Das US-Justizministerium hat Volkswagen wegen dessen Abgasmanipulationen verklagt. Dem Wolfsburger Konzern drohen theoretisch Strafzahlungen in Höhe von bis zu 90 Milliarden Dollar wegen Verstößen gegen das US-Gesetz zur Luftreinhaltung (Clean Air Act). Dem Gesetz zufolge kann die Strafe bis zu 37.500 Dollar je Fahrzeug je Verstoß betragen. In der Vergangenheit haben Autobauer Klagen wegen Verstößen gegen den Clean Air Act oft mit einem Vergleich aus dem Weg räumen können und dann vergleichsweise wenig gezahlt.

Es folgt ein Überblick über ausgewählte Fälle der vergangen 20 Jahre:

Auf Seite 2: HYUNDAI/KIA, TOYOTA, HERSTELLER VON LKW-MOTOREN





2014: HYUNDAI/KIA



Wegen falscher Angaben zum Benzinverbrauch bei 1,2 Millionen Fahrzeugen zahlen Hyundai und Kia ein Bußgeld ("civil penalty") von zusammen 100 Millionen Dollar - die bis dahin höchste Buße wegen Verstößen gegen den Clean Air Act. Zudem verzichten sie auf Verschmutzungsrechte (weiter verkaufbare Zertifikate, mit denen ein Unternehmen das Recht erwirbt, umweltschädliche Stoffe auszustoßen) im Wert von rund 200 Millionen Dollar.

2003: TOYOTA



Toyota legt einen Streit mit der US-Umweltbehörde EPA und dem Justizministerium per Vergleich bei. Die Behörden hatten die Japaner wegen Verstößen gegen US-Gesetze zur Luftreinhaltung bei 2,2 Millionen Fahrzeugen auf rund 58 Milliarden Dollar verklagt. Letztlich kostete der Vergleich Toyota nach Behördenangaben nur rund 34 Millionen Dollar. Toyota zahlte eine Bußgeld von 500.000 Dollar und trug unter anderem die Kosten für die Umrüstung von Schulbussen. Das Diagnose-System sei unzulänglich und informiere Autofahrer nicht sofort über Probleme bei der Abgasbehandlung, so der Vorwurf.

1998: HERSTELLER VON LKW-MOTOREN



Sieben Hersteller von Lkw-Motoren müssen für einen Vergleich zusammen mehr als eine Milliarde Dollar ausgeben. Die Hersteller Caterpillar, Cummins, Detroit Diesel, Mack Trucks, Navistar, Renault und Volvo sollen bei 1,3 Millionen Diesel-Motoren illegale Software ("defeat device") genutzt haben. Wie bei VW erfüllten die Motoren auf dem Teststand die Abgasvorschriften, im realen Betrieb wurden die Grenzwerte überschritten. Die Hersteller müssen eine Bußgeld von insgesamt 83,4 Millionen Dollar begleichen, hinzu kommen unter anderem Kosten von mehr als 850 Millionen Dollar für Rückrufe, die Modernisierung alter Motoren und die Einführung neuer Motoren.

Auf Seite 3: HONDA, FORD, GENERAL MOTORS





1998: HONDA



Honda soll bei 1,6 Millionen Fahrzeugen ein System zur Überwachung des Motors ("misfire monitoring device") deaktiviert haben. Der Vergleich kostet die Japaner 267 Millionen Dollar, mit 250 Millionen Dollar entfällt der Großteil der Summe auf Garantieverlängerungen und Serviceleistungen. Lediglich 12,6 Millionen Dollar werden für Bußgelder fällig.

1998: FORD



Ford zahlt 7,8 Millionen Dollar, davon 2,5 Millionen Dollar an Strafen. Der Autobauer soll bei 60.000 Econoline-Kleinbussen eine "defeat device" eingebaut haben. Das System wurde laut EPA eingesetzt, um den Benzinverbrauch zu senken. Es führte demnach dazu, dass die Stickoxid-Grenzwerte bei zügiger Fahrt deutlich überschritten wurden.

1995: GENERAL MOTORS



General Motors legt einen Streit um illegale Software bei 470.000 Cadillacs bei. Der Autobauer zahlt insgesamt 45 Millionen Dollar, davon elf Millionen Dollar Strafe und 25 Millionen für den Rückruf der Fahrzeuge. Durch den Einsatz der "defeat devices" betrug der Kohlenmonoxid-Ausstoß laut EPA das Dreifache des Grenzwerts.

Quelle: Angaben der EPA, eigene Recherche

Reuters