Der Funkmasten-Betreiber hatte die Aktien nur im unteren Viertel der Preisspanne platziert, die zwischen 22,50 und 29,00 Euro gelegen hatte, und eine Aufstockungsoption nicht gezogen. Trotzdem brachte Vantage Towers 2,3 Milliarden Euro ein und löste damit den Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 ab, der bisher mit 1,8 Milliarden Euro den Titel des größten Börsendebüts des Jahres in Deutschland innehatte.
"Alle waren im Lockdown und wir haben es trotzdem geschafft", freute sich Firmenchef Vivek Badrinath. Statt der traditionellen Glocke auf dem Frankfurter Parkett zum Börsenstart läuteten Mitarbeiter in ganz Europa auf dem Bildschirm ihre eigenen ganz unterschiedlich ausschauenden Schellen. "Die richtige Feier halten wir uns für den Tag vor, an dem wir uns wieder alle treffen können. Ich habe allen eine sehr große Gartenparty versprochen", sagte Badrinath.
Vantage Towers wird mit dem Börsengang mit mehr als zwölf Milliarden Euro bewertet und hat damit gute Chancen, in den Mittelwerteindex MDax zu kommen. Vodafone fließen die gesamten Einnahmen der Aktienemission der Tochter zu. Der Mutterkonzern, der weiterhin mehr als vier Fünftel an Vantage hält, will die Einnahmen nutzen, um seine Schulden von mehr als 60 Milliarden Euro abzubauen.
DIGITALISIERUNG UND 5G SCHIEBEN NACHFRAGE NACH FUNKMASTEN AN
Vantage kommt zugute, dass wegen der beschleunigten Digitalisierung sowie dem teuren 5G-Netzaufbau Funkmasten derzeit Konjunktur haben. Infrastrukturanbieter wie Vantage können die Masten am Boden und auf Hausdächern an mehrere Telekomkonzerne gleichzeitig vermieten, was über Jahre hinweg wiederkehrende Einnahmen verspricht. Bisher spielt das Unternehmen mit Sitz in Düsseldorf mit 82.000 Standorten in zehn europäischen Ländern im Mittelfeld mit. Es verfügt über deutlich weniger Masten als der Konkurrent Cellnex bald sein Eigen nennt und liegt weit hinter American Tower. Der US-Anbieter hat erst kürzlich für 7,7 Milliarden Euro Masten von der Telefonica-Tochter Telxius erworben.
Brancheninsidern zufolge führen fast alle europäischen Telekomkonzerne derzeit Gespräche über die Zukunft ihrer Funkmasten - auch die Deutsche Telekom soll dazu gehören. Laut Badrinath werden 170.000 Standorte in Europa noch von den Mobilfunkkonzernen selbst gehalten und nicht von spezialisierten Funkmasten-Betreibern. Er selbst hat bereits angekündigt, eine aktive Rolle bei künftigen Deals spielen zu wollen. "Es gibt viel Interesse von Mobilfunkern und anderen Unternehmen, beispielsweise aus dem Internet-der-Dinge-Bereich, sich mit uns in den nächsten Monaten zu unterhalten", sagte Badrinath. Im laufenden Geschäftsjahr peilt Vantage Erlöse von maximal 970 Millionen Euro an.
Bei dem Vantage-Börsengang wurden mehr als 95,8 Millionen Aktien zugeteilt. Zwei Ankeraktionäre hatten bereits vorher zugesagt, Aktien für 950 Millionen Euro zu zeichnen: der Infrastrukturinvestor Digital Colony und die Beteiligungsfirma RRJ aus Singapur.
rtr