Eine Fusion der beiden Schwergewichte wäre der größte Deal, den es auf dem deutschen Immobilienmarkt je gegeben hat. Nach den Worten von Zahn spiegelt das Vonovia-Angebot aber nicht den erhofften Wertzuwachs und die hohe Qualität der Wohnungen wider. Durch einen Steuereffekt werde die ohnehin magere Prämie beim Umtausch der Aktien sogar negativ, rechnete er vor. Zahn räumte auch Fehler ein. So habe sein Team den LEG-Deal, mit dem Deutsche Wohnen von Berlin nach Nordrhein-Westfalen vorgestoßen wäre, den Investoren nicht gut genug erklärt.
Dass auf Seiten der Aktionäre Zweifel geblieben seien, habe Vonovia für sich genutzt. Deutsche Wohnen wolle jetzt um die Eigenständigkeit kämpfen und durch andere Zukäufe wachsen. Der Konzern habe Übernahmeobjekte im Volumen von zwei Milliarden Euro im Auge. Würde nur die Hälfte davon umgesetzt, dürfte das den operativen Gewinn (FFO) um neun Prozent nach oben treiben, erläuterte Zahn.
Die Börse fasst dagegen allmählich Vertrauen in eine Fusion der Nummer eins und zwei: Deutsche-Wohnen-Aktien lagen am Donnerstag mit 24,36 Euro knapp unter dem rechnerischen Wert des Vonovia-Angebots. Der Konzern hat eine gemischte Aktien- und Bar-Offerte abgegeben: für elf Deutsche-Wohnen-Titel soll es sieben Vonovia-Papiere und 83,14 Euro in bar geben. Das entspricht beim aktuell stagnierenden Vonovia-Kurs 24,63 Euro je Deutsche-Wohnen-Papier. Selbst die Aktien der LEG, die nun wieder alleine dasteht, lagen leicht im Plus.
ZWEITE NIEDERLAGE IN EINEM JAHR
Die Hauptversammlung, die am 28. Oktober die Voraussetzungen für die LEG-Übernahme schaffen sollte, sagte Deutsche Wohnen ab, weil die erforderliche 75-Prozent-Mehrheit in weite Ferne gerückt ist. Für Zahn ist es die zweite Niederlage in diesem Jahr. Im Frühjahr war er mit der Übernahme der österreichischen Conwert gescheitert. Auch dort hatte er nicht genügend Rückhalt bei den Aktionären gefunden.
Vonovia und Deutsche Wohnen kämen zusammen auf eine halbe Million Wohnungen in Deutschland und würden der Konkurrenz uneinholbar davonziehen. Doch auch Vonovia-Chef Rolf Buch, der sich zur Kritik von Zahn nicht äußern wollte, ist noch nicht am Ziel. Auch er braucht noch die Mehrheit seiner Aktionäre, um die Fusion zu realisieren. Sie sollen auf einer Hauptversammlung am 30. November über die Pläne und die nötige Kapitalerhöhung abstimmen.
Seit dem Börsengang vor zwei Jahren wurden sie immer wieder zur Kasse gebeten. Dafür war der Wachstumskurs der früheren Deutsche Annington rasant und gipfelte unlängst im Aufstieg in den Leitindex Dax. Unter anderem verleibte sich der Konzern die ebenfalls börsennotierte Gagfah und die Süddeutsche Wohnen ein.
Inzwischen sind auf dem deutschen Immobilienmarkt kaum noch große Wohnungsportfolios zu haben. Ausnahme ist ein Paket von rund 14.000 Wohnungen, das die Augsburger Patrizia im Frühjahr für rund 900 Millionen Euro von einem skandinavischen Fonds gekauft hatte. Patrizia will das Portfolio zum Höchstpreis weiterverwerten - entweder als Fondskonstruktion oder durch den Verkauf an einen strategischen Bieter, wie es in Branchenkreisen hieß.
Insidern zufolge ist nicht ausgeschlossen, dass Deutsche Wohnen bereits Gespräche führt. Zahn nannte keine konkreten Übernahmeziele. Von Patrizia-Seite hieß es in dieser Woche, es gebe noch keinen Verkaufsprozess.