"Wir freuen uns sehr, dass wir uns zum ersten Mal im schwedischen Markt engagieren können", sagte Vonovia-Chef Rolf Buch am Donnerstag. Mit Victoria werde eine gute Plattform für weitere Zukäufe in dem Land geschaffen.
Buch hatte schon länger mit Schweden geliebäugelt, der Markt sei dem deutschen sehr ähnlich und sehr attraktiv. Nun kommt er Victoria Park als "Weißer Ritter" zur Hilfe. Denn die Firma hatte eine Offerte des US-Investors Starwood Capital abgelehnt und war auf Vonovia zugegangen. Mit dem Angebot von 38 Kronen je A-Aktie und B-Aktie sowie 316 Kronen je Vorzugsaktie von Victoria Park übertrumpft Vonovia die Offerte von Starwood, die sich umgerechnet auf insgesamt rund 800 Millionen Euro beläuft und noch bis zum 1. Juni läuft. Buch ist zuversichtlich, einen Bieterkampf mit den Amerikanern zu vermeiden. "Wir befinden uns in guten Gesprächen mit Starwood", sagte der Vonovia-Chef in einer Telefonkonferenz. Zwei Aufsichtsräte von Victoria Park, die zusammen fast ein Viertel der Stimmrechte halten, hatten sich verpflichtet, die Starwood-Offerte anzunehmen.
Vonovia will sich mindestens 50 Prozent der Stimmrechte an Victoria Park sichern, Zusagen über gut 37 Prozent hat der Konzern bereits erhalten - hauptsächlich von Aufsichtsratsmitgliedern der Schweden. Der unabhängige Übernahmeausschuss von Victoria Park empfahl einstimmig die Annahme der Offerte. Die Annahmefrist für das Angebot beginnt voraussichtlich am 25. Mai und endet am 18. Juni. Inklusive Schulden wird Victoria Park mit rund 1,6 Milliarden Euro bewertet.
Finanziert wird die Übernahme zunächst mit Krediten, später will der Konzern aus Bochum rund eine Milliarde Euro an Eigenkapital aufnehmen. Wegen der Aussicht auf eine Kapitalerhöhung fiel die Vonovia-Aktie um zwei Prozent und war damit eines der Schlusslichter im Leitindex Dax
ÜBERNAHMEFIEBER
Vonovia befindet sich seit Jahren auf Einkaufstour. "Mit 394.000 eigenen Wohnungen sind wir inzwischen der größte Wohnungskonzern Europas", sagte Buch. Erst vor wenigen Monaten brachte er die fünf Milliarden Euro schwere Übernahme des österreichischen Wohnungskonzerns Buwog unter Dach und Fach - die zweite Übernahme im Nachbarland nach dem milliardenschweren Kauf von Conwert. In Frankreich vereinbarte er im Oktober eine Partnerschaft mit der Groupe SNI, die inzwischen in CDC habitat umbenannt wurde. Dort wollen die Konzerne unter anderem prüfen, ob sie gemeinsam oder auch allein Wohnungsbestände übernehmen. "Wir gehen überall dort hin, wo es schön ist, Urlaub zu machen", scherzte Buch.
Nach der Buwog-Übernahme erhöhte Vonovia am Donnerstag die Prognose: 2018 soll der operative Gewinn (FFO 1) auf 1,03 bis 1,05 Milliarden Euro steigen - ein Plus von rund 13 Prozent gegenüber 2017. Bisher hatte Vonovia 960 bis 980 Millionen Euro vorhergesagt. Im ersten Quartal kletterte das Ergebnis auf 243,6 (Vorjahr: 218,2) Millionen Euro - dank Einsparungen im Zuge der Integration von Conwert, einer günstigeren Refinanzierung und Mietsteigerungen.
In den Bieterkampf um die österreichischen Gewerbeimmobilienfirmen CA Immo und Immofinanz will Vonovia nach offiziellem Bekunden nicht einsteigen. Das passe nicht zum Geschäftsmodell, sagte Buch.
rtr