Damit löst der Funkmasten-Betreiber den Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 ab, der bisher den Titel des größten Börsendebüts des Jahres in Deutschland innehatte. Im Vergleich zur Auto1-Aktie, die zum Start um 45 Prozent in die Höhe schoss, fiel das Plus allerdings verhalten aus.
Vantage Towers wird mit dem Börsengang mit mehr als zwölf Milliarden Euro bewertet und hat damit gute Chancen, in den Mittelwerteindex MDax zu kommen. Vodafone fließen durch die Aktienemission der Tochter rund 2,3 Milliarden Euro zu, bei Vantage selbst kommt nichts an. Der Mutterkonzern, der weiterhin mehr als vier Fünftel an Vantage hält, will die Einnahmen aus dem Teilverkauf nutzen, um seine Schulden von zuletzt weiterhin mehr als 60 Milliarden Euro abzubauen. Vantage-Chef Vivek Badrinath zufolge legt der Börsengang den "Grundstein für die nächste Wachstumsphase von Vantage Towers in der dynamischen Funkturmbranche".
Vantage kommt zugute, dass wegen der beschleunigten Digitalisierung sowie dem teuren 5G-Netzaufbau Funkmasten derzeit Konjunktur haben. Infrastrukturanbieter wie Vantage können die Masten am Boden und auf Hausdächern an mehrere Telekomkonzerne gleichzeitig vermieten, was über Jahre hinweg wiederkehrende Einnahmen verspricht. Bisher spielt das erst vor gut einem Jahr gegründete Unternehmen mit Sitz in Düsseldorf mit 82.000 Standorten in zehn europäischen Ländern im Mittelfeld mit - und verfügt über deutlich weniger Masten als Konkurrent Cellnex bald sein Eigen nennt und liegt weit hinter American Tower. Der US-Anbieter hat erst kürzlich für 7,7 Milliarden Euro Masten von der Telefonica-Tochter Telxius erworben.
Brancheninsidern zufolge führen fast alle europäischen Telekomkonzerne derzeit Gespräche über die Zukunft ihrer Funkmasten - auch die Deutsche Telekom soll dazu gehören. Badrinath zufolge werden 170.000 Standorte in Europa noch von den Mobilfunkkonzernen selbst gehalten und nicht von spezialisierten Funkmasten-Betreibern. Er selbst hat bereits angekündigt, eine aktive Rolle bei künftigen Deals spielen zu wollen.
Bei dem Vantage-Börsengang wurden mehr als 95,8 Millionen Aktien zugeteilt. Zwei Ankeraktionäre hatten bereits vorher zugesagt, Aktien für 950 Millionen Euro zu zeichnen: der Infrastrukturinvestor Digital Colony und die Beteiligungsfirma RRJ aus Singapur. Laut begleitenden Investmentbanken war die Emission auf Niveau des Ausgabepreises vielfach überzeichnet. Die Preisspanne hatte Vantage nicht ausgeschöpft. Sie lag ursprünglich zwischen 22,50 und 29,00 Euro. Damit steht europaweit der Börsengang der polnischen InPost in Amsterdam weiter an erster Stelle.
rtr