Hauptaufgabe der VW-Kontrolleure werde sein, die Weichen für die Nachfolge von Ferdinand Piech zu stellen. Der 78-Jährige Firmenpatriarch hatte vor gut einer Woche zusammen mit seiner Ehefrau Ursula alle Mandate in dem weltumspannenden Konzern niedergelegt, nachdem er im Machtkampf mit Konzernchef Martin Winterkorn unterlegen war.

Piech, der Europas größten Autokonzern mehr als zwei Jahrzehnte geprägt hat, wird am Mittwoch erstmals nicht auf dem Podium bei einer VW-Hauptversammlung sitzen. Geleitet wird das Aktionärstreffen stattdessen von dem früheren IG-Metall-Chef Berthold Huber. Er führt den Aufsichtsrat als Stellvertreter, bis ein neuer Vorsitzender gefunden ist. Konzernkennern zufolge dürfte die Suche einige Zeit in Anspruch nehmen. Denn derzeit ist niemand in Sicht, der Piechs Fußstapfen rasch ausfüllen könnte. Als naheliegender Kandidat gilt Piechs Cousin Wolfgang Porsche. Der 71-Jährige leitet den Aufsichtsrat der Porsche SE, über die die Familien Porsche und Piech die Mehrheit an Volkswagen halten. Als weiterer Anwärter wird Winterkorn selbst genannt. Aber auch über Kandidaten von außen wie den ehemaligen Linde-Chef Wolfgang Reitzle, der dem Aufsichtsrat des Autozulieferers Continental vorsteht und viele Jahre Top-Positionen in der Autoindustrie bekleidete, wird diskutiert.

Auf Seite 2: KEIN ENDE DER STICHELEIEN?





KEIN ENDE DER STICHELEIEN?

Unklar war zuletzt, ob Piech selbst an der Hauptversammlung in Halle 2 des Messegeländes in Hannover teilnehmen wird, oder einen Vertreter schickt. Insider rechnen damit, dass der Porsche-Enkel vorerst die Öffentlichkeit weiter meiden wird. An ein rasches Ende seiner Sticheleien gegen die VW-Führung glauben allerdings nur wenige. Piech hatte erst vergangene Woche via "Bild"-Zeitung der Berufung von zwei Nichten in den Aufsichtsrat widersprochen, die er für nicht geeignet hält. Zuvor hatte das Amtsgericht Braunschweig auf Antrag des VW-Vorstands die Designerin Louise Kiesling und die selbstständige Immobilienmanagerin Julia Kuhn-Piech in den Kontrollrat berufen. Damit ist das Gremium rechtzeitig zur Aktionärsversammlung wieder komplett. Piech, der selbst neben Reitzle die frühere Siemens -Managerin Brigitte Ederer als AR-Mitglieder vorgeschlagen hatte, hat sich damit offenbar abgefunden: Dem Amtsgericht lag nach Angaben einer Sprecherin bis Montag kein Widerspruch vor.

Reuters