Der größte Kreditkartendienstleister der Welt, Visa, setzt seine Einkaufstour bei Fintech-Unternehmen fort. Mitte Januar hat der US-Konzern das Jungunternehmen Plaid für 5,3 Milliarden Dollar übernommen. Das ist die größte technologieorientierte Übernahme der jüngeren Unternehmensgeschichte.

Die Software von Plaid aus dem Silicon Valley erlaubt es Nutzern, Bezahl-Apps wie Paypals Venmo oder Transferwise direkt mit dem Konto zu verbinden. Die Nutzung von Kreditkarten wird damit überflüssig - eine Entwicklung, die Visa lieber mitgestaltet, als am Ende ­einer der Verlierer zu sein.

Ein Trend, den auch US-Banken wie Goldman Sachs, Citi und American Express erkannt haben, die in dem Start-up investiert sind. Plaid wächst seit der Gründung 2013 rasant und ist zuletzt mit 2,65 Milliarden Dollar bewertet worden. Auch JP Morgan Chase unterstützt die Übernahme. Sie sorge für mehr Datensicherheit, hieß es aus dem Haus. Denn die Kritik an Anbietern wie Plaid - der stärkste Konkurrent heißt Yodlee und ist ebenfalls ein Jung­unternehmen aus dem Silicon Valley -, sie könnten die Nutzerdaten nicht ausreichend schützen, war bislang massiv.

Visa investiert seit Kurzem verstärkt im Fintech-Sektor, um vom technologischen Wandel nicht abgehängt zu werden. Der Konzern soll kein Kreditkartenanbieter mehr sein, sondern ein digitaler Bezahldienstleister. "Diese Akquisition ist die natürliche Weiterentwicklung von Visas 60-jähriger Reise von der sicheren Schnittstelle zwischen Käufern und Verkäufern zur Schnittstelle von Verbrauchern mit digitalen Finanzdienstleistungen", sagte Unternehmensboss Al Kelly.

Er verspricht sich viel von dem Deal: "Die Kombination von Visa und Plaid wird uns in das Epizentrum der Fintech- Welt bringen, unseren gesamten Markt erweitern und unser langfristiges Umsatzwachstum beschleunigen."

Auch an Klarna beteiligt


Aber Plaid ist beileibe nicht der einzige Zukauf: 2017 etwa ­erwarb Visa eine Minderheitsbeteiligung an Schwedens Zahlungsverkehrsanbieter Klarna, seit vergangenem Sommer das wertvollste europäische Fintech. Im Sommer haben die US-Amerikaner zudem Earthport, einen britischen Anbieter grenzüberschreitender Bezahldienstleistungen, zudem Teile des US-Chip-Interface-Entwicklers Rambus und den Zahlschutzdienstleister Verifi, ebenfalls aus den USA, unters Konzerndach geholt.

Auch in Deutschland hat Visa zugeschlagen und sich das Münchner Fintech Payworks ­gesichert. Das Unternehmen entwickelt Bezahlplattformen für Händler.

Im Geschäftsjahr mit Ende September 2019 hat Visa abermals den Erfolg dieser Strategie bewiesen. Der Umsatz wuchs um elf Prozent auf 23 Milliarden Dollar, der Gewinn überproportional um 17 Prozent auf rund zwölf Milliarden Dollar. Das sei auch den Zukäufen geschuldet, meint Firmenchef Kelly. Visa habe Reichweite und Kapazitäten erweitert.

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