TÜV-Nord-Chef Guido Rettig wiederum warf der Regierung vor, sie habe den Prüfern auf Drängen der Automobilindustrie untersagt, die Motorensoftware zu untersuchen. "Aus diesem Grund hatten unsere Sachverständigen keine Chance, die Manipulationen bei Stickoxiden von Dieselfahrzeugen zu erkennen", sagte Rettig der "Welt".

Der Sprecher von Minister Alexander Dobrindt sagte, die Feststellung der CO2-Werte habe mit der Motorsteuerung nichts zu tun. "Wir erwarten darauf aber Antworten." Aus Ministeriumskreisen hieß es ergänzend, die Verärgerung über den TÜV Nord sei groß, da ihm bei den Prüfungen zahlreiche Dinge durchgegangen seien. "Wenn über eine Weiterentwicklung der Prüfsysteme nachgedacht wird, dann sicherlich nicht in die Richtung, den TÜV Nord zu stärken", hieß es.

Als Konsequenz aus der Abgasaffäre plant die Regierung gleichwohl eine Ausweitung der Befugnisse unabhängiger Prüfer. Eine Kommission des Ministeriums gehe der Frage nach, ob eine Offenlegung der Motor-Steuerungssoftware Teil der EU-Gesetzgebung sein könnte, sagte der Sprecher. Die technischen Dienstleister plädieren nach Rettigs Worten seit Jahren dafür, den Prüfauftrag auch auf die Motorensoftware auszudehnen. "Der TÜV-Nord greift einen Punkt auf, der von der Bundesregierung bereits geprüft und überdacht wird", sagte der Sprecher.

Reuters