MILAN CUTKOVIC, AXITRADER



"Trump versprach Flexibilität und Zusammenarbeit mit befreundeten Staaten. Der Markt interpretiert dies als Signal, dass der politische Widerstand in Washington zu groß geworden ist und sich Trump zum Thema Außenhandel etwas mäßigen wird. Man darf Trumps Unberechenbarkeit aber nicht unterschätzen. Er könnte innerhalb kurzer Zeit seinen Ton wieder ändern und noch strengere Maßnahmen ankündigen. Der Markt hat die jüngsten Strafzölle relativ gut verkraftet. Sollten aber weitere folgen, droht der Handelskonflikt zu eskalieren."

UWE BURKERT, LBBW



"Handelskriege kennen nur Verlierer. Ein Handelskrieg mit den USA würde insbesondere exportorientierte Nationen wie Deutschland oder China empfindlich treffen. Doch ich sehe durchaus auch Gefahren für die USA: Die Exportquote ist dort zwar vergleichsweise niedrig, so dass Trump auf den ersten Blick am 'längeren Hebel' sitzt. Aber die Importzölle könnten in den USA zu deutlich steigender Inflation führen, wovon insbesondere die Bezieher geringer Einkommen negativ betroffen wären."

THOMAS GITZEL, VP-BANK



"Jetzt kommt es auf eine besonnene Reaktion der Handelspartner an. Eine Spirale aus Maßnahmen und Gegen-Maßnahmen kann weder im Interesse der EU noch eines anderen Landes sein. In der EU sind selbst zahlreiche und umfangreiche Zölle in Kraft - übrigens mehr als in den USA. Wenn die EU-Kommission nun mit dem Finger auf die USA zeigt, ist dies nicht angebracht. Wünschenswert wäre, dass die WTO ihrer Aufgabe gerecht wird und gerade im gegenwärtigen Konflikt als Vermittler und auch Richter fungiert."

CARSTEN KLUDE, M.M. WARBURG



"Schutzzölle auf Stahl sind nicht nur in den USA, sondern auch in anderen Ländern und Regionen ein häufig eingesetztes Mittel, um heimische Industrien vor dem globalen Überangebot an Stahl zu schützen. Welchen Rat kann man nun den europäischen Politikern geben, wie man auf die Maßnahmen der USA reagieren soll? Auch wenn es schwer fällt, sollte man versuchen, einen kühlen Kopf zu bewahren. So zeigen die Erfahrungen, dass ein Land, das Strafzölle einführt, damit vor allem sich selbst schadet. Solange alle anderen Länder weiterhin untereinander Handel treiben, wären die USA der mit Abstand größte Verlierer."

ULRICH LEUCHTMANN, COMMERZBANK



"Die Relevanz dieser Maßnahme liegt gar nicht so sehr im unmittelbaren ökonomischen Effekt, sondern vielmehr darin, dass die USA sich offensichtlich aus dem WTO-Konsens verabschieden und damit zum Totengräber der Globalisierung werden könnten. Ausnahmen und Erleichterungen für einige Länder sind weitgehend irrelevant."

DIRK STEFFEN, DEUTSCHE BANK



"Ölexporte sind für die USA wichtig. Mehr als ein Viertel davon geht nach Kanada und Mexiko. US-Öl wird nachgefragt, weil es günstig ist, Pipelines und Infrastruktur sind länderübergreifend eng verzahnt. Daran kommt selbst US-Präsident Donald Trump nicht so leicht vorbei. Die NAFTA-Partner wurden vielleicht auch deshalb zunächst von Zöllen auf Stahl und Alu verschont. Eine zunehmende Abschottung könnte die Ölpreise jedoch weltweit beeinflussen. Denn ebenfalls China, Brasilien und Indien sind wichtige Abnehmer von US-Öl. Zollschranken könnten die Preise antreiben und die Weltkonjunktur dämpfen."

rtr