Börsenguru Warren Buffett hat eine neue Lieblingsaktie: die des Smartphoneherstellers Apple. Lange Zeit machte der 86-jährige amerikanische Starinvestor um den Techsektor einen großen Bogen, bevor er im vergangenen Jahr dann doch bei dem iPhone-Produzenten einstieg. Damit holte Buffett sich nun endlich jenen Titel ins Depot, den die Deutschen schon längst zu ihren Favoriten zählen. Seit Jahren taucht Apple als einzige ausländische Aktie immer wieder in den Ranglisten der deutschen Lieblingsaktien auf.
Interesse an Autoaktien besonders hoch
Ansonsten bevorzugen die deutschen Anleger heimische Werte, investieren ihr Geld also gern in die Unternehmen, die sie kennen. Für welche Aktien sie sich besonders interessieren, zeigt eine Auswertung unseres Internetportals www.boerse-online.de. In einer Statistik wird dort börsentäglich erfasst, nach welchen Aktien am häufigsten gesucht wird.
Die Top 3 unter den Einzelwerten im September: Volkswagen, Porsche und Daimler. Insgesamt stammt ein Viertel der am häufigsten gesuchten Aktien aus der Autobranche. Hier spiegelt sich augenscheinlich das Interesse an der in diesem Monat stattfindenden Automesse IAA in Frankfurt wider - und die Aufregung, die Volkswagen Ende vergangener Woche mit seiner Gewinnwarnung verursachte. Die Aktie rutschte deutlich ab, als VW bekannt gab, dass der Konzern die Vorsorge für den Vergleich mit geschädigten Autobesitzern in den USA aufstocke und daher für das dritte Quartal mit einer Belastung von rund 2,5 Milliarden Euro rechne. Wir beobachten den Titel weiter.
Nach der VW-Aktie wurde allein am Tag dieser Nachricht rund 5000-mal gesucht, im gesamten September rund 30 000-mal. Die diversen Autotitel wurden im September jeweils mehr als 20 000-mal gesucht, Aktien der Autobranche insgesamt etwa 200 000-mal.
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Die 20 meistgesuchten Aktien
Zu Ausreißern wie bei VW kommt es sonst meist nur bei kleineren Nebenwerten oder exotischen Titeln - immer dann, wenn gerade eine besonders heiße Nachricht über die Ticker läuft. Eindrucksvoll zeigt dies auch die häufige Suche nach BYD: Die Aktie des chinesischen Batterie- und Autoherstellers und Daimler-Partners, der mit vollem Namen Build Your Dreams ("Verwirkliche deine Träume") heißt, schnellte in einer Kursrally, die Ende August begann, um 60 Prozent in die Höhe.
Noch ein weiterer Wert aus dem Reich der Mitte steht hoch im Kurs: Der chinesische Onlinehändler und Amazon-Rivale Alibaba treibt mit einer Milliardeninvestition sein Auslandsgeschäft voran und sorgt damit für Interesse. Dominiert werden die Top 20 aber von DAX-Titeln, die etwa drei Viertel der Rangliste stellen. Das Verhältnis von deutschen zu internationalen Aktien spiegelt sich in den Portfolios der Privatanleger etwas ausgeglichener wider. Nach Berechnungen der Onlinebank Comdirect befinden sich in den von ihr betreuten Kundendepots 59 Prozent heimische und 41 Prozent ausländische Aktien.
In der Tabelle unten haben wir die 20 meistgesuchten Aktien in der Reihenfolge ihrer Anfrage aufgelistet und jedem Titel eine Einschätzung zugeordnet. Zu neun der 20 beliebtesten Titel auf www.boerse-online.de haben wir eine positive Einschätzung. Sechs Werte, die zuletzt durch Nachrichten auf sich aufmerksam machten, stellen wir Ihnen auf den Seiten 12 bis 14 noch genauer vor.
Auf der "Beobachten"-Liste finden sich zehn der populärsten Aktien. Zu Vorsicht raten wir hingegen bei Tesla: An der Börse ist der Elektroautobauer mit 48 Milliarden Euro inzwischen mehr wert als Ford und fast so viel wie General Motors - hat aber seit seiner Gründung vor 14 Jahren noch nie Gewinn geschrieben. Unser Daumen bleibt gesenkt.
