Damit dieses Signal auch kurzfristig Wirkung entfalten kann, kommt es aber darauf an, wie die nächsten Quartalszahlen ausfallen. Deren Bekanntgabe steht am 23. Juli auf dem Terminkalender. Beim Umsatz wird da für das abgelaufene Quartal mit einem Anstieg von 6,5 Prozent auf 3,36 Milliarden Dollar gerechnet und beim Gewinn je Aktie mit einer Verbesserung von 0,54 auf 0,59 Dollar.
Die Aktionäre wären vermutlich zufrieden, wenn es ähnlich laufen würde wie bei der bisher letzten Ergebnisvorlage. Denn da wurden sowohl bei den Einnahmen als auch beim Ergebnis je Aktie die Erwartungen übertroffen. Die Analysten von Jefferies rechnen beim jetzt anstehenden Ergebnisausweis allerdings nicht mit größeren Abweichungen von den Erwartungen. Spannender dürfte es vermutlich werden, was der Vorstand gegen Ende Oktober zu sagen hat, wenn der Ausblick auf das Geschäftsjahr 2016 aktualisiert wird. Gespannt darf man auch sein, was beim jetzigen Quartalsbericht zu möglichen negativen Auswirkungen durch die Dollar-Stärke gesagt wird.
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Sehr lukratives Geschäftsmodell
Spekuliert wird auch immer wieder einmal darüber, was mit Visa Europe passieren wird. Hierzu gab es zuletzt Gerüchte, es würden Gespräche über den Kauf der ehemaligen Tochter geführt, die derzeit zahlreichen europäischen Banken gehört. Als potenzieller Kaufpreis werden bis zu 20 Milliarden Dollar kolportiert. Sollte die Transaktion tatsächlich zu einem vertretenen Kaufpreis gelingen, dürfte das an der Börse auf ein positives Echo stoßen.
Getrennt hatte sich der US-Konzern von der Europa-Beteiligung im Zuge des 2007 erfolgten Börsenganges. Nach dem IPO ging es damals im Zuge eines schwachen Gesamtmarktes zunächst nach unten mit den Kursen. Doch Anfang 2009 wurde bei 10,61 Dollar ein Tiefpunkt markiert und wer damals eingestiegen ist, der darf sich bis heute über eine Versiebenfachung seines Investments freuen.
In einem normalen Marktumfeld dürfte es sich auch weiterhin lohnen, bei diesem Titel am Ball zu bleiben. Denn durch die Vergabe von Lizenzen an Banken in aller Welt für die Ausgabe ihrer Karten und für die Abrechnung von Vertragsunternehmen verfügt die Gesellschaft praktisch über eine Lizenz zum Gelddrucken. Deutlich wird das auch an einer Bruttogewinnspannen von zuletzt 80,76 Prozent. Die Einschätzung gilt erst Recht vor der Perspektive einer langfristig weiter wachsenden Bedeutung von elektronischen Zahlungen. So erhöhte sich beispielsweise im ersten Quartal das Volumen der über Visa abgewickelten Zahlungen währungsbereinigt um 11 Prozent auf 1,2 Billionen Dollar.
Auf Seite 3: Nicht nur der Markt in China birgt viel Potenzial
Nicht nur der Markt in China birgt viel Potenzial
Wachstumspotenzial birgt auch nicht nur das, sondern auch neue Kooperationen oder Einsatzgebiete. So ist es in diesem Jahr zusammen mit Citigroup gelungen, mit dem US-Großhändler Costco eine Zusammenarbeit zu vereinbaren, nachdem eine bisherige exklusive Kreditkartenvereinbarung zwischen Costco und American Express nicht verlängert worden ist. Zudem wurde auch mit Chase eine zehnjährige Partnerschaft vereinbart, welche die Ausstellung von Visakreditkarten durch Chase beinhaltet.
Meldungen wie diese sind zwar wertvolle Mosaikbausteine um den Erfolg von Visa fortzuschreiben, sie verblasen aber vor dem Hintergrund der Möglichkeiten, die sich für die führenden elektronischen Kartenabwickler wie Visa künftig in China ergeben dürften. Die dortige Regierung scheint gewillt zu sein, den heimischen Markt zu öffnen und sobald das passiert, dürfte sich Visa einen nennenswerten Teil von dem zu verteilenden Kuchen abschneiden dürfen.
Auch sonst dreht Visa an den richtigen Stellschrauben, wie das neue Digital Enablement Program zeigt, hinter der eine Plattform für die Vernetzung von Technologiekonzernen und Finanzinstituten steckt. Zu den ersten Partnern zählt hier der Internetkonzern Google, der das Programm für seine Bezahlplattform Android Pay verwenden möchte. Strategisch sinnvoll scheint auch eine Kooperation mit dem Netzwerksicherheitsspezialist Fireeye zu sein, deren Ziel das Angebot von Produkten ist, die dabei helfen, Händler und Kunden besser vor Cyberangriffen auf Zahlungsdaten zu schützen.
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Gute Ergebnisaussichten relativieren die hohe Bewertung
Aus Anlegersicht hat ein Unternehmen wie Visa somit einiges zu bieten. Wenn es einen Wermutstropfen gibt, dann ist dieser die Bewertung, denn optisch günstig sehen die Branchenvertreter nicht mehr aus. So kommt Visa auf Basis der von Analysten für 2015 und 2016 erwarteten Gewinne von 2,58 Dollar und 2,97 Dollar derzeit auf ein KGV von 27,9 und von 24,2. Erwarteten Umsätzen von 13,75 und 15,21 Milliarden Dollar steht zudem ein Börsenwert von gut 176 Milliarden Dollar gegenüber.
Etwas relativiert wird das aber durch die bereits skizzierten sehr guten Geschäftsaussichten. Diese kommen auch darin zum Ausdruck, dass Analysten im Schnitt das Gewinnwachstum für die kommenden fünf Jahre auf durchschnittlich 18,08 Prozent p.a. beziffern. Wird diese Vorgabe erreicht oder noch besser, sogar etwas übertroffen, dann dürfte der Aktienkurs sein Hoch noch nicht gesehen haben. Analysten beziffern das Kursziel derzeit im Schnitt auf 76,01 Dollar und beim Broker Jefferies werden sogar 80 Dollar für angemessen gehalten.
Solange keine regulatorischen Einschnitte auf die gesamte Branche zukommen, bezieht eine Aktie wie die von Visa ihren Charme auch aus dem verfolgten Geschäftsmodell. Denn wenn die Strukturen erst einmal stehen, halten sich die weiteren Kosten in Grenzen, um aus zusätzlichen Einnahmen weitere Gewinne zu generieren. Das ist ein Vorteil, mit dem nicht viele Unternehmen aufwarten können und erklärt, warum die Sektorvertreter typischerweise mit einem Bewertungsaufschlag gegenüber dem Gesamtmarkt ausgestattet sind.