Das Ziel ist klar: Volkswagen will der weltgrößte Hersteller von Elektroautos werden. Schon im Jahr 2023 könnten die Wolfsburger Autobauer den Marktführer Tesla überholen. Aus Sicht der Börse geht es aber nicht nur um Masse, sondern auch um Rentabilität. Genau das macht Porsche für den VW-Konzern so wichtig. Der Sportwagenhersteller erwirtschaftete im vergangenen Jahr bei einer Marge von über 15 Prozent mehr als vier Milliarden Euro operativen Gewinn. Beides waren die Topwerte im VW-Konglomerat. Und über die vergangenen Jahre hinweg fuhr die Marke regelmäßig mehr als 20 Prozent der Konzerngewinne ein.
Auch in der Elektromobilität soll Porsche einen Spitzenplatz einnehmen. Über ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Spezialisten Customcells steigt der Sportwagenhersteller in die Produktion von Hochleistungsbatteriezellen ein. Porsche kontrolliert knapp 84 Prozent der Anteile der neuen Firma. Die Cellforce Group werde Forschung, Entwicklung, Fertigung und Vertrieb von Hochleistungszellen maßgeblich voranbringen, kündigte Porsche-Chef Oliver Blume an. "Wenn das Ganze dann funktioniert, werden wir es an andere Unternehmen im Konzern abgeben."
Neben der Reichweite eines E-Autos ist auch die Ladegeschwindigkeit wichtig. Der Taycan, Porsches Vorzeigemodell in der Elektromobilität, braucht derzeit etwas mehr als 22 Minuten, um den Akku von fünf auf 80 Prozent zu laden. Mit der neuen Technologie soll das bereits in 15 Minuten gelingen.
Attacke auf Tesla
Unter Konzernchef Herbert Diess hat Volkswagen den Fokus klar auf die Elektromobilität gelegt. Im Jahr 2025 soll rund jedes fünfte Neufahrzeug der Wolfsburger rein elektrisch angetrieben werden. Das erfolgreichste E-Auto des Konzerns war im vergangenen Jahr mit 56.000 Auslieferungen der ID.3 der Massenmarke VW, gefolgt vom Audi e-tron und dem Taycan. "Porsche wird dieses Jahr rund 40.000 Taycan verkaufen. Das ist fast so viel wie Teslas Model S und X zusammen", erwartet Arndt Ellinghorst vom Researchunternehmen Bernstein.
Noch liegt der DAX-Konzern in der Elektromobilität deutlich hinter dem Hauptrivalen: Tesla setzte im vergangenen Jahr eine halbe Million E-Autos ab und damit mehr als doppelt so viel wie Volkswagen in dieser Kategorie. Bei insgesamt über neun Millionen verkauften Fahrzeugen waren die Wolfsburger dennoch deutlich größer. Das Budget für Forschung und Entwicklung ist beim DAX-Konzern sogar mehr als zehn Mal so umfangreich wie bei Tesla.
Für die Aktie von Volkswagen ist die Elektromobilität auf lange Sicht der wichtigste Kurstreiber, weil Anleger den Technologiefirmen deutlich höhere Bewertungskennziffern zugestehen. Tesla ist an der Börse sogar fast vier Mal so teuer wie Volkswagen. Würde man die Kennziffern der Amerikaner auf die Niedersachsen übertragen, könnte allein der Taycan 20 bis 40 Milliarden Dollar wert sein, kalkulierte unlängst Bernstein.
Aktuell wird Volkswagen wie die gesamte Autobranche durch Lieferengpässe bei Chips belastet. Die Zahl der produzierten Fahrzeuge könnte das im laufenden Jahr im sechsstelligen Bereich drücken. Die Auswirkungen für die Kunden würden aber über den Abverkauf von Lagerfahrzeugen und andere Maßnahmen begrenzt, heißt es bei Volkswagen.
Seine Jahresprognose hat der Konzern in dieser Woche bestätigt: Das Ziel für die operative Marge von 5,5 bis sieben Prozent gelte nach wie vor.
Ladung: Lieferprobleme bei
Chips bremsen. Auf lange Sicht
rechtfertigt die E-Offensive
höhere Bewertungskennziffern.
Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 270,00 Euro
Stoppkurs: 179,00 Euro