Ein Profiteur dieser Entwicklung ist Temenos, da sich das Schweizer Softwarehaus mit seinen Lösungen vor allem auf die Finanzbranche konzentriert. Mit durchschlagendem Erfolg: In den vergangenen fünf Jahren legten sowohl die Erlöse als auch das operative Ergebnis (Ebitda) stetig zu. Der Umsatz verbesserte sich in diesem Zeitraum um 79,4 Prozent, das Ebitda sogar um 85,6 Prozent. Auch unter dem Strich ging es dynamisch aufwärts. Erwirtschaftete Temenos 2014 noch einen Gewinn je Aktie von 1,32 Dollar, waren es im vergangenen Jahr bereits 2,31 Dollar.
Die Bankensoftware der Eidgenossen wird aktuell in mehr als 150 Ländern bei über 3000 Finanzinstituten eingesetzt. Damit ist das Wachstumspotenzial aber längst nicht ausgeschöpft. "Unser Zielmarkt wird auf 57 Milliarden Dollar geschätzt, und wir sind in der beneidenswerten Position, unseren Markt anzuführen", stellt Verwaltungsratspräsident Andreas Andreades klar. Zwar entfällt der Großteil der Umsätze mit einem Anteil von 45 Prozent auf Europa, doch könnten die USA (19 Prozent) bald aufholen. Ende vergangenen Jahres verleibte sich Temenos für 245 Millionen Dollar den US-Konzern Avoka ein. Damit wurde nicht nur die Präsenz in Übersee verstärkt, sondern auch das wichtige Geschäft mit Mietsoftware (SaaS) ausgebaut. Mit einem Umsatzplus von 30 Prozent 2018 ist Avoka sogar etwas wachstumsstärker als die Genfer. Im laufenden Geschäftsjahr plant Temenos bei der Tochter mit einem Gesamtumsatz von rund 50 Millionen Dollar, die Hälfte davon soll aus SaaS-Erlösen stammen.
Das Produktspektrum von Temenos ist sehr breit gefächert. Unter anderem werden Transaktionslösungen, Kernbankensoftware, Risiko- und Compliance-Pro-gramme sowie auch Business Analytics angeboten. Für sein Kernbankensystem T24 konnte das Unternehmen erst kürzlich neue namhafte Auftraggeber gewinnen. Dazu zählen unter anderem die Palestine Islamic Bank sowie der US-Branchenriese Paypal, der sich für die Cloud-basierte Kernbankenlösung T24 entschied.
Überzeugende Aussichten
Alles in allem sind die Schweizer zuversichtlich, auch im laufenden Jahr wieder spürbar zu wachsen. Temenos rechnet für 2019 mit einer Erlössteigerung zwischen 16 und 19 Prozent, die profitablen Lizenz-einnahmen sollen sogar um 17,5 bis 22,5 Prozent zulegen. Der operative Gewinn wird zwischen 310 und 315 Millionen Dollar erwartet, dies entspricht einem Zuwachs von rund 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch die mittelfristigen Aussichten können sich sehen lassen: Auf der Agenda stehen weitere Steigerungen im prozentual zweistelligen Bereich sowie eine um 100 bis 150 Basispunkte pro Jahr verbesserte Gewinnspanne. Das Ergebnis je Aktie soll sich dabei jährlich um mindestens 15 Prozent erhöhen.
Angesichts der positiven Entwicklungen überrascht es nicht, dass die Temenos-Aktie haussiert. Auf Sicht von einem Jahr steht ein Plus von knapp einem Viertel zu Buche, allein 19 Prozent sind es seit Silvester. Zum Rekordhoch bei 158,30 Euro aus dem vergangenen Jahr fehlt dem Mid Cap aber ein Stückchen. Für Verunsicherung in der Finanz-Community sorgte das überraschende Ausscheiden von Firmenchef David Arnott, der per Ende Februar zurücktrat. Die Sorgen dürften überzogen sein, denn sein Nachfolger, der ehemalige Finanzvorstand Max Chuard, steht Arnott hinsichtlich Kompetenz in nichts nach. Chuard ist bereits seit 17 Jahren im Temenos-Konzern und war zuletzt nicht nur für die Bilanzen, sondern auch für einen Teil des operativen Geschäfts verantwortlich. Folglich sollte der Führungswechsel der Wachstumsstory keinen Abbruch tun.