Während Bollorés Techtelmechtel in Italien für Schlagzeilen sorgt, läuft ein anderes Investment fernab der öffentlichen Wahrnehmung: Bolloré hält neun Prozent an Gaumont. Und es sieht danach aus, als ob das Geld gut angelegt sein dürfte.

Mit dem Gründungsjahr 1895 ist Gaumont das älteste heute noch tätige Filmkunstunternehmen der Welt. Anfang des 20. Jahrhunderts war die von Léon Gaumont gegründete Firma das größte Studio der Welt. Doch mit der Konkurrenz aus Hollywood konnten die Franzosen über die Jahre hinweg nicht mithalten. Nach vielen Höhen und Tiefen lenkte Nicolas Seydoux Mitte der 70er-Jahre das Unternehmen in stabile Bahnen. Seydoux ist heute noch Mehrheitsaktionär und kontrolliert zwei Drittel der Stimmrechte.

Ziemlich gute Filme



Gaumont hat drei Geschäftsbereiche. Zum einen ist das die Filmproduktion. Rund 1000 Filme umfasst die Bibliothek, darunter Blockbuster wie "Ziemlich beste Freunde" oder "Das fünfte Element". Zum anderen hat Gaumont eine TV-Produktionsabteilung. Hier werden Serien wie etwa "Hannibal" produziert. Und zu guter Letzt hält das Unternehmen an der Kinokette "Les Cinémas Gaumont Pathé" mit rund 1000 Leinwänden rund ein Drittel der Anteile. Gaumont besitzt zudem wertvolle Liegenschaften, etwa auf der Champs-Élysées.

Für die operative Entwicklung am Wichtigsten ist das Filmgeschäft. Und das schwankt, je nach Erfolg der Streifen. 2015 war ein relativ schwaches Jahr. 2016 sollte es besser laufen. Im ersten Halbjahr legten die Erträge deutlich zu, sodass die Ergebnisse des Jahres überraschen könnten. Sie werden im April veröffentlicht.

Die Bewertung der Aktie ist nicht anspruchsvoll. Rechnet man das Halbjahresergebnis hoch, beträgt das KGV etwa zehn. Der ausgewiesene Buchwert von 274 Millionen Euro übersteigt die Marktkapitalisierung. Die Aktie handelt unter Buchwert. Dabei dürften in der Filmbibliothek und auch bei den Immobilien noch erhebliche Reserven lagern.

Dass die Aktie, die an der Euronext gehandelt wird, trotz jüngster Kurssteigerungen so niedrig bewertet wird, liegt am geringen Streubesitz. Wer sich engagieren will, muss limitiert ordern und Geduld mitbringen. Neben kurzfristigem Aufholpotenzial infolge des Gewinnwachstums ist der größte Kurskatalysator womöglich noch einige Jahre entfernt. Der kommt, wenn Bolloré aufstocken will. Bis dahin gilt: Der Inhalt zählt.