Am deutschen Aktienmarkt läuft es gut. Das dokumentieren die Stände der führenden Aktienindizes. Schließlich bewegen sich DAX, MDAX und SDAX nahe oder an ihren Rekordhochs und der TecDAX stellt ein neues Mehrjahreshoch nach dem anderen auf.

Ansehnlich schlägt sich auch das German Stock Ideas-Modellportfolio der Deutschen Bank. Bei der Vorlage der aktuellen Publikation zu diesem Musterdepot mit Veröffentlichungsdatum 08. Februar verweist Head of Research Andreas Neubauer darauf, dass dieses Konzept seit der Auflegung am 12.06.15 eine absolute Rendite von 136 Prozent erzielt hat. Die absolute Performance-Rendite für das laufende Jahr betrug da zudem 3,6 Prozent.

Wie Neubauer weiter ausführt, verzeichnete das Portfolio in fünf der vergangenen sechs Jahre positive zweistellige absolute Renditen: +12,4 Prozent in 2015, +13 Prozent in 2016, +40,4 Prozent in 2017, -19,4 Prozent in 2018, +32,7 Prozent in 2019 und 16,2 Prozent in 2020. Relativ gesehen habe das Portfolio seit Jahresbeginn eine starke Outperformance (von plus drei Prozent) gegenüber dem deutschen Vergleichsindex HDAX erzielt und liege seit Auflegung am 12.06.15 um 108 Prozent vor dem HDAX, der die Werte aller Unternehmen aus den deutschen Auswahlindizes DAX, MDAX und TecDAX zusammenfasst. Seit dem letzten Update-Bericht, im November 2020 hätten unter den Favoriten Shop Apotheke (+68 Prozent), SLM Solutions (+48 Prozent) und Cancom (+14 Prozent) den HDax 110 übertroffen.

Bei der Zusammensetzung der deutschen Top-Aktien-Favoriten wählt die Deutsche Bank gestaffelt nach Börsenwerten jeweils drei Einzeltitel aus diesen Kategorien aus. Die drei Auswahlfelder sind Aktien mit einer Marktkapitalisierung von mehr als fünf Milliarden Euro, Aktien in einer Spanne von unter fünf Milliarden Euro und mehr als einer Milliarden Euro sowie Aktien mit einem Börsenwert von unter einer Milliarden Euro.

Anlässlich der jüngsten erfolgten Überprüfung der "German Top Ideas" stiegen vier Titel neu in den Kreis der Favoriten auf. BÖRSE ONLINE stellt diese Titel sowie die Kaufargumente nachfolgend etwas näher vor, wobei die Kursziele in der Spitze bis zu 45 Prozent Luft nach oben lassen. Erwähnt sei noch, dass sich in der neunköpfigen Empfehlungsliste neben den vier Neulingen auch noch Bayer, Instone Real Estate, Deutsche Pfandbriefbank, SLM Solutions und Cancom befinden.

Deutsche Wohnen-Aktie



Der erste hier vorgestellte Neuling unter den deutschen Top-Favoriten der Deutschen Bank heißt Deutsche Wohnen. Die Kaufempfehlung ist hier mit einem Kursziel von 60,00 Euro versehen. Das ist eine Vorgabe, die sich um 45,4 Prozent über dem Xetra-Schlusskurs von 41,27 Euro bewegt.

Der zuständige Analyst Markus Scheufler bezeichnet den DAX-Vertrete als das zweitgrößte deutsche Wohnungsunternehmen mit Fokus auf Metropolmärkte (vor allem Berlin; 75 Prozent). Er glaubt, dass die Gesellschaft der Hauptnutznießer wäre, wenn das deutsche Oberste Gericht die Berliner Mietpreisbremse aufheben würde, was seiner Meinung nach geschehen werde.

Auch der praktische Ansatz des Managements, über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg zu expandieren (Projektentwicklungen), nicht zum Kerngeschäft gehörende/strategische Vermögenswerte mit Aufschlägen zu verkaufen und mit den überschüssigen Barmitteln Aktien zurückzukaufen, wenn der Loan to Value (abgekürzt LTV -Verhältnis des Kreditbetrags zum Verkehrs- oder Marktwert einer Immobilie) zu moderat werde, sollte attraktive Renditen unterstützen.