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BYD-Aktie - Marktführer mit leichten Kratzern
Beim Elektroauto nimmt China bereits heute eine führende Rolle ein. Das soll auch so bleiben: Ab 2019 gilt eine neue Quotenregelung. Dann müssen alle im Reich der Mitte aktiven Hersteller ein Zehntel der dort produzierten Fahrzeuge mit Stromanschluss bauen. 2020 soll dieser Anteil auf zwölf Prozent steigen.
Das kommt Herstellern wie BYD entgegen. Vorstandschef Wang Chuanfu geht sogar davon aus, dass 2030 nur noch reine Elektroautos oder zumindest Fahrzeuge mit Hybridantrieb auf den Straßen unterwegs sein werden. Der chinesische Autobauer hat im vergangenen Jahr mehr als 100 000 E-Autos und Plug-in-Hybride verkauft und ist damit die größte Elektroautomarke der Welt. Um den Spitzenplatz zu verteidigen, hat BYD längst die Weichen auf internationale Expansion gestellt. So sind E-Taxis in Brüssel, Singapur und Südamerika unterwegs. Zudem möchte das Unternehmen spätestens in drei Jahren seine Fahrzeuge auch in den USA anbieten und damit den Lokalmatador Tesla in die Schranken weisen.
Die aktuelle Umsatz- und die Gewinnentwicklung lassen allerdings zu wünschen übrig. Bei einem minimalen Erlösanstieg musste der Autohersteller sowie Batterie- und Speicherexperte zum Halbjahr einen Ergebniseinbruch um 24 Prozent verkraften. Belastend wirkte sich aus, dass die Regierung in Peking die Subventionen für Elektroautos gekappt hatte. Langfristig ist die Story von BYD, angetrieben durch den Wandel in der Autoindustrie, aber weiterhin intakt und könnte in absehbarer Zeit zu höheren Kursen führen. Nach der jüngsten Rally - die Aktie legte rund 60 Prozent in einem Monat zu - sollten Anleger aber eine Konsolidierung abwarten.
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Evotec-Aktie - Wachstum mit Wirkstoffen
Der Evotec-Kurs hat sich in den vergangenen zwölf Monaten vervierfacht. Geht da noch was? Der Trend weist jedenfalls nach oben. Allein im September gab es ein Plus von gut 20 Prozent. Für Fantasie ist gesorgt, denn das Biotechunternehmen ist auf Expansionskurs. Im Sommer kauften die Hamburger den US-Konkurrenten Aptuit für 256 Millionen Euro. Experten loben den Deal, da sich die Arbeitsfelder beider Unternehmen ihrer Meinung nach im Bereich der Wirkstoffleistungen gut ergänzen.
Bislang hat Evotec Wirkstoffleistungen nur für vorklinische Entwicklungen bereitgestellt. Mit der Übernahme wurde die Wertschöpfungskette nun bis zur klinischen Entwicklung und kommerziellen Herstellung von Wirkstoffen erweitert. Die Hanseaten sind aber noch lange nicht satt. Jüngst sicherten sie sich für 15 Millionen Euro eine Minderheitsbeteiligung am britischen Branchenkollegen Exscienta. Evotec investiert damit in die beschleunigte Wirkstoffforschung durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz (Artificial Intelligence, kurz AI). "Wir haben aus erster Hand erfahren, wie sich die AI-Ansätze von Exscientia zusammen mit unserer Medizinalchemieplattform in der Wirkstoffforschung positiv und weitreichend auswirken können", kommentiert Evotec-Chef Werner Lanthaler den Deal.
Zwar ist die Evotec-Aktie inzwischen kein Schnäppchen mehr, doch das TecDAX-Unternehmen genießt einen exzellenten Ruf in der Wirkstoffforschung. Und profitabel arbeiten kann es auch: Der Umsatz ist im ersten Halbjahr 2017 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 37 Prozent auf 103,4 Millionen Euro gestiegen. Das operative Ergebnis hat sich auf 18,2 Millionen Euro mehr als verdoppelt (erstes Halbjahr 2016: 8,4 Millionen Euro).
