Im Januar kehren sich die Effekte dann oft um, weil die Profis die Verlierer wieder in ihre Depots zurückholen. Clevere Anleger machen sich diesen Effekt zunutze, indem sie die zu erwartenden Bewegungen bereits antizipieren. Vor diesem Hintergrund haben wir acht Aktien herausgesucht, bei denen wir ein besonders ausgeprägtes Silvester-Phänomen erwarten. Achtung: Nicht alle diese Titel stufen wir derzeit aus fundamentaler Sicht als langfristigen Kauf ein. Im Vordergrund steht die kurzfristige Gewinnerzielung. Auch die Kursziele und Stoppkurse weichen von unseren "normalen" Angaben ab.
Dass solche Silvesterwetten funktionieren, zeigt ein Rückblick: Alle acht Aktien, die wir Ende 2014 empfohlen hatten (siehe Ausgabe 51+52/14), legten im Januar 2015 zu. Im Schnitt war ein Plus von 13,4 Prozent drin. Im Jahr davor waren es sogar 17,5 Prozent. 2015 hätte es sich auch gelohnt, bei einzelnen Titeln langfristig engagiert zu bleiben. SMA Solar etwa liegt derzeit mehr als 200 Prozent über dem Empfehlungskurs. Dem steht jedoch ein Kursdebakel von fast 67 Prozent Minus bei Tom Tailor gegenüber. Das zeigt: Anleger sollten ihr Depot regelmäßig überprüfen und Stoppkurse setzen. Wer nicht alle Titel einzeln kaufen will, für den haben wir eine Zertifikatelösung entwickelt.
Auf Seite 2: Aussichtsreiche Verliereraktien für 2016
Wie im Vorjahr setzen wir auch dieses Mal auf eine Modeaktie: Gerry Weber. 2015 hat die Gesellschaft ihre Anleger mit mehreren Gewinnwarnungen vergrault. Das Ergebnis: Mit einem Kursverlust von rund 63 Prozent seit Anfang 2015 gehört der Titel zu den größten Verlierern in den deutschen Auswahlindizes. Die Hoffnung auf eine Trendwende rührt aus einem Restrukturierungsprogramm sowie den unentwegten Insiderkäufen der Familie des Firmengründers Gerhard Weber.
Auch Biotest ist bei Börsianern in Ungnade gefallen. Der Rückschlag im April bei einer Studie zu einem Medikamentenkandidaten zur Behandlung rheumatoider Arthritis war nur der Auftakt zu einer ganzen Reihe an Negativnachrichten. Den Höhepunkt bildeten zwei Gewinnwarnungen im August und November. Mittels einer neuen Strategie, bei der künftig das Plasmageschäft im Fokus steht, will die Pharma- und Biotherapeutika-Firma bereits im vierten Quartal 2015 wieder positive Ergebnisse erwirtschaften.
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Rebound möglich
Zu den MDAX-Aktien, die für Negativschlagzeilen sorgten, gehören auch Hugo Boss und Leoni. Der Mode- und Luxusgüterkonzern Hugo Boss musste im Oktober die Prognosen aufgrund von Absatzproblemen in China und des Preisdrucks in den USA senken. Wie der Aktienkursverlauf seitdem zeigt, scheinen Börsianer weitere schlechte Nachrichten zu befürchten. Wir halten den Kursverfall jedoch für übertrieben, sodass spätestens Anfang 2016 eine Gegenbewegung möglich ist. Beim Autozulieferer Leoni warten Anleger auf einen Nachfolger für Bordnetz-Vorstand Andreas Brand, der im November nach einer Gewinnwarnung aufgrund von Problemen in der wichtigsten Sparte des Konzerns sein Amt mit sofortiger Wirkung niedergelegt hatte. Sobald ein Nachfolger gefunden ist, könnte wieder etwas Fantasie in die Aktie kommen.
Ein wenig Fantasie könnten auch die Anteile des Spezialmaschinenbauers Aixtron gut gebrauchen. Nachdem ein Kunde aus China einen Auftrag von 50 auf drei Maschinen zusammengestrichen hat und das Erreichen der Gewinnschwelle 2016 nun unwahrscheinlich ist, ist die Aktie um mehr als 40 Prozent auf den tiefsten Stand seit Anfang 2009 eingebrochen. Auf diesem Niveau wäre es nicht ungewöhnlich, wenn wieder Übernahmespekulationen aufkommen würden.
Morphosys würde gut ins Portfolio eines großen Biotech- oder Pharmakonzerns passen. Denn die Münchner verfügen über eine prall gefüllte Pipeline von mehr als 100 antikörperbasierten Medikamenten-kandidaten, unter anderem zur Behandlung von Krebs, rheumatoider Arthritis und Alzheimer. Jüngst sorgten Fortschritte bei zwei Antikörperstudien für frische Impulse. 2016 stehen Daten aus laufenden Phase-III-Partnerprogrammen an.
Zu den heißesten Silvesterwetten gehört Volkswagen. Die Aktie des Autobauers ist im Zuge des Abgasskandals massiv unter die Räder gekommen. Wir gehen davon aus, dass sich in den kommenden Wochen viele Profi-Investoren von dem Titel trennen werden. Doch auch wenn noch immer nicht absehbar ist, welche Kosten auf den Konzern zukommen werden, gehen die meisten Analysten davon aus, dass Volkswagen das Schlimmste überstanden hat. Daher dürften Anfang 2016 die Turnaround-Spekulationen von Neuem losgehen.
Auch beim Versorger Eon keimt nach der jahrelangen Talfahrt wieder etwas Hoffnung. Medienberichten zufolge will die Atomkommission bis Februar 2016 eine Lösung in Bezug auf die Atom-Folgekosten präsentieren. Dabei könnten zwar nochmals hohe Einmalbelastungen auf die Versorger zukommen. Doch anschließend wäre das Thema - und damit die Unsicherheit - endlich vom Tisch. Insofern ist die Eon-Aktie reif für eine Erholungsrally.