Wenn sich der Analystenkonsens nur langsam an die starke Prognose zum Nettoinventarwert und den Ausblick für 2021 anpasse, könnte dies laut Scheuffler die Aktie weiter antreiben, insbesondere angesichts der im März anstehenden Bekanntgabe der Geschäftszahlen für 2020 und der anhaltenden Umsatzdynamik im ersten Quartal 2021.

Insgesamt handele es sich um einen defensiven Value-Titel, der sich in einem risikofreudigen Marktumfeld gut behaupten sollte. Die Aktien würden mit einem Abschlag von 30 Prozent auf den geschätzten Nettoinventarwert für 2021 gehandelt. Das sei zehn Prozentpunkte weniger als im Schnitt den Wettbewerbern zugebilligt werde. Angesichts einer von der Deutschen Bank prognostizierten durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von zwölf Prozent beim Nettoinventarwert von 2020 bis 2023 sei der Titel aber auch absolut gesehen zu moderat gepreist.

Risiken gebe es durch die bevorstehende Wahl zum 19. Berliner Abgeordnetenhaus, die voraussichtlich am 26. September 2021 stattfindet, etwaigen M&A-Aktivitäten, die sich eventuell am Ende nicht rechnen sowie die möglichen Kosten im Zusammenhang mit ESG und Carbon Tax.


HeidelbergCement-Aktie



In dem bei den deutschen Top-Aktienideen neu hinzugekommenen Favoriten-Quartett der Deutschen Bank befindet sich auch HeidelbergCement. Für das DAX-Mitglied ist das Kursziel im Rahmen einer Kaufempfehlung auf 82,00 Euro taxiert, wobei diese Vorgabe im Januar um fünf Euro von bisher 77,00 Euro erhöht worden war. Da der Titel am Freitag zum Xetra-Handelsschluss bei 64,02 Euro notierte, winkt hier theoretisch ein Plus von rund 28 Prozent.

Für den verantwortlichen Analysten Matthias Pfeifenberger ist HeidelbergCement einer der weltweit größten integrierten Hersteller von Baustoffen mit führenden Marktpositionen bei Zuschlagstoffen, Zement und Transportbeton. Das Unternehmen hat 2019 einen Umsatz von fast 19 Milliarden Euro und eine EBITDA-Marge von 19 Prozent erzielt.

Aus der Sicht von Pfeifenberger ist dieser Titel aufgrund der folgenden Überlegungen interessant und kaufenswert: Die Aktie werde im Deep-Value-Bereich gehandelt und es seien alle wichtigen Bausteine für eine Neubewertung vorhanden. Wie in der neuen Strategie bis zum Jahr 2025 dargelegt, solle eine Wertgenerierung unter anderem auch mit Hilfe der Veräußerung von unterdurchschnittlichen Vermögenswerten und operative Exzellenz erreicht werden.

Groß angelegte Fusionen und Übernahmen gehörten dagegen der Vergangenheit an, der Fokus liege auf weiterem Schuldenabbau (und einem Triple-B-Rating) sowie einer progressiven Dividende. Am wichtigsten sei, dass die Agenda zur Emissionsreduzierung vorangebracht werde und die Unterstützung der Regierung für ein großangelegtes Projekt zur Kohlenstoffabscheidung eine signifikante Veränderung der Wahrnehmung auslösen könnte.

An der ESG-Front verstärke HeidelbergCement erneut seine Nachhaltigkeitsanstrengungen, indem es seine CO2-Reduktionsziele auf 2025 vorverlegt (und neue Ziele für 2030 eingeführt) habe. Darüber hinaus bleibe das Ziel der Kohlenstoffneutralität bis 2050 bestehen, und die dringend erforderlichen Innovationsinitiativen für CO2-Reduktionstechnologien seien im Gange.

In dieser Hinsicht wäre die Unterstützung und Finanzierung des groß angelegten Kohlendioxid-Abscheidungsprojekts von Heidelberg im Werk Norcem durch die norwegische Regierung ein wichtiger Meilenstein und könnte nach Meinung von Pfeifenberger die Wahrnehmung der Investoren (in Bezug auf ESG-Themen wie Treibhausgasemissionen) deutlich verbessern.

