Arjen Robben ist das, was man getrost
einen Exportschlager nennen
kann. Seit der Holländer im August
2009 zum FC Bayern wechselte, schoss er
in 125 Bundesligaspielen 73 Tore. Fußballer
sind aber nicht das einzige Erfolgsprodukt
aus den Niederlanden. Obwohl das
Königreich flächenmäßig nur etwas mehr
als halb so groß ist wie Bayern, rangiert es
im Ranking der größten Exportnationen
auf dem fünften Platz. So waren es auch die
Ausfuhren, die dem Land im vergangenen
Jahr aus der Rezession halfen. "Dank steigender
Exporte und eines positiven Beitrags
der Konsumausgaben erwarten wir
für 2015 eine weitere Beschleunigung beim
BIP-Wachstum", meint Rabobank-Analyst
Martijn Badir.
Trotz der positiven Aussichten
ist der AEX - der Leitindex umfasst die
25 größten Aktien der Amsterdamer Börse
- noch ein Stück vom Rekordhoch aus
2007 entfernt. Für ein baldiges Wiedersehen
mit der Bestmarke spricht aber nicht
nur das makroökonomische Umfeld, sondern
auch die aktienfreundliche Politik der
Europäischen Zentralbank (EZB).
Zu den aussichtsreichsten Einzeltiteln
zählt Akzo Nobel: Der Chemiekonzern ist
dem Leitindex schon ein Stück voraus und
lugt gerade über sein Allzeithoch. 2014
baute Akzo Nobel die Volumen in den drei
Segmenten Dekorfarben, Beschichtungen
und Spezialchemie aus. Allerdings bremsten
negative Währungseinflüsse das Umsatzwachstum.
Dieser Effekt könnte sich
nun umkehren, weshalb das Management
an den 2015er-Zielen festhält. Sie sehen
unter anderem eine operative Marge von
neun Prozent vor. Im vergangenen Jahr lag
die Kennzahl bei 6,9 Prozent.
Auf Seite 2: Erfolgreicher Hightechkonzern
Erfolgreicher Hightechkonzern
Mit ASML Holding zählt auch der bekannteste
Techtitel der Niederlande seit Längerem
zu unseren Favoriten. Im vierten
Quartal 2014 übertraf der weltgrößte Ausrüster
der Halbleiterindustrie beim Gewinn
die Analystenschätzungen um mehr
als ein Drittel. Auf Wachstumskurs soll das
Unternehmen nicht zuletzt die sogenannte
Extreme-Ultra-Violett-Lithographie (EUV)
halten. Mit dieser Technologie lassen sich
leistungsfähigere Chips kleiner und damit
günstiger produzieren. Trotz stattlicher
Ausgaben für Forschung und Entwicklung
verfolgt Konzernchef Peter Wennink eine
großzügige Dividendenpolitik. Neben der
fünften Erhöhung in Folge kündigte er gerade
ein rund eine Milliarde Euro schweres
Aktienrückkaufprogramm an.
Sprichwörtlich einen kräftigen Schluck
gönnt auch Heineken seinen Anteilseignern.
Nicht nur, dass der Dividendenvorschlag
für 2014 deutlich über den
Erwartungen
lag. Zudem kündigte der
drittgrößte Brauereikonzern der Welt den
Rückkauf von Aktien mit einem Volumen
von 750 Millionen Euro an. Damit kehrt das
Unternehmen einen Großteil der aus dem
Verkauf einer Verpackungstochter in Mexiko
erzielten Mittel aus. Nach dem Schub
durch die Fußballweltmeisterschaft voriges
Jahr erwartet das Management 2015
zwar eine Wachstumsabschwächung. Wir
bleiben dennoch bei unserer Kaufempfehlung.
Für die Aktie spricht nicht nur der Bewertungsabschlag
gegenüber den führenden
Konkurrenten AB Inbev und SAB Miller.
Darüber hinaus bringt Heineken einen Schuss Übernahmefantasie mit. Obwohl
sich SAB Miller voriges Jahr bei der Eigentümerfamilie
eine Abfuhr holte, ist eine
weitere Offerte nicht ausgeschlossen.
Auf der Verkäuferseite stand zuletzt ING
Groep. Der Finanzdienstleister trennte
sich von weiteren Aktien der im vergangenen
Sommer abgespaltenen und seither
selbst börsennotierten Versicherungstochter.
Das Spin-off zählte zu den Auflagen
eines zehn Milliarden Euro schweren Rettungspakets.
2008 musste der niederländische
Staat dem voll in den Strudel der
Finanzkrise
geratenen Geldhaus unter die
Arme greifen. Nachdem die Gruppe die Hilfen
schneller als gedacht zurückbezahlt
hat, bekommen die Aktionäre erstmals seit
sieben Jahren wieder eine Dividende. Im
Bankgeschäft ist es ING 2014 gelungen,
trotz der ultralockeren EZB-Politik die Zinsmarge
zu steigern. Derweil verbuchte die
Onlinebank ING-DiBa sogar ein Rekordergebnis.
Konkret steuerte die deutsche
Tochter knapp ein Fünftel zum Vorsteuerergebnis
des Konzerns bei. Angesichts eines
Kurs-Buchwert-Verhältnisses von rund eins
dürfte die Neubewertung des Euro-Stoxx-
50-Titels längst nicht beendet sein.
Wer sich den AEX als Ganzes ins Depot
holen möchte, kann dies mithilfe eines Tracker-
Zertifikats der Commerzbank tun. Ein
Schnäppchen ist der Index freilich nicht
mehr. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis
von rund 15 für 2016 zeigt der Leitindex
einen Aufschlag gegenüber dem europäischen
Markt. Doch hier ist es wie bei
Spitzenkicker
Arjen Robben: Qualität hat
ihren Preis.
Auf Seite 3: Vier Top-Picks aus den Niederlanden