Er hat sich den Angaben zufolge offenbar bei einer internen Schulung angesteckt, die von einer erkrankten Chinesin geleitet wurde. Diese habe erst auf dem Heimflug nach Shanghai Anzeichen der Krankheit bemerkt. In China stieg die Zahl der Toten durch das Virus derweil auf 106 an. Gleichwohl mahnte die Weltgesundheitsorganisation WHO zur Besonnenheit.
Mit einem Import von einzelnen Fällen nach Deutschland müsse gerechnet werden, erklärte das Robert Koch Institut (RKI). "Auch einzelne Übertragungen in Deutschland sind möglich." Nach Angaben der bayerischen Taskforce Infektiologie hatte der inzwischen erkrankte Mann aus Bayern mit mindestens 40 Kollegen und Familienangehörigen engen Kontakt. "Die Zahl kann noch steigen", sagte der Leiter der Taskforce, Martin Hoch. Dennoch schätzt das RKI die Gefahr für die Bevölkerung in Deutschland weiterhin als gering ein. WHO-Generalsekretär Tedros Adhanom Ghebreyesus traut zudem China die Eindämmung des Virus zu und sprach sich bei einem Besuch in Peking nach chinesischen Angaben gegen Evakuierungen von Ausländern aus.
LÄNDER WOLLEN IHRE BÜRGER AUSFLIEGEN
Frankreich will am Mittwoch ein Flugzeug nach China schicken, um Franzosen aus der besonders betroffenen Stadt Wuhan zurückzuholen. Sie sollen zunächst in Quarantäne kommen. Später soll ein zweites Flugzeug Franzosen zurückholen, die Symptome der Krankheit zeigten. Die USA wollen am Mittwoch Mitarbeiter ihres Konsulats aus Wuhan ausfliegen. Die Bundesregierung prüft derzeit, ob Deutsche von dort ausgeflogen werden sollen. Die Bundeswehr hält dafür einen Truppentransporter bereit. Die EU bot finanzielle Hilfe an. Es habe aber noch keine Anfragen von EU-Ländern gegeben, sagte ein Sprecher. Zahlreiche Firmen wie Facebook, LG Electronics oder die Bank HSBC verschärften ihre Bestimmungen für Reisen nach China. Webasto sagte alle Reisen von und nach China für mindestens die nächsten beiden Wochen ab.
Der neue Virus hat seinen Ursprung im zentralchinesischen Wuhan. Es wird davon ausgegangen, dass der Erreger auf einem Tiermarkt in der Millionenstadt von möglicherweise illegal verkauftem Wild auf den Mensch übersprang. Bisher hat es die meisten Infektionen und Todesfälle im Großraum der Metropole gegeben. Am Dienstag meldeten die Behörden aber, dass inzwischen auch in der Hauptstadt Peking ein Patient an der Erkrankung gestorben sei. Die Zahl der Toten stieg inzwischen auf 106 an.
Allein in China sind nun mehr als 4500 Menschen mit dem Virus infiziert. Es wird per Tröpfcheninfektion - also etwa über Husten - übertragen und kann Lungenentzündung auslösen. Die chinesischen Gesundheitsbehörden gehen von einer Inkubationszeit zwischen einem Tag und 14 Tagen aus und dass das Virus bereits in dieser Zeit übertragbar ist. Die WHO nennt eine Inkubationszeit von zwei bis zehn Tagen.
CHINAS PRÄSIDENT - CORONAVIRUS IST EIN "TEUFEL"
China hat zahlreiche Maßnahmen eingeführt, um den Ausbruch einzudämmen. Er sei zuversichtlich; den Kampf gegen den "Teufel" zu gewinnen, sagte Präsident Xi Jinping. In zahlreichen Städten ist die Bewegungsfreiheit drastisch eingeschränkt. Wuhan mit seinen elf Millionen Einwohnern ist praktisch abgeriegelt. Hongkong schränkt Zug- und Flugverbindungen nach China ein.
Außerhalb Chinas ist Thailand am stärksten von dem Virus betroffen - wenn auch vergleichsweise gering. Dort gibt es nach Angaben der Behörden 14 Fälle. In Japan sind es sechs. Dort wurde auch ein Busfahrer, der Kontakt zu Besuchern aus Wuhan hatte, positiv getestet. In Europa gibt es neben dem Mann aus Bayern noch drei weitere Fälle, alle in Frankreich.
Auch an den Börsen gehört das Virus weiter zu den Gesprächsthemen. Zwar wagten sich nach dem Ausverkauf zum Wochenstart Schnäppchenjäger vereinzelt aus der Deckung. Dennoch blieb die Stimmung wegen der Sorge um die wirtschaftlichen Folgen der Krankheit angespannt. Nach Einschätzung der Chefökonomin der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), Gertrud Traud, dürfte das Virus Chinas Wirtschaft im ersten Quartal bremsen. Grund seien etwa Reisebeschränkungen und die verlängerten Ferien zum chinesischen Neujahrsfest. Volkswirte rechnen auch mit negativen Auswirkungen auf den Tourismus, insbesondere in asiatischen Nachbarländern. Chinesische Touristen spielen hier eine bedeutende Rolle. Japan befürchtet negative Folgen für seine exportabhängige Wirtschaft. China ist der zweitwichtigste Kunde Japans.
rtr