Den Informationen zufolge sollen im Konzernvorstand die Chefs der einzelnen Dachgesellschaften sitzen. Der Vertrieb, über den künftig die einzelnen Regionen stärker selbst bestimmen sollen, entfiele als eigenes Ressort in der obersten Führungsetage. Reuters hatte bereits seit einigen Wochen unter Berufung auf Konzernkenner berichtet, dass es auf ein solches Modell hinausläuft.
Der Posten des Produktionsvorstands soll nicht wieder besetzt werden. Produktionschef Michael Macht war bereits vor knapp einem Jahr ausgeschieden. Unklar ist, ob das Ressort von China-Chef Jochem Heizmann im Konzernvorstand im Zuge der Regionalisierung langfristig bestehen bleibt. Zusammen mit den zentralen Funktionen für Personal, Finanzen und Einkauf würde der Vorstand künftig aus acht oder neun Mitglieder (mit Heizmann) bestehen. Aktuell sind es neun.
Nach dem Beispiel der Holding für die Lkw-Töchter MAN und Scania sollen die Volumenmarken VW, Skoda und Seat unter einem Dach zusammengefasst werden. Deren Leitung dürfte an den früheren BMW -Manager Herbert Diess gehen, der am 1.Juli in Wolfsburg anfängt. Audi-Chef Rupert Stadler würde weiterhin auch die Sportwagenmarke Lamborghini und den Motorradhesteller Ducati führen. Porsche-Chef Matthias Müller, der ebenfalls bereits im Vorstand sitzt, bekäme Bentley und Bugatti zugeschlagen. Für eher unwahrscheinlich halten Kenner des Konzerns ein Modell, bei dem Porsche und Audi in eine Einheit übergehen sollen. Die beiden Hauptertragsbringer wären sonst zu mächtig, sagte ein Insider.
Auf Seite 2: DAS EI DES KOLUMBUS
DAS EI DES KOLUMBUS
Analysten sind sich nicht einig, ob Winterkorn mit dem Umbau das Ei des Kolumbus gefunden hat. Marc-Rene Tonn vom Bankhaus M.M. Warburg sagt, der Konzern werde dadurch flexibler. VW habe in der Vergangenheit oft spät reagiert. Für Arndt Ellinghorst von Evercore ISI ist dagegen nicht ausgemacht, dass VW allein durch die Umorganisation mehr Autos verkaufen kann. Hauptproblem der Wolfsburger sei nach wie vor die Renditeschwäche der Hauptmarke VW.
Tonn geht davon aus, dass in jeder Holding eine Marke die Federführung bei der technischen Entwicklung übernehmen wird. Die anderen müssten sich an die Vorgaben halten. Der mächtige Betriebsratsratschef Bernd Osterloh hatte bemängelt, dass die Marken bei der Baukaustentechnik noch aus der Reihe tanzten. Dadurch könne VW die von der neuen Technik erhofften Kostenvorteile nicht einfahren.
Winterkorn hatte seine Pläne für den Konzernumbau am Freitag bei einem Treffen mit dem engeren Führungszirkel vorgestellt. Der Aufsichtsrat soll das Vorhaben Ende September genehmigen. Danach soll die Neuausrichtung dem Management präsentiert werden. Winterkorn selbst gäbe in der neuen Struktur einen Teil seiner Macht ab. Zugleich ebnet der 68-Jährige damit den Weg für einen Wechsel in den Aufsichtsrat, wo er Firmenpatriarch Ferdinand Piech als Aufsichtsratschef beerben könnte. Der 78-jährige Porsche-Enkel hatte bei Volkswagen einen nie gekannten Machtkampf gegen Winterkorn angezettelt, den er jedoch verlor. Er zog sich daraufhin Ende April zusammen mit seiner Ehefrau Ursula Piech von allen Ämtern bei Volkswagen zurück.
Reuters