Die Schätzungen zum Ergebnis je Aktie sehen für die Geschäftsjahre 2020 bis 2022 wie folgt aus: minus 10,12 Euro, plus 7,02 Euro und plus 7,62 Euro. Auf letztgenannter Basis ergibt sich ein geschätztes KGV von 8,4. Bei der Dividenden rechnet Pfeifenberger für die genannten Geschäftsjahre mit Zahlungen von 1,90 Euro, 2,00 Euro und 2,20 Euro je Aktie.

Zu den Hauptrisiken gehören für die Deutsche Bank eine eventuell geringere Preissetzungsmacht in wichtigen Märkten (einschließlich USA, Europa, Indonesien), steigende Energiekosten, eine Verschlechterung des US-Wohnungsmarktes und schwächere Infrastrukturausgaben. Auf der ESG-Seite sähen sich die Zementhersteller zudem mit einer Reduzierung der Emissionszertifikate und potenziell steigenden CO2-Kosten im Zusammenhang mit der Phase 4 des EU-Emissionshandelssystems ab 2021E konfrontiert, aber führende Anbieter sollten angesichts bestehender Überschüsse und laufender Ambitionen zur Emissionsreduzierung recht gut aufgestellt sein.


Adler Group-Aktie



Als dritten neuen Topfavoriten unter den deutschen Aktien hat die Deutsche Bank die Anteilsscheine der Adler Group auserkoren. Eine bestehende Kaufempfehlung ist bei dem Vertreter aus dem SDAX mit einem Kursziel von 32,00 Euro ausgestattet. Gemessen an der Xetra-Schlussnotiz von 24,40 Euro birgt diese Vorgabe ein Aufwärtspotenzial von gut 31 Prozent.

Der diesen Titel betreuende Analyst Markus Scheufler bezeichnet die Adler Real Estate Group (ADO) als eine der größten deutschen Wohnungsplattformen, die ihr Geschäft in Immobilienbesitz und -verwaltung sowie ein Entwicklungsgeschäft (Consus) aufteilt. Der Konzern habe in den vergangenen Jahren große strukturelle Veränderungen und mehrere Übernahmen hinter sich gebracht und dabei manchmal die Corporate Governance für das Wachstum geopfert, aber Scheufler glaubt, dass nach Veränderungen im Management und Aufsichtsrat der Fokus wieder auf das operative Geschäft gelegt werden sollte.

Die Aktie sei sehr gut geeignet, um von der hausinternen Annahme zu profitieren, dass die Berliner Mietpreisbremse in diesem Jahr aufgehoben wird, was den Weg für ein starkes Umsatzwachstum ebnen sollte.

Auch die jüngste Dynamik bei den Verkäufen von Nicht-Kernimmobilien über dem Buchwert lasse nicht nur den aktuellen Bewertungsabschlag von 50 Prozent als fehl am Platz erscheinen. Vielmehr werde dies auch dazu beitragen, den Loan to Value (abgekürzt LTV - Verhältnis des Kreditbetrags zum Verkehrs- oder Marktwert einer Immobilie) zu senken, die EBITDA-Marge zu verbessern und letztlich den Weg für ein besseres Kreditrating, eine günstigere Refinanzierung und ein höheres FFO (Wachstum) zu ebnen. Jede positive Entwicklung im Entwicklungsgeschäft würde die skizzierte Argumentation weiter unterstützen.

Den geschätzten Nettoinventarwert beziffert die Deutsche Bank für 2020 auf 49,5 Euro, für 2021 auf 56,0 Euro und für 2022 auf 62,5 Euro je Aktie. Bei der Dividende kalkuliert man für die genannten Geschäftsjahre mit Zahlungen von 0,65 Euro, 0,65 Euro und 0,74 Euro je Anteilsschein.

Risiken gebe es auf Seiten der Corporate Governance, durch mögliche M&A-Aktivitäten, falls sich diese als nicht lohnend erweisen sollten, über etwaige weitere Rating-Herabstufungen; bei Besitzveräußerungen mit Abschlägen. Erwähnenswert seien in dieser Hinsicht auf ein hoher Verschuldungsgrad sowie Kostenüberschreitungen und etwaige Verzögerungen bei den Entwicklungsprojekten.


