Der österreichische Stahlkonzern Voestalpine verschärft unter dem Druck der Branchenkrise seine Sparanstrengungen. Das bis Ende des Geschäftsjahres 2016/17 laufende Programm werde um 100 Millionen Euro auf eine Milliarde Euro erhöht, sagte Vorstandschef Wolfgang Eder am Mittwoch. Dies solle eine möglichst stabile Geschäftsentwicklung sicherstellen. "Es geht nicht um Personalabbau." Vielmehr wolle der Konzern mit seinen rund 47.500 Mitarbeitern etwa bei Anlagen im Stahlbereich die Prozesse verbessern und Kosten senken. Mehr Details werde er bei Jahresbilanz Anfang Juni präsentieren.

Im dritten Quartal musste der Thyssenkrupp -Konkurrent unter anderem wegen Einbußen im Geschäft mit der Öl- und Gasindustrie einen Rückgang des Betriebsgewinns (Ebit) um knapp 17 Prozent auf rund 152 Millionen Euro hinnehmen. Um Sondereffekte wie der erstmaligen vollen Konsolidierung neuer Töchter bereinigt würden auch im Gesamtjahr die Ergebnisse niedriger als zuvor ausfallen. Inklusive der Effekte sollen aber die Vorjahreswerte beim Ebitda in Höhe von 1,47 Milliarden Euro und von 841 Millionen Euro beim Ebit übertroffen werden.

Im laufenden Geschäftsjahr fiel das Betriebsergebnis der Österreicher von Quartal zu Quartal schwächer aus. Auch im Verlauf des Jahres 2016 ist laut Eder keine radikale Erholung der Lage zu erwarten. Der Ölpreis sei weiter gefallen und die Konjunktur in China schwächele, schrieb er den Aktionären. Zudem gebe es "eine in dieser Dimension noch nie dagewesene Flut von subventionierten Stahlimporten in die Europäische Union" - bislang ohne eine angemessene Reaktion der EU-Kommission. Sollte es zu Anti-Dumping-Maßnahmen der EU kommen, könnten sich die Stahlpreise im ersten Halbjahr 2016 stabilisieren, in der zweiten Jahreshälfte könnten sie sogar etwas anziehen.

NACHFRAGE AUS ÖLINDUSTRIE SCHWÄCHELT - AUTOINDUSTRIE HILFT



In den ersten neun Monaten steigerte Voestalpine die Erlöse dank Zukäufen um 1,5 Prozent auf 8,4 Milliarden Euro. Beim Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) verbuchten die Linzer ein Plus von knapp 16 Prozent auf 727 Millionen Euro. Zwar habe der Konzern Einbußen im Geschäft mit der Öl- und Gasindustrie hinnehmen müssen, die Nachfrage bei Kunden aus der Automobilindustrie, der Bahninfrastruktur und des Flugzeugbaus sei aber weiter gut. Die Voest-Aktie legte in einem freundlichen Umfeld zeitweise fast zwei Prozent zu.

Die Schwerindustrie um Thyssenkrupp und Weltmarktführer ArcelorMittal kämpft seit Jahren mit Preisdruck, Überkapazitäten und Billigimporten aus China. Voestalpine macht als Hersteller von Röhrenblechen für Pipelines auch eine schwächelnde Nachfrage aus der Ölindustrie zu schaffen. Thyssenkrupp legt am Freitag Zahlen für das erste Quartal seines Geschäftsjahres 2015/16 (per Ende September) vor. Der Konzern hatte wegen der schwierigen Lage im Stahlbereich ein unter dem Vorjahr liegendes Ergebnis in Aussicht gestellt. ArcelorMittal hatte kürzlich für 2015 einen Verlust von 7,9 Milliarden Dollar (gut sieben Milliarden Euro) vorgelegt.

Reuters