Bei ihrer letzten Sitzung setzten die Währungshüter alle drei Leitzinsen herunter. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte senkte die EZB dabei auch den Schlüsselsatz für die Geldversorgung des Bankensystems auf null.
Wenn sie über Nacht Geld bei der Notenbank parken, müssen Banken jetzt außerdem einen noch höheren Strafzins von minus 0,4 Prozent zahlen. Auch das bereits seit vergangenem Jahr laufende Anleihen-Kaufprogramm der EZB wird nun deutlich ausgeweitet. Die Folge dürften weiter sinkende Renditen am Rentenmarkt sein.
Die US-Zentralbank Fed hat es ebenfalls mit Zinserhöhungen nicht mehr eilig. Im Dezember hatte die Fed die US-Leitzinsen erstmals seit fast zehn Jahren noch leicht angehoben. Ihre letzte Sitzung in der vergangenen Woche beendete die amerikanische Notenbank, ohne an der Zinsschraube zu drehen.
Fed-Chefin Yellen will nichts kaputt machen
Aufgrund der jüngsten Daten vom Arbeitsmarkt und der Inflationsfront wäre zwar im Grunde eine Zinserhöhung möglich gewesen, doch Fed-Chefin Janet Yellen macht sich Sorgen. Vor der Presse erklärte Jellen, dass der Zustand der Weltwirtschaft und die Entwicklungen an den Finanzmärkten Risiken für die US-Wirtschaft darstellten.
Die Zurückhaltung der Fed hängt aber wohl auch damit zusammen, dass die Zentralbanken in Europa und Japan die Zinsen immer weiter herunterdrücken. Auch in Japan gibt es inzwischen einen negativen Einlagenzins für die Banken. Höhere US-Zinsen haben bereits zu einer Aufwertung des Dollars geführt. Das machte amerikanische Exportprodukte teurer und könnte künftig Amerikas Wirtschaft bremsen. Offensichtlich will die Fed dies nicht riskieren.
Für viele Sparer hat sich das anhaltende Zinstief bereits zu einem echten Handicap entwickelt. Mit den bislang von vielen favorisierten Zinspapieren läßt sich heute kaum noch ausreichendes Vermögen aufbauen. Zusätzliches Risiko: Weil heute die Zinsen vieler länger laufender Staatsanleihen unterhalb der Inflationsrate liegen, wird nicht nur der Vermögensaufbau erschwert.
Trotz praktisch nicht vorhandener Inflation ist deshalb auch der reale Wert des Vermögens häufig in Gefahr. Reichen die Zinsen nicht mehr aus, um den Kaufkraftverlust durch Inflation zu decken, verlieren Anleger unterm Strich Geld. Bei negativen Zinsen, braucht es für diesen Effekt nicht einmal Inflation.
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Niedrige Zinsen werden zum Problem
Wer hofft, dass die Phase niedriger und negativer Zinsen nur vorübergehender Natur ist, könnte enttäuscht werden. Phasen negativer Realzinsen können sehr lange anhalten. Das verdeutlicht ein Whitepaper der Deutschen Bank mit dem Titel "The Income Challenge". Laut den Autoren Vincent Denoiseux und Pierre Debru hat die längste Phase negativer Realzinsen ganze 35 Jahre gedauert - von 1945 bis 1980.
Auch angesichts dieser Erfahrungen ist es keine gute Idee, einfach nur auf höhere Zinsen zu warten. Viel mehr Sinn macht nach Aussage der Autoren ein geschickt diversifiziertes Portfolio, das unterschiedliche, höher rentierende Ertragsquellen nutzt. Dazu identifizieren die Forscher verschiedene Anleihen-Typen und vor allem Aktienkategorien. Eines der besten Tools aus ihrer Sicht sind Dividendenaktien.
Diese locken nicht nur mit hohen Renditen, auch der Aktienkurs von kontinuierlich Dividenden zahlenden Unternehmen entwickelt sich in der Regel besser als der Gesamtmarkt. Das zeigen verschiedene Studien der vergangenen Jahre, etwa die Untersuchung der US-Professoren Robert Shiller und Sanjoy Basu. Die Ökonomen Eugene Fama und Kenneth French zeigten zudem, dass die Wahrscheinlichkeit einer höheren Wertentwicklung mit der Anlagedauer steigt.
Dividendenaktien sind lukrativer als Anleihen
Für den deutschen Aktienmarkt kommt die Deutsche Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Institut für Portfolio-Strategien an der FOM Hochschule in Essen zu einem ähnlichen Ergebnis: Aktien von deutschen Unternehmen, die im Vorjahr Dividenden gezahlt hatten, entwickelten sich von 2002 bis 2014 nahezu doppelt so gut wie der Gesamtmarkt.
