Der Autobauer Volkswagen wird weiterhin von der Halbleiterkrise belastet. Die Wolfsburger lieferten knapp ein Drittel weniger Fahrzeuge an die Kunden aus. Insgesamt wurden 655.800 Fahrzeuge ausgeliefert. Im Jahr zuvor wurden noch 955.300 PKWs und Nutzfahrzeuge an Kunden geliefert. Dennoch erzielte der Konzern zum Jahresbeginn einen Milliardengewinn. Im ersten Quartal sprang das Ergebnis, nach ersten Schätzungen, auf rund 8,5 Milliarden Euro. Vor Jahresfrist hatte der Betriebsgewinn lediglich 4,8 Milliarden Euro betragen. Auch die Umsatzrendite stieg von 7,7 Prozent auf rund 13,5 Prozent.
Der Gewinnanstieg resultierte auf einem robusten operativen Geschäft, aber auch einer positiven Fair-Value-Bewertung von Sicherungsinstrumenten in Höhe von 3,5 Milliarden Euro, erklärte der Konzern. Das Unternehmen hat sich durch Finanzinstrumente langfristig abgesichert. Dadurch zahlt VW noch Rohstoffpreise wie vor dem Ukraine-Krieg. Da das Preisniveau inzwischen deutlich höher ist, sorgt das für einen Buchgewinn.
Das Segment der Elektroautos entwickelte sich sehr gut. In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres verkaufte VW insgesamt 99.100 Fahrzeuge. Das entspricht einer Steigerung von rund zwei Drittel. In China vervierfachten sich die Auslieferungen sogar auf 28.800.
Für das laufende Jahr bestehe weiterhin das Risiko, dass sich der Ukraine-Krieg negativ auf das Geschäft auswirken könnte, so Volkswagen. Versorgungsengpässe in den Lieferketten könnten die Folge sein. Ebenso sei die Entwicklung an den Rohstoffmärkten nicht vorhersehbar, es könnten hier deutliche Effekte auf die Bewertung der Sicherungsgeschäfte entstehen. Zudem könnten eine verschärfende Corona-Pandemie und anhaltende Lieferengpässe bei Halbleitern das Geschäft negativ beeinflussen.
Ausblick und Analysten-Einstufung
Den Ausblick für das laufende Jahr veränderte Volkswagen dennoch nicht. Demnach erwartet der Konzern für 2022 eine operative Rendite zwischen 7,0 und 8,5 Prozent. Der Umsatz soll in einer Spanne zwischen acht und 13 Prozent zulegen.
Die Aktionäre zeigen sich am Donnerstag wenig erfreut über die Nachrichten, die Aktie notiert über zwei Prozent im Minus. Auch das Analysehaus Jefferies sieht die Entwicklung beim Unternehmen kritisch. Nach den Eckdaten zum ersten Quartal beließ Analyst Philippe Houchois die Aktie auf "Underperform", er erwartet also eine schlechtere Entwicklung im Vergleich mit dem Gesamtmarkt. Das operative Ergebnis sei solide aber der Cashflow sei relativ schwach, erklärte er in einer Studie vom Donnerstag.
Einschätzung zur Aktie
Die Automobilindustrie leidet weiterhin unter der Halbleiterkrise und dem Krieg in der Ukraine. VW kann im ersten Quartal dennoch ein solides operatives Ergebnis vorweisen. Die gute Entwicklung im Bereich der Elektromobilität ist ebenfalls positiv zu werten. Hinzu kommt der geplante Börsengang der Sportwagentochter Porsche. Hiervon könnte Volkswagen profitieren. Daher empfehlen wir das Papier unverändert zum Kauf.
lb mit rtr und dpa-AFX