigt sich auch in der globalen Marktführerschaft seiner Unternehmen. Hyundai Motors hat es innerhalb weniger Jahre zum fünftgrößten Automobilkonzern der Welt geschafft. Hyundai Heavy Industries ist weltweit der größte Schiffsbauer. Auch der Hersteller von Smartphones Samsung Electronics sowie der Speicherchiphersteller Hynix dominieren in ihren Geschäftsfeldern. Der Aufstieg dieser meist in Familienbesitz befindlichen Konglomerate - sogenannter Chaebols - zu Weltunternehmen beruht auch auf der Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter. Mit 2250 Stunden pro Jahr wird in Korea länger gearbeitet als in jedem anderen Land.

Allerdings hängt Koreas wirtschaftliche Entwicklung auch vom Konjunkturverlauf in den Abnehmerländern ab. Neun Prozent der Ausfuhren gehen in die EU, zehn Prozent in die USA, 14 Prozent in die ASEANStaaten und 25 Prozent nach China. Insbesondere die nachlassende Dynamik in China sorgt dafür, dass Koreas Wirtschaftswachstum schon seit drei Jahren unter vier Prozent bleibt. Auch die Unternehmen leiden: Samsung Electronics meldete im zweiten Quartal 2015 einen Umsatzrückgang von acht Prozent. Ebenso lastet Chinas Schwäche auf dem koreanischen Aktienmarkt. Der Leitindex Kospi 100 verlor auf Sicht von einem Jahr vier Prozent.

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Viel Geld für Start-up-Unternehmen



Mit der jüngsten Abwertung des chinesischen Renminbi, durch die sich der Kauf koreanischer Waren verteuert, erhöht sich der Druck, das exportlastige und von den Erfolgen der Chaebols abhängige Wachstumsmodell zu verändern. Staatspräsidentin Park Geunhye ist dazu bereit. Künftig sollen kleinere, innovationsstarke Unternehmen das Wachstum beleben und die Exportausfälle der großen Unternehmen kompensieren. Die Regierungsinitiative, die unter dem Begriff "kreative Wirtschaft" firmiert, unterstützte allein im vergangenen Jahr Start-ups mit sechs Milliarden Euro. Viele der noch jungen Unternehmen wollen später an die Börse gehen.

Schon jetzt ist die Bereitschaft zum IPO hoch. Vor Kurzem bereicherte unter anderem der Kosmetikhersteller Tony Moly den Kurszettel. Seit dem Listing Mitte Juli legte der Titel um 86 Prozent zu. Auch Aktien des ebenfalls seit Mitte Juli notierenden Pharmaunternehmens Pharma Research Products sind gefragt. Der Kurs stieg um über 100 Prozent. Der Erfolg der Neulinge dürfte das Interesse ausländischer Investoren am koreanischen Aktienmarkt beleben. Zumal auch das MERS-Virus wieder unter Kontrolle ist. Die lebensbedrohliche Atemwegserkrankung hatte die Binnennachfrage der Koreaner in den vergangenen Monaten deutlich gedämpft und sich negativ auf den Kursverlauf ausgewirkt. Als Gegenmaßnahme hatte die Regierung ein 13 Milliarden Dollar schweres Stimulierungsprogramm aufgelegt, das in den kommenden Monaten positiv wirken sollte.



Der mit FondsNote 1 beurteilte Invesco Korean Equity dürfte davon profitieren. Manager Simon Jeong hat Tech- und Bankwerte untergewichtet und setzt stattdessen vermehrt auf Konsumtitel aus dem MidCap-Bereich. Zu seinen Favoriten zählt beispielsweise Hanssem. Das Möbelhaus steigerte dank vermehrter Hauskäufe der Koreaner im zweiten Quartal den Umsatz um 59 Prozent.



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