Dividenden tragen im Schnitt etwa 40 Prozent zur Gesamtrendite eines Aktienportfolios bei, schätzen Experten. Dass sie damit nicht ganz falsch liegen dürften, zeigt auch die Entwicklung des S&P 500 Dividend Aristocrats Index. Er enthält US-Unternehmen, die in den vergangenen 25 Jahren ihre Dividende kontinuierlich erhöht haben. Der Index brachte Anlegern in den zehn Jahren bis Anfang 2015 eine durchschnittliche jährliche Rendite von elf Prozent.
Dagegen schaffte der normale S&P 500 im gleichen Zeitraum nur durchschnittlich 7,9 Prozent pro Jahr. Den S&P 500 Dividend Aristocrats Index gibt es inzwischen auch als ETF. Der SPDR S&P US Dividend Aristocrats UCITS ETF (ISIN IE00B6YX5D40) bildet genau diesen US-Index ab. Ein Investment in diesen ETF war in den vergangenen Jahren eine äußerst lukrative Sache. Doch künftig dürften wohl europäische Dividendenaktien den Amerikanern die Schau stehlen.
Heute bringen europäische Aktien viel höhere Renditen als US-Titel. Aktuell beträgt etwa im deutschen Dax-Index die durchschnittliche Dividendenrendite 3,2 Prozent. Beim Stoxx Europe 600 liegt sie bei 3,7 Prozent beim Euro-Stoxx-50 sogar bei satten vier Prozent. Dem steht eine durchschnittliche Dividendenrendite von 2,3 Prozent im amerikanischen S&P 500 gegenüber.
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Neue Dividenden-ETFs sind schlauer
Mehr als 30 Dividenden-ETFs notieren inzwischen an der Deutschen Börse. Die ETFs unterscheiden sich allerdings doch durch die Methode, nach denen sich die Zusammensetzung des ETF-Portfolios bestimmt. Ein besonders attraktiver Dividenden-ETF ist der SPDR-S&P-Euro-Dividend-Aristocrats-ETF (ISIN: IE00B5M1WJ87). Er enthält die 40 zuverlässigsten Dividendenzahler der Euro-Zone: Aktien, bei denen in den vergangenen zehn Jahren die Dividende ohne Unterbrechung niemals reduziert oder gestrichen wurde.
Trotz seiner relativ geringen Anzahl von Aktien ist der SPDR-S&P-Euro-Dividend-Aristocrats-ETF gut diversifiziert. So finden sich im Fondsportfolio Titel aus acht verschiedenen Ländern. Den größten Anteil stellen dabei französische Dividendenaktien mit 32 Prozent, gefolgt von deutschen Werten mit knapp 20 Prozent Anteil.
Auch was die Branchen betrifft, bietet der SPDR-S&P-Euro-Dividend-Aristocrats-ETF eine bunte Mischung. So kommen Aktien aus der Finanzbranche und der Industrie auf jeweils knapp 20 Prozent Anteil, ebenso Aktien der Versorgungsunternehmen. Gebrauchsgüter-Hersteller belegen rund 16 Prozent des Portfolios. Technologie- und Pharmaaktien sind dagegen so gut wie gar nicht vertreten.
Die Namen der am höchsten gewichteten Aktien dürften allerdings nur wenigen Anlegern etwas sagen. Mit mehr als vier Prozent am schwersten wiegt etwa der spanische (Gas-) Versorger Enagas. Die Münchner Rückversicherung (heute: Munic Re) kommt auf annähernd das gleiche Gewicht. Auf den Plätzen drei bis fünf folgen ein portugiesischer, spanischer und ein italienischer Versorger: EDP, Red Electrica und Hera. Auf Platz zehn rangiert der deutsche Medienkonzern Axel Springer, der immer noch zu mehr als der Hälfte der Familie Springer gehört.
Ein Investment in den SPDR-S&P-Euro-Dividend-Aristocrats-ETF wäre in den vergangenen drei Jahren durchaus lohnend gewesen. Pro Jahr brachte der ETF eine annualisierte Wertsteigerung von 9,7 Prozent. Das war rund ein Prozentpunkt mehr als die Rendite des Vergleichsindex MSCI EMU, den gesamten Markt der Eurozone-Aktien abbildet.
Die Chancen stehen gut, dass Anleger mit diesem ETF auch in Zukunft ordentlich verdienen werden - nicht nur, weil die Aktienkurse der Euro-Aktien noch Nachholpotenzial haben. Auch die durchschnittliche Dividendenrendite des SPDR-S&P-Euro-Dividend-Aristocrats-ETF ist eine Wucht. Sie beträgt derzeit vier Prozent. Wer will bei solchen Argumenten noch Zinspapiere?
SPDR-S&P-Euro-Dividend-Aristocrats-ETF
ISIN: IE00B5M1WJ87
Gesamtkostenquote: 0,3 Prozent