Als Corona das Zepter an der Börse übernahm, sank die Vorzugsaktie von Villeroy & Boch im März 2020 von Kursen um 16 Euro auf ein Zwischentief bei 8,44 Euro. Dies war gerechtfertigt, denn der Bad- und Küchenausstatter musste in der ersten Viruswelle Teile seiner Produktion ruhen lassen. So rutschten die Mettlacher zwischenzeitlich in die roten Zahlen. Doch schon in der zweiten Jahreshälfte 2020 erlebte der Keramikspezialist ein starkes Comeback, das nahezu bis zum heutigen Tage anhält. Entsprechend entwickelte sich die Vorzugsaktie: Sie startete eine rasante Aufholjagd und sprang im Dezember 2020 über den technischen Widerstand bei 12,50 Euro. Vorigen September erreichte sie ein Zwischenhoch bei 24,50 Euro. Dies entsprach dem höchsten Kursniveau seit Anfang der 90er-Jahre. Die Pandemie hinterließ nur eine Delle im langfristigen Kursbild.
Garniert wurde der Aufwärtstrend mit einigen Prognoseerhöhungen. Im Sommer 2021 schraubte Firmenchef Frank Göring die Guidance nach oben. Er erwartete damals eine Steigerung des Umsatzes auf rund 885 Millionen Euro. Dies entsprach in etwa einem Plus von rund zehn Prozent. Das operative Ergebnis (Ebit) sollte auf mehr als 75 Millionen Euro klettern, nachdem im Mai lediglich von einem überproportionalen Ergebnisanstieg die Rede gewesen war. Ende September legte Göring nach: Nun soll es 2021 mit 920 Millionen Euro ein Umsatzplus von rund 15 Prozent geben, bei einem Ebit von mehr als 85 Millionen Euro. Damit wird der Konzern über den Vor-Corona-Werten des Jahres 2019 liegen, als der Umsatz bei 833,3 Millionen Euro und das Ebit bei 49,5 Millionen Euro lag.
Attraktive Bewertung
Zwei Faktoren bestimmen die Entwicklung: Einerseits hält die gute Nachfrage am Bau an, wovon der Bereich Bad profitiert. Andererseits freut sich die Gastronomie darüber, dass es keine staatlich vorgegebenen Schließungen in den jüngeren Corona-Wellen mehr gibt. So wird hier wieder in Geschirr (Bereich Tischkultur) investiert. Nach dem Rekordhoch vom Oktober setzten kleinere Gewinnmitnahmen ein, obwohl der Titel mit einer Dividendenrendite von 2,4 Prozent und einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 10,2 attraktiv bewertet ist. Neue Rekordkurse sind daher gerechtfertigt. Wer darauf spekulieren will, greift zu einem Faktor-Zertifikat Long. Es verdoppelt die Bewegung der Vorzugsaktie.