Insider sagten der Nachrichtenagentur Reuters, ein solcher Schritt sei bereits im Mai möglich. Europas größter Autobauer habe Gespräche mit Banken aufgenommen. Eine erste Emission sei schon unmittelbar nach der Veröffentlichung der Bilanz für das abgelaufene Jahr am 28. April möglich, sagte einer der Insider. Damit würde eine mehrmonatige Auszeit am Kapitalmarkt enden, zu der VW wegen des Abgasskandals gezwungen war.

Volkswagen hatte im Dezember von mehreren Großbanken einen Überbrückungskredit über 20 Milliarden Euro erhalten, um die Kosten der millionenfachen Manipulation abzufedern. Damals war es wegen der unsicheren Finanzlage für die Wolfsburger zu teuer, das Geld wie gewohnt bei Bond-Investoren aufzunehmen. Ein Grund für die nun angestrebte Rückkehr an den Anleihemarkt dürfte sein, dass sich der Brückenkredit in Stufen verteuert. Denn als Anreiz für eine schnelle Rückzahlung war mit den Banken vereinbart worden, dass der Kupon nach sechs Monaten und nach neun Monaten um jeweils 25 Basispunkte steigt. Jede Rating-Herabstufung kostet weitere zehn Basispunkte. Mit je nach Größe der Tranche 70 bis 80 Basispunkten über Benchmark gilt die einjährige Brückenfinanzierung ohnehin bereits als vergleichsweise teuer.

Wegen der Manipulation von Diesel-Abgaswerten muss Volkswagen mit hohen Strafen und Schadensersatzforderungen rechnen. Allein für die Umrüstung der betroffenen Dieselfahrzeuge hat der Autobauer bereits 6,7 Milliarden Euro zur Seite gelegt. Die Höhe der Strafen hängt davon ab, ob sich die Niedersachsen mit der US-Umweltbehörde EPA über eine Reparatur oder den Rückkauf der betroffenen Fahrzeuge in den USA einigt. Dafür hat ein Bezirksgericht beiden Seiten eine Frist bis zum 21. April gesetzt. Danach kann VW auch die Entschädigung der Dieselbesitzer und Autohändler angehen.

Sobald eine Einigung mit den US-Behörden erzielt sei, werde Volkswagen voraussichtlich eine Roadshow für eine Anleihe starten, sagte einer der Insider. Die Ausgabe eines ungesicherten Bonds sei dann binnen einer oder zwei Wochen möglich. Die Person schätzte das mögliche Volumen auf drei bis vier Milliarden Euro. Andere sagten, die Größenordnung der Anleihe stehe noch nicht fest und werde stark von den Konditionen abhängen, die Investoren dem Autobauer böten. VW selbst äußerte sich nicht dazu.

Selbst wenn bis dahin noch keine Einigung mit den US-Behörden erzielt wurde, dürfte VW im Zuge der Bilanzpräsentation zumindest bekanntgeben, wieviel Geld der Konzern für den Skandal insgesamt zur Seite legen muss. Auf dieser Grundlage könnten Investoren dann ihre Berechnungen anstellen, sagte ein Insider. Branchenkreisen zufolge dürfen voraussichtlich diejenigen Banken, die die größere der beiden Tranchen des Brückenkredits zur Verfügung gestellt haben, die Bondplatzierung organisieren. Das waren Barclays, BNP Paribas, Societe Generale, Citi, Unicredit, HSBC, Bank of Tokyo Mitsubishi und Mizuho.

Reuters