Beide Partner haben demnach ein sogenanntes Projekthaus mit dem Ziel eingerichtet, bis Ende 2022 die Gründung eines Unternehmens vorzubereiten. Mit der Wende zu E-Autos wachsen die Zellproduktionskapazitäten und mit ihr die Nachfrage nach Maschinen dafür rasant.
Den Angaben zufolge ist ein Gemeinschaftsunternehmen vorgesehen, das nicht nur die sechs von Volkswagen geplanten eigenen Batteriezellenfabriken ausstatten, sondern auch andere Auto- und Batteriehersteller in Europa beliefern soll. "Wir arbeiten daran, eine vollständig lokalisierte europäische Lieferkette für E-Mobilität 'made in Europe' aufzubauen - eine historische Chance in der Wirtschaftsgeschichte", erklärte Volkswagen-Technikvorstand Thomas Schmall. Ziel sei es, das gesamte Spektrum an Prozessen und Komponenten zu liefern, die für die Herstellung von Batteriezellen und -systemen für Elektroautos im großen Maßstab erforderlich sind. Die Nachfrage in der Branche sei enorm, hieß es. Allein in Europa planten verschiedene Unternehmen bis 2030 Batteriezellfabriken mit einer jährlichen Gesamtkapazität von rund 700 Gigawattstunden (Gwh).
GIGA-FABRIKPLÄNE
Der britische Branchendienst Benchmark Mineral Intelligence, der weltweit Pläne verfolgt, geht für Europa von einer Verzehnfachung der Produktionskapazitäten auf 850 Gwh bis 2031 aus. Global sei kürzlich bei den Planungen zur Fertigung von Lithium-Ionen-Zellen die Marke von fünf Terawattstunden geknackt worden. Mittlerweile seien Kapazitäten von 5137 Gwh geplant, gut 60 Prozent mehr als vor einem Jahr. Sie sollen in 264 Fabriken gefertigt werden - vor zwei Jahren waren es erst 121. Der chinesische Zellhersteller CATL will seine führende Marktstellung ausbauen, allein mit einer Produktionskapazität von mehr als 700 Gwh.
Volkswagen will bis zum Ende des Jahrzehnts sechs große Fabriken an den Start bringen mit einer Kapazität von 240 Gwh. Ihre Batterie-Aktivitäten hatten die Wolfsburger vor Kurzem in einer separaten Gesellschaft zusammengefasst, um sie kapitalmarktfähig zu machen. Der Bereich soll bis zum Ende des Jahrzehnts einen Umsatz von voraussichtlich 20 Milliarden Euro erzielen.
Für den Bau der in Europa geplanten Zellfabriken und die Sicherung der nötigen Rohstoffmengen rechnet Schmall nach früheren Angaben mit Kosten von 25 bis 30 Milliarden Euro. Nur einen Teil davon wollen die Wolfsburger selbst stemmen. Von den von Volkswagen für den Zeitraum 2022 bis 2026 insgesamt geplanten Investitionen von knapp 160 Milliarden Euro sind mit 89 Milliarden Euro erstmals mehr als die Hälfte für E-Mobilität und Digitalisierung vorgesehen. Allein zwei Milliarden Euro investiert der Autokonzern bis zum Hochlauf der Serienproduktion von Batteriezellen für das Volumensegment am Standort in Salzgitter. Dort ist Gotion Hightech aus China Partner. In Schweden zieht VW zusammen mit dem europäischen Batteriespezialisten Northvolt eine Produktion für Premiumzellen hoch. Weitere Standorte stehen noch nicht fest. Eine Fabrik dürfte in Spanien entstehen, wo die VW-Tochter Seat ihren Sitz hat. Für eine vierte Zellfabrik kommt Osteuropa in Frage. Auch Niedersachsen macht sich Hoffnungen auf eine weiteres Batteriezellwerk.
rtr