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Infineon-Aktie - Am Puls der Zukunft
Am 1. Oktober konnte Reinhard Ploss sein fünftes Jahr als Vorstandschef von Infineon feiern. Ein Blick auf den Aktienkurs zeigt, dass der promovierte Verfahrenstechniker herausragende Arbeit leistet. Seit seinem Amtsantritt hat sich der Börsenwert des Halbleiterkonzerns in etwa vervierfacht.
Bezahlt machte sich vor allem die konsequente Ausrichtung des Geschäfts auf die Autoindustrie - das Segment steuert rund 40 Prozent zum Konzernumsatz bei. Die Halbleiter der Münchner kommen in Motoren genauso zum Einsatz wie in Fahrerassistenzsystemen oder Ladestationen. Ein zentraler Wachstumstreiber ist die Elektromobilität. "Wir haben in diesem Bereich in neun Monaten fast doppelt so viel Neugeschäft für die kommenden fünf bis zehn Jahre gewinnen können wie im gesamten Geschäftsjahr 2016", kommentierte Ploss den jüngsten Zwischenbericht (per 30. Juni). Ein Ende des Booms ist nicht in Sicht. Der Marktforscher IHS geht davon aus, dass die weltweiten Umsätze mit Halbleitern für den Automobilsektor von 2016 bis 2021 im Schnitt pro Jahr um 7,5 Prozent wachsen.
Eine ähnlich hohe Gangart erwarten die Experten im Industriesegment. Hier steckt die Technologie von Infineon etwa in Fahrstühlen, Windkraftanlagen oder Rechenzentren. Aufhorchen lässt auch das Kursbild des DAX-Highflyers. Vor Kurzem hat Infineon den Ausbruch über die 20-Euro-Marke geschafft und das höchste Niveau seit April 2002 erreicht. Trotz der nicht gerade günstigen Bewertung spricht der Mix aus operativem und charttechnischem Momentum dafür, dass die Rally weitergeht. An Reinhard Ploss soll es jedenfalls nicht scheitern. Der Vertrag des Vorstandschefs läuft noch bis September 2020.
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Nordex-Aktie - Rückenwind durch Jamaika-Koalition?
Jamaika ist nicht unbedingt für Windräder bekannt. Dennoch dürften sich die Mienen der Nordex-Anteilseigner aufhellen, wenn sie an das denken, was die meisten hierzulande mit dem Namen des karibischen Inselstaats verbinden. Nach der Bundestagswahl deutet vieles auf eine Koalition aus Union (Schwarz), FDP (Gelb) und Bündnis 90/Die Grünen (Grün) hin - die Farben der jamaikanischen Flagge eben.
Als Hersteller von Windkraftanlagen könnte Nordex von einer möglichen Regierungsbeteiligung der Grünen profitieren. Die Partei steht wie keine andere für erneuerbare Energien. Ihr Slogan: "Wir steigen um - komplett auf grüne Energien". Aber eine Schwalbe macht bekanntlich noch keinen Sommer. Wie die ganze europäische Windkraftbranche leidet auch Nordex unter der Nachfrageschwäche. Das TecDAX-Unternehmen kündigte zuletzt ein umfangreiches Sparprogramm an. Die Rostocker wollen bis 2018 in Europa bis zu 500 Stellen abbauen.
Analysten deuten das als Hinweis, dass es in den wichtigsten Märkten noch schlechter läuft als befürchtet. In diesem Jahr stürzte der Titel regelrecht ab - von über 20 auf zehn Euro. Die Experten von Warburg Research betonen, dass im laufenden Jahr nicht mehr mit den bislang erhofften Großaufträgen aus Südafrika zu rechnen sei. Zudem sorge die Umstellung auf Auktionsverfahren für die Vergabe von Windparklizenzen für massive Verunsicherung in Deutschland. Daher könnte der Auftragseingang in den kommenden Monaten enttäuschen.
Angesichts dieser Branchenaussichten ist die Aktie kein Kauf. Andererseits kann es durchaus sein, dass die Grünen hierzulande künftig für Rückenwind sorgen - spruchreif ist das aber noch nicht.
