Porsche-Chef Blume hat die Führung bei Europas größtem Autobauer übernommen und steht vor den ersten Bewährungsproben: der Verkleinerung des Vorstands und dem Porsche-Börsengang. Von Wolfgang Ehrensberger
Nur einen Monat nach der Abberufung von Vorgänger Herbert Diess hat Porsche-Chef Oliver Blume zum 1. September den Vorstandsvorsitz im Volkswagen-Konzern übernommen. Mit dem gebürtigen Braunschweiger zieht nicht nur ein neuer Managertyp in die oberste Führungsetage eines der komplexesten Wirtschaftsgebilde des Landes ein. Der als Teamplayer geltende Blume steht auch vom Start weg vor wichtigen Entscheidungen.
Dazu gehört der bevorstehende Börsengang der Tochter Porsche, deren Chef Blume bisher war und die er auch als VW-Chef in Personalunion weiterführen will. Dazu gehört aber auch eine Verkleinerung des unter Vorgänger Diess auf zwölf Mitglieder angeschwollenen Vorstands auf zehn. Laut Medienberichten hat der Aufsichtsrat im Prinzip grünes Licht für die Verschlankung der Führungsspitze gegeben. Mit der fokussierten Mannschaft will Blume den Wolfsburger Konzern schneller und effizienter machen und den Wandel zur Elektromobilität vorantreiben. Dabei eilt ihm der Ruf voraus, weniger auf Krawall gebürstet zu sein als sein Vorgänger.
Laut Medienberichten sollen insbesondere die beiden Vorstandsressorts Beschaffung und Vertrieb künftig eine Ebene unterhalb des Vorstands angesiedelt werden. An der von Blume angestrebten Doppelfunktion als VW- und gleichzeitig Porsche-Chef soll allerdings auch nach dem Porsche-Börsengang nicht gerüttelt werden, obwohl dies auf vielfache Kritik gestoßen ist. Zwei DAX-Konzerne gleichzeitig leiten zu wollen, das sei definitiv zu viel, sagen Kritiker. Um das Pensum zu bewältigen, sollen Blume die Finanzvorstände von Volkswagen, Arno Antlitz, und Lutz Meschke bei Porsche zur Seite stehen.
Tankt Porsche bald Red Bull?
Unterdessen gehen die Vorbereitungen für den Teilbörsengang des Autobauers Porsche in die heiße Phase. Medienberichten zufolge könnte der offizielle Startschuss in den nächsten Tagen fallen. Laut Nachrichtenagentur Bloomberg haben namhafte Investoren bereits Interesse an einer Zeichnung signalisiert, darunter T Rowe Price Group und das Emirat Katar, aber auch der Chairman des Luxuskonzerns LVMH, Bernard Arnault und Red-Bull-Milliardär Dietrich Mateschitz. Der Marktwert von Porsche wird nach den Signalen aus dem Markt auf 60 bis 85 Milliarden Euro taxiert.
Die Zeit drängt. „Je schneller dieses Milliardenprojekt jetzt an den Start geht, umso besser“, sagte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer gegenüber €uro am Sonntag. „Den niedrigen Dollar sollte man nutzen, die Notenbanken drehen die Zinsen hoch und die Rezession rückt näher.“
Ist der offizielle Aufsichtsratsbeschluss zum Börsengang mit der Absichtserklärung („intention to float“) erfolgt, schließt sich ein rund vierwöchiger Zeitraum an, in dem das Unternehmen auf Investoren und Analysten zugehen kann, um für die Platzierung der Aktien zu werben. Der Börsenstart könnte dann wie beabsichtigt im vierten Quartal erfolgen. Mit den Erlösen aus der Emission will VW die milliardenschweren Investitionen in Elektromobilität und Digitalisierung finanzieren. Porsche wiederum soll dadurch mehr unternehmerische Freiheit bekommen. Und nicht zuletzt wollen sich die VW-Eigentümerfamilien Porsche und Piëch auch wieder einen direkten Zugriff auf Porsche sichern.
Den hatten sie vor rund zehn Jahren verloren, als Porsche in den VW-Konzern integriert wurde, nachdem der Versuch gescheitert war, VW zu übernehmen. Die Familie hält über die Holding Porsche SE 53 Prozent am VW-Konzern. Geplant ist, dass die Familien nach dem Börsengang eine Sperrminorität von 25 Prozent plus eine Aktie beim Autobauer Porsche erhalten. Am Kapitalmarkt sollen bis zu 25 Prozent der stimmrechtslosen Vorzüge und damit 12,5 Prozent des Gesamtkapitals platziert werden. Die Hälfte des Erlöses aus dem Börsengang soll als Sonderdividende an die Aktionäre fließen.
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