Ein Erfolgserlebnis macht noch keinen Umschwung. Aber nach mehr als einem Jahr seit dem Amtsantritt von Matteo Renzi kommt Bewegung in Italiens Wirtschaft. Der neue Regierungschef hat nach harten Debatten im Parlament erste Änderungen des italienischen Wahlrechts durchgesetzt. Ein künftiger Garant für klare politische Mehrheiten, an denen es in der Vergangenheit so oft mangelte. Zuvor hatte er gegen Proteste von Gewerkschaften und aus den eigenen Reihen den rigiden Kündigungsschutz gelockert. Dieser gilt als eine der Hauptursachen dafür, dass italienische Arbeitgeber nur zögerlich neue Beschäftigte einstellen.

Den Börsianern gefallen die Fortschritte. Seit Jahresanfang hat der FTSE MIB, der Leitindex der Börse Mailand, rund 17 Prozent zugelegt - und schnitt damit deutlich besser ab als der DAX oder Euro Stoxx 50. "Die jüngsten positiven Effekte sind auch psychologischer Natur, weil sie unter den Investoren endlich wieder Vertrauen in mehr politische Stabilität und wirtschaftlichen Reformwillen in Italien wecken", meint Stefano Andreani, Fondsmanager bei der Schweizer Großbank Credit Suisse.

Dabei sprechen die ökonomischen Fakten weiter gegen ein nachhaltiges Wachstum. Anders als etwa in Spanien stagniert die Industrieproduktion weiterhin. Sie liegt noch um 25 Prozent unter Vorkrisenniveau. Die Lohnstückkosten bleiben trotz stagnierender Einkommen auf unverändert hohem Niveau. Hinzu kam, dass Banken die Wirtschaft zuletzt nur zögerlich mit Investitionskrediten versorgt hatten. Die überbordende Bürokratie, die Genehmigungsverfahren für Investitionsprojekte blockiert, tut ein Übriges.

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Das Wachstum schwächelt

Volkswirte warnen deshalb davor, dass die bislang treibenden Kräfte für eine wirtschaftliche Erholung in Italien weitgehend zyklischen Charakter haben. Der anhaltend niedrige Ölpreis und die ungebremste Liquiditätsschwemme, welche die Europäische Zentralbank mit dem Kauf der Staatsanleihen bis September 2016 garantiert, wären hier an erster Stelle zu nennen. Trotzdem wird das Wachstum zu schwach ausfallen, um eine nachhaltige Erholung anzuschieben. Jüngste Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) gehen davon aus, dass Italiens Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2015 um 0,5 Prozent und 2016 um 1,1 Prozent zulegen wird. Die entsprechenden Wachstumswerte für die gesamte Eurozone beziffert der IWF auf 1,5 und 1,6 Prozent.

Anleger setzen bei italienischen Aktien vor allem auf einen Hebeleffekt bei den Unternehmenserträgen. "Obwohl sich die italienische Wirtschaft schlechter als der Durchschnitt der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion entwickeln sollte, dürften die Gewinne der Unternehmen überdurchschnittlich zulegen. Das dürfte auch ein Grund sein, weshalb italienische Firmen aktuell von ihrer Bewertung mit einer Prämie zum europäischen Markt gehandelt werden", sagt Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank.

Bei den Branchen setzt Stephan auf Nicht-Basiskonsumgüter, die als Nutznießer der anziehenden Nachfrage in den Privathaushalten gelten. Zu den Gewinnern der zuletzt eingeleiteten Reformmaßnahmen zählt er außerdem Unternehmen, die in Infrastrukturprojekten tätig sind. Deutlich verbessert hat sich auch die Profitabilität und Kapitalausstattung zahlreicher Großbanken. Derzeit arbeitet die Regierung Renzi daran, den Banken das Abschreiben von faulen Krediten zu erleichtern. Zu den Geldhäusern, die bei der Profitabilität zuletzt am stärksten zulegten, zählt Intesa Sanpaolo. Vor allem das Kreditgeschäft kommt allmählich wieder ins Rollen. Die Bank ist deshalb ein großer Profiteur, sollten italienische Unternehmen ihre Investitionen hochfahren und sich dafür frisches Kapital besorgen.



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Espresso und mehr

Gut läuft das Geschäft des Autobahnbetreibers Atlantia vor allem in den Sommermonaten, wenn Touristen ihren Urlaub in Italien verbringen. Die Gesellschaft, deren Hauptaktionär die Modefamilie Benetton ist, hat sich darüber hinaus auch im Ausland an Mautstraßen beteiligt, etwa in Polen oder Brasilien. Wer nach Champions in Nischen sucht, stößt auf De’Longhi. Der Hersteller von Espressomaschinen und hochwertiger Küchenausstattung baut seine Marktanteile in Nordamerika und den Schwellenländern konsequent aus. Dabei gibt der schwache Euro Rückenwind. Wir heben Stopp- und Zielkurs an.

Diasorin ist einer der europaweit führenden Spezialisten für Diagnostika. Stark aufgestellt ist die Firma bei Geräten zur Diagnose von Leukämie, Bluthochdruck und Magen-Darm-Erkrankungen. Etliche zuletzt neu eingeführte Produkte werden erst in den kommenden Jahren ihr Gewinnpotenzial entfalten. Eine sehr gute Wahl unter den Modeaktien ist Salvatore Ferragamo. Der auf Anzüge und Lederwaren im obersten Preissegment spezialisierte Edelschneider mit Sitz in Florenz ist weltweit präsent und will vor allem sein Geschäft mit Handtaschen und Schuhen ausbauen. Der aktuelle Kursrücksetzer bietet hier eine gute Einstiegschance. Wir passen Stopp- und Zielkurs an.

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