Vodafone will das Netz ausbauen und das Europa-Geschäft stärken, dem ein harter Konkurrenzkampf, die Wirtschaftsflaute und Auflagen der Regulierungsbehörden zu schaffen machen. Dazu hält der Konzern verstärkt nach Zukäufen Ausschau. Die Kasse ist prall gefüllt, nachdem Vodafone sein US-Geschäft 2013 für 130 Milliarden Dollar verkauft hatte. So übernahmen die Briten im Herbst für knapp elf Milliarden Euro Kabel Deutschland. Daneben wollen sie hierzulande mit einem milliardenschweren Investitionsprogramm gegen die Deutsche Telekom punkten. Die Briten haben aber noch wesentlich mehr Geld auf der hohen Kante: Im Februar hatte Konzernchef Vittorio Colao gesagt, dass das Unternehmen in den kommenden Jahren bis zu 40 Milliarden Dollar für Übernahmen ausgeben könnte.
In Spanien greift Vodafone nun beim Branchenprimus zu. Ono mit seinen rund 2500 Beschäftigten bietet unter anderem Kabelfernsehen sowie Internet-, Festnetz- und Mobilfunkdienste an. Insgesamt zählt das Unternehmen 1,9 Millionen Kabelkunden. Die Mehrheit der Firma befand sich bislang im Besitz der Finanzinvestoren Providence Equity Partners, Thomas H. Lee Partners, CCMP Capital Advisors und Quadrangle Capital. "Die Verbindung von Vodafone und Ono schafft einen führenden integrierten Kommunikationsanbieter in Spanien", sagte Colao.
Nachdem Vodafone lange vor allem ins Mobilfunknetz investiert hat, versuchen die Briten nun das Festnetzgeschäft zu stärken. Da Ono sein Netzwerk später gebaut hat als Rivalen, wirbt der Konzern mit Geschwindigkeiten von bis zu 200 Megabit pro Sekunde, das 20-Fache der Konkurrenz. Ono ist vor allem im ländlichen Raum präsent und ergänzt damit das Netzwerk, das Vodafone zusammen mit dem Telekom-Giganten Orange - der früheren France Telecom - derzeit in größeren spanischen Städten aufbaut.
VODAFONE IM KAUFRAUSCH - SELBST IM VISIER VON AT&T?
Mit dem Deal dürfte sich Vodafone auch dagegen wappnen, selbst geschluckt zu werden. "Investoren könnten davon ausgehen, dass eine Übernahme durch AT&T zunehmend unwahrscheinlicher wird", erklärten die Analysten der Investmentbank Espirito Santo. Zuletzt hatte es Spekulationen gegeben, dass der US-Telekomriese im Zuge seiner Expansionspläne in Europa Vodafone schlucken könnte. Ende Januar kündigte AT&T zwar an, in den kommenden sechs Monaten keine Übernahme des britischen Rivalen anzustreben. Allerdings könnten die Amerikaner noch ein Angebot vorlegen, wenn das Vodafone-Direktorium damit einverstanden ist oder ein Konkurrent ein Gebot vorlegt.
Der Preis von 7,2 Milliarden Euro entspricht dem 7,5-Fachen des Ono-Gewinns 2013 vor Zinsen und Abschreibungen (Ebitda). Bei anderen Deals im europäischen Kabel- und Telekommunikationssektor wurde zuletzt ähnlich viel bezahlt. Die Analysten vom Finanzdienstleister Bernstein nannten den Preis angemessen. Vodafone-Papiere zogen um 1,4 Prozent an und damit stärker als der Gesamtmarkt.
rtr