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Tesla-Aktie - Visionärer Chef, rauschende Bewertung
Kaum ein anderer Entrepreneur im hoch gehandelten Silicon Valley weiß derart zu überzeugen wie Elon Musk. Der Multimilliardär war nicht nur Mitgründer von Paypal, er erfand mit Tesla auch die Autoindustrie neu und will mit SpaceX nun den Mars erobern. Kein Wunder, dass der Mann die Massen begeistern kann - und auch die Anleger.
Nur zwei Jahre nachdem Tesla beinahe pleitegegangen war, gelang 2010 der IPO zu 17 Dollar. Heute kostet eine Aktie 340 Dollar. Genau diese Beharrlichkeit zeichnet den Vollblutunternehmer aus. "Sogar bei schlimmen Rückschlägen bricht Musk nicht zusammen, sondern fängt noch einmal von vorn an", weiß Ashlee Vance, Verfasser seiner Biografie. Eine kleine Panne zeigt sich auch aktuell: Die Präsentation des mit Spannung erwarteten Stromlasters wurde von September auf Ende Oktober verschoben.
Über den kurzfristigen Erfolg entscheidet aber derzeit das Model 3. Laut Musk sind mittlerweile rund eine halbe Million Vorbestellungen für das massentaugliche Elektroauto eingetrudelt. Entscheidend ist, dass die Produktion mithalten kann. Auch hier hat der Tesla-Chef ambitionierte Pläne: Ab 2018 sollen jährlich 500 000 Autos vom Band rollen, 2016 waren es nur 84 000.
Trotz der bisherigen Leistungen des Elektroautobauers verrät ein Blick auf die Bewertung, dass mittlerweile viele der Visionen von Musk mehr als gebührend eingepreist sind. Mit einem Börsenwert von rund 48 Milliarden Euro ist Tesla aktuell der teuerste US-Autokonzern. Und das bei einer deutlich geringeren Produktion und immensen Verlusten. Laut Bernstein hat Tesla rund 10,6 Milliarden US-Dollar an Barmitteln seit dem IPO verbraucht. Vorerst sollten Anleger die Finger von dem Titel lassen.
Auf Seite 8: Volkswagen-Aktie - Operativ hui, Dieselskandal pfui
Volkswagen-Aktie - Operativ hui, Dieselskandal pfui
Dass VW beliebt ist - insbesondere auf der Straße -, zeigen die jüngsten Absatzzahlen. Trotz Kartellvorwürfen und des immer noch schwelenden Dieselskandals, der mittlerweile auch die erfolgreiche Tochter Porsche erreicht, erzielten die Wolfsburger in den ersten acht Monaten ein Auslieferungsplus von zwei Prozent. Für einen Schub sorgte der August, in dem die Verkäufe um acht Prozent zulegten. Der Trend dürfte anhalten, zumal es in den kommenden Monaten durch neue Modelle wie den VW Polo, VW T-Roc und Skoda Karoq zu zusätzlichen Verkaufsimpulsen kommen könnte.
Um langfristig in der Erfolgsspur zu bleiben, stellte VW im Rahmen der IAA seine Zukunftspläne vor. Investitionen in Höhe von 20 Milliarden Euro sollen bis 2030 in die Elektromobilität fließen. Bereits bis 2025 möchten die Wolfsburger mehr als 80 neue Elektromodelle auf den Markt bringen, davon 50 rein batteriebetriebene.
Während die VW-Karossen wieder eine gute Figur machen, hält sich die Begeisterung an der Börse noch in Grenzen. Zwar dürfte der Großteil des Abgasskandals bereits verdaut sein, doch sorgt der weltgrößte Autobauer immer wieder für Negativschlagzeilen. Weil sich die Umsetzung des Vergleichs in den USA schwieriger gestaltet als gedacht, wurden nun die Rückstellungen erhöht.
VW rechnet damit, dass Sondereinflüsse in Höhe von 2,5 Milliarden Euro den Gewinn im dritten Quartal negativ beeinflussen. Zudem wurde der frühere Porsche-Entwicklungsvorstand Wolfgang Hatz verhaftet. Die Aktie reagierte mit klaren Abschlägen auf die Nachrichten. Dies zeigt, wie schnell der Wind drehen kann. Wir fühlen uns daher mit unserem "Beobachten"-Rating für den DAX-Titel weiterhin wohl.