Die Produkte von Viscom, wie optische Inspektion und Röntgenprüfung, werden vor allem in der Automobilindustrie eingesetzt. Und die Schwäche - vor allem von Europas Autokonzernen - zeigt sich in den Zahlen. Nach neun Monaten betrug das Minus bei den Erlösen gut 30 Prozent. Anfang November hat das Unternehmen seine Jahresplanung für 2020 noch einmal massiv kürzen müssen. Nun wird mit einem Umsatz von maximal 65 Millionen Euro und einem hohen Verlust gerechnet. Dass es auch anders gehen kann, zeigt das bisher beste Geschäftsjahr 2017. Damals wurden fast 89 Millionen Euro umgesetzt, der Gewinn betrug 13,8 Millionen Euro. Natürlich ist der Konzern davon im Moment meilenweit entfernt. Allerdings zeigen sich erste Zeichen einer Trendwende. So deutet die Jahresprognose darauf hin, dass die Ertragserosion im vierten Quartal einen Boden finden könnte.
Der Markt wächst weiter
Generell ist Viscom im richtigen Markt. Die Produkte werden in der Inspektion von Leistungselektronik eingesetzt. Und der Bedarf wächst. Internet of Things, Elektroautos oder ein 5G-Mobilfunknetz sind die Schlagwörter der Digitalisierung. Die benötigt Halbleiter, und die müssen einwandfrei funktionieren. Dass die Produkte gefragt sind, zeigt ein Großauftrag für die Lieferung von Röntgeninspektionssystemen für die Batteriefertigung in einem Volumen von vier Millionen Euro, der vor allem im kommenden Jahr umsatzwirksam werden soll. Weitere Orders dieser Art dürften folgen. Dazu wird es im kommenden Jahr zu Nachholeffekten aus der Flaute 2020 kommen. Das trifft auf ein Unternehmen, das auf die Krise weniger durch ganz harte Kostensenkungsmaßnahmen als durch die Umgestaltung der Organisation reagiert hat. Die Trennung zwischen Forschung und Vertrieb wurde aufgebrochen. Das sollte zu einer stärkeren Skalierung des Geschäftsmodells führen, wenn es wieder aufwärtsgeht.
Den Chancen auf hohe Kursgewinne stehen vor allem auch kurzfristige Risiken gegenüber. Dem Unternehmen ist es in der Krise zwar gelungen, seine Bilanz durch den hohen Cashflow sehr solide aufzustellen. Das Umlaufvermögen zeigt allerdings noch eine hohe Kapitalbindung, die bei einer sich noch einmal verschärfenden Krise Probleme bereiten könnte.