Eine weitere Milliarde soll in die Digitalisierung und Vernetzung von Fahrzeugen fließen. "Unser Ziel ist es, führender Hersteller von E-Lkw und E-Bussen zu werden", sagte Vorstandschef Andreas Renschler. Damit treibt der Börsenneuling seine Strategie voran, in der die Elektromobilität erst seit etwa einem Jahr eine zunehmende Rolle spielt. Konkurrent Daimler investiert schon länger kräftig in Elektroantriebe und die Vernetzung von Nutzfahrzeugen.
Derzeit bremsten zwar noch die lückenhafte Ladeinfrastruktur und die hohen Anschaffungs- und Betriebskosten eine stärkere Verbreitung von E-Lastern, teilte Traton mit. Aber das Interesse der Spediteure, für die die Betriebskosten eine entscheidende Rolle bei der Anschaffung neuer Fahrzeuge spielen, nehme zu. Mittelfristig gehe man davon aus, dass die Gesamtbetriebskosten (Total Cost of Ownership) von Elektro-Lkw im Verteilerverkehr und von Stadtbussen über den Lebenszyklus hinweg auf das Niveau von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor sinken werden. Das liegt unter anderem daran, dass die Batteriezellen günstiger werden und länger halten. "Wenn die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt sind, könnte in zehn bis 15 Jahren jeder dritte Lkw und Bus unserer Marken mit alternativen Antrieben fahren - die meisten davon voll elektrisch", sagte Renschler an. Entscheidend sei, dass die Infrastruktur für alternative Kraftstoffe und Elektrizität ausgebaut werde.
GEMEINSAME ELEKTRO-PLATTFORMEN
Um die Entwicklungskosten zu stemmen, entwickelt die Holding mit den beiden Lkw-Bauern MAN und Scania sowie der brasilianischen Tochter Caminhoes e Onibus ein Baukasten-System für einen gemeinsamen elektrischen Antriebsstrang. Dieser solle bereits im kommenden Jahr in den ersten Stadtbussen von Scania und MAN zum Einsatz kommen. Auf Basis eines ähnlichen Systems, dem Modularen Elektro-Baukasten (MEB), hat VW seine neuen E-Autos entwickelt. Die modulare Bauweise führt dazu, dass die Kosten bei steigenden Stückzahlen sinken.
Zugleich kündigte Traton an, kräftig in die Entwicklung selbstfahrender Fahrzeuge und die Digitalisierung zu investieren. Ziel sei, bis 2025 deutlich mehr als eine Million vernetzte Lkw auf der Straße zu haben. Neben dem Verkauf von Lkw und Bussen wolle sich Traton immer mehr zu einem Anbieter von Software und Dienstleistungen wandeln, sagte Renschler. Auch dies ist eine Entwicklung, die schon länger im Pkw-Geschäft läuft. Das stärkere Gewicht auf die Vernetzung soll auch der zu Traton gehörenden Digitalmarke Rio auf die Sprünge helfen, die Logistikunternehmen ein System zur besseren Auslastung von Fahrten anbietet. Richtete sich deren Angebot bisher vor allem an kleinere Flotten und Spediteure, so soll Rio künftig auch die Logistik des gesamten Volkswagen-Konzerns unterstützen und Abläufe digitalisieren.
rtr