Das Mekongdelta im Süden Vietnams zeigt exemplarisch, warum der über 4000 Kilometer lange Fluss die Lebensader Südostasiens genannt wird: Reis, Zuckerrohr, Früchte und Fisch ernähren eine wachsende Bevölkerung. Doch Vietnam ist inzwischen mehr als ein Agrarland. Die sozialistische Volksrepublik hat bereits vor Jahren einen wirtschaftsfreundlichen Kurs eingeschlagen. Die Beratungsgesellschaft Pricewaterhouse-Coopers prognostiziert bis 2050 Wachstumsraten von jährlich 5,3 Prozent. Zudem wurde erst kürzlich bekannt gegeben, Investitionshemmnisse für ausländische Anleger ab dem ersten September aufheben zu wollen.



Nachdem das Land vor einigen Jahren schon einmal in den Fokus der Anleger gerückt war, könnte die Marktöffnung nun den lang ersehnten Durchbruch bringen, glaubt Stefan Böttcher, Fondsmanager bei Charlemagne Capital: "Noch vor fünf Jahren steckte Vietnam in einer tiefen Krise. Ursache war der aufgeblähte Staatssektor. Wir gehen davon aus, dass das Land aus diesen Fehlern gelernt hat und die neuen Regeln für ausländische Investoren auch zu einer gesteigerten IPO-Aktivität von Vietnams Staatsunternehmen führen werden", sagt der Investor. Bereits in den vergangenen Jahren setzte Vietnam Schritt für Schritt auf Liberalisierung. Die langjährige Regierung schob Infrastrukturprojekte an, derzeit plant das Land außerhalb von Ho-Chi-Minh-Stadt einen neuen Großflughafen, der bis 2025 fertig sein soll.

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In Aufbruchstimmung



Analysten loben zudem den wachsenden Optimismus im Land, der wiederum den Konsum befeuert, den Trend zur Urbanisierung und die niedrigen Produktionskosten. "Wachstumstreiber in Vietnam ist eindeutig der Export", sagt Böttcher. "Verschiedene Freihandelsabkommen werden dafür sorgen, dass die Volkswirtschaft auch langfristig konkurrenzfähig bleibt." Er rechne aber auch damit, dass der private Konsum in den nächsten Jahren stärker ansteigen wird als bisher.



Bislang gelten Beteiligungsobergrenzen für Ausländer. Lediglich 49 Prozent einer vietnamesischen Gesellschaft dürfen in den Händen von Ausländern sein. Viele der aussichtsreichen Konzerne haben diese Obergrenze bereits vor Jahren erreicht, ihre Aktien sind für ausländische Investoren daher nur begrenzt handelbar. Profis wie Stefan Böttcher mussten bislang sehr maßvoll investieren oder den Umweg über Geschlossene Fonds gehen. Die neue Situation ab September könnte vieles ändern: "Das Ende der Obergrenze für Beteiligungen ausländischer Investoren ist ein Glücksfall für Vietnam. Wir gehen davon aus, dass der Kapitalmarkt liquider wird und weitere Investoren nach Vietnam drängen", erklärt der Fondsmanager.



Vor allem passive Investmentprodukte litten bislang unter den Handelshemmnissen und mussten eher in Unternehmen aus der zweiten Reihe investieren. Ab September könnte sich dies ändern. Nach Einschätzung von Böttcher haben Investoren auf die angekündigte Marktöffnung noch nicht euphorisch reagiert, obwohl Zuversicht angebracht wäre. Potenzial sieht er bei Unternehmen aus den Bereichen Basiskonsumgüter, Einzelhandel und Pharma. Zu den Favoriten des Fondsmanagers zählt Mobile World. Der Einzelhändler für Mobiltelefone und Zubehör ist seit einem Jahr an der Börse in Ho-Chi-Minh-Stadt notiert, konnte bislang aber nicht überzeugen. Auch Titel wie Vinamilk, der größte Lebensmittelproduzent Vietnams, oder DHG Pharma, ein Pharmakonzern, machten während der vergangenen zwölf Monate keine großen Sprünge.



Analysten betonen immer wieder die Trägheit der oftmals staatszentrierten Unternehmen. "Vietnam ist vor allem aus der Top-down-Perspektive sehr interessant. Sowohl die politische, die demografische als auch die volkswirtschaftliche Entwicklung ist positiv. Dem steht der Reformstau auf Unternehmensebene gegenüber", sagt Böttcher. Das Ende der Handelshemmnisse gepaart mit den positiven Entwicklungen im Land sollten diese Unternehmen langfristig konkurrenzfähiger machen.

Für Anleger bietet sich ein direktes Investment in Vietnam-Aktien derzeit aber nicht an. Fonds wie Böttchers Magna New Frontiers erleichtern Privatanlegern ein diversifiziertes Investment. Eine kostengünstige Alternative ist hingegen das Indexzertifikat der BNP Paribas (WKN: AA0 KE8). Mittelfristig dürften - nach dem Ende der Anlageobergrenzen für Ausländer - ETFs interessant werden.



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