Rheinmetall-Aktie



Zum vierten und letzten Neuling unter den deutschen Top-Favoriten hat die Deutsche Bank die Aktien von Rheinmetall gekürt. Eine bestehende Kaufempfehlung ist hier mit einem Kursziel von 120,00 Euro verknüpft. Das verspricht im Falle einer Zielerreichung einen Anstieg von 38,7 Prozent, da der MDAX-Vertreter am Freitag zuletzt bei 86,52 Euro handelte.

Der zuständige Analyst Christoph Laskawi bezeichnet Rheinmetall als ein Unternehmen, das einen Autozulieferer und ein Verteidigungsgeschäft mit einer Umsatzaufteilung von 40:60 kombiniert. Das Verteidigungsgeschäft trage jedoch fast 80 Prozent zum Gewinn bei und sollte ein hohes einstelliges Umsatz- und Gewinnwachstum in Verbindung mit einem kontinuierlich hohen Auftragseingang aufweisen.

Das Defence-Geschäft von Rheinmetall sollte weiterhin von den steigenden Verteidigungsausgaben nicht nur in Deutschland, sondern auch innerhalb der EU und der NATO sowie in Ländern wie Australien profitieren. Dies werde durch den Modernisierungsbedarf und den Technologiewandel bei den Streitkräften getrieben.

Darüber hinaus befasse sich das Unternehmen aktiv mit leistungsschwachen Geschäftsbereichen und führe Portfoliomaßnahmen wie die Veräußerung des Kolbengeschäfts durch. Laskawi sieht ein ordentliches Wachstum im Verteidigungsbereich und solide Ergebnisausweise sowie Auftragsankündigungen als Faktoren, die den Aktienkurs nach oben treiben werden.

Das Automotive-Geschäft habe wie alle anderen Teilezulieferer auch unter den Auswirkungen von COVID-19 gelitten. Für 2021 prognostiziert die Deutsche Bank ein starkes Umsatzwachstum, da sich die Volumina nicht nur in der Pkw-Produktion, sondern auch bei den Lkw wieder erholen dürften. Mit einem operativen Leverage von 20-25 Prozent sollte dies auch zu einer anständigen Margenverbesserung führen und die Generierung von freiem Cashflow durch diese Einheit wieder in historische Cash-Conversion-Bereiche bringen.

Laut Laskawi hat die Gesellschaft jüngst solide Zahlen für das vierte Quartal vorgelegt. Mit der Ankündigung, Subholdings zu eliminieren, eine Hürde für die Profitabilität der Geschäftsbereiche einzuführen und den Autoanteil weiter zu senken, habe der Fokus bei einer unlängst veranstalteten Investoren-Update-Telefonkonferenz jedoch klar auf dem mittelfristigen Potenzial von Rheinmetall gelegen.

Dazu habe der Vorstand Ziele für das Jahr 2025 vorgestellt, die eine hohe einstellige Wachstumsrate beim Umsatz und eine zweistellige Wachstumsrate beim operativen Ergebnis implizierten. In Anbetracht der Tatsache, dass die in der Vergangenheit genannten mittelfristigen Ziele in der Regel einen gewissen Konservatismus beinhalteten, könnte es bis zum Jahr 2025, angetrieben durch das Verteidigungsgeschäft, sogar noch mehr Spielraum nach oben geben als in Aussicht gestellt.

Mit dem klaren Bekenntnis zur weiteren Verlagerung des Geschäfts in den Verteidigungsbereich sieht Laskawi das Management bereit, weitere Teile des Automotive-Geschäfts zu veräußern, falls die Margenerwartungen nicht erfüllt werden oder ein adäquates Übernahmeangebot eingeht.

Die Angaben zum Ergebnis je Aktie sehen für 2020 ein Minus von 0,56 Euro vor. Für 2021 und 2022 betragen die Prognosen plus 7,52 Euro bzw. 8,69 Euro. Auf letztgenannter Basis ergibt sich ein geschätztes KGV von nur knapp zehn. Die Vorhersagen für die Dividendenausschüttungen sehen für die Geschäftsjahre 2020 bis 2022 Zahlungen von 1,00 Euro, 2,48 Euro und 2,87 Euro je Anteilsschein vor.