Beim Wohnimmobilienkonzern Vonovia läuft’s rund. Der Dax-Konzern steigerte das operative Ergebnis aus dem laufenden Geschäft im ersten Halbjahr um 18 Prozent auf 457,7 Millionen Euro (1. HJ 2016: 387,8 Millionen). Diese Kennzahl - genannt Funds from Operations 1 (FFO 1) - steht in der Immobilienbranche im Fokus. "Die ersten sechs Monate entsprechen voll unseren Erwartungen", fasste Chef Rolf Buch zusammen.

Der Konzernüberschuss stieg um 619,8 Prozent auf 1,06 Milliarden Euro (147,9 Millionen). Das Unternehmen wertete das Wohnungs-Portfolio auf - um insgesamt 1,5 Milliarden Euro. "Wir erwarten, dass unsere Immobilien bis Ende des Jahres im Wert noch einmal zulegen."

Durch die Übernahme des österreichischen Konkurrenten Conwert Ende des ersten Quartals kamen 25 000 Wohnungen in deutschen Städten hinzu. Insgesamt vermietet der Dax-Konzern hierzulande rund 355 000 Wohnungen.

Mieten steigen



Der Immobilienkonzern profitierte im ersten Halbjahr von steigenden Mieten. So nahmen die Bochumer 833,2 Millionen Euro (774,7 Millionen) ein, 7,6 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Conwert trug dazu 67,1 Millionen Euro bei. Die Miete stieg um 3,9 Prozent auf durchschnittlich 6,12 Euro pro Quadratmeter (5,89 Euro). Nur 2,9 Prozent der Wohnungen standen leer. Grund dafür waren vor allem die Sanierungen.

Um die Wohnungen zu modernisieren und instand zu halten, gab der Dax-Konzern im ersten Halbjahr 456,4 Millionen Euro aus (295,3 Millionen). "Vor allem der serielle Neubau durch Aufstockung und Nachverdichtung schreitet gut voran", sagte Buch.

Insgesamt will Vonovia in den kommenden Jahren bis zu 30 000 Wohnungen bauen. Die Übernahme kleinerer Portfolien sei auch möglich, sagte der Konzernchef. "Wir werden keine größeren Wohnungsbestände kaufen, die aus unserer Sicht überteuert sind."

Prognose bestätigt



Der Dax-Konzern bestätigte seine Ziele am Mittwoch. Das FFO 1 soll im laufenden Jahr auf 900 bis 920 Millionen Euro steigen. Das wäre eine Zunahme um 20 Prozent im Vergleich zu 2016 (760,8 Millionen). Die Gewinnerwartungen hatte Vonovia nach dem Abschluss der Conwert-Übernahme angehoben.

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Einschätzung der Redaktion



An der Börse kamen die Vonovia-Zahlen am Mittwoch gut an. Die Aktie stieg im Tagesverlauf um zeitweise zwei Prozent.

Analyst Markus Scheufler von der Deutschen Bank lobte die Zahlen. Er hob in einer Studie hervor, dass die Bewertung der Immobilien stark gestiegen ist. Auch in den kommenden Quartalen werde diese weiter zunehmen. Er stufte das Papier von "Hold" auf "Buy".

Vonovia profitiert von weiter steigenden Mieten. Durch den starken Zuzug in Ballungszentren wie Berlin oder München nimmt die Nachfrage nach Wohnungen zu.

Für ein attraktives Angebot modernisiert der Konzern seine Immobilien. Rund eine Milliarde Euro wollen die Bochumer dafür in den kommenden Jahren in die Hand nehmen. Durch Sanierungen könnte Vonovia die Mieten dann weiter anheben.

Der Neubau von Wohnungen soll kostengünstig ablaufen. Der Konzern setzt dabei auf vorgefertigte Module. So sind in nur sechs Monaten in Dortmund in 13 Häusern insgesamt 20 neue Wohnungen entstanden.

Die neuen Immobilien sollen auch energieeffizient sein - und damit attraktiver und teurer zu vermieten. "Gleichzeitig bringen wir unsere Häuser energetisch auf den neuesten Stand und bauen unsere wohnungsnahen Dienstleistungen weiter aus," kündigte Buch an.

Risiken entstehen für den Dax-Konzern durch die Vorliebe der Deutschen zum Eigenheim. Dieser wird verstärkt durch niedrige Zinsen auf Baukredite.

Charttechnisch ist das Papier vielversprechend. Der Kurs notiert derzeit knapp acht Prozent über der wichtigen 200-Tage-Linie bei 32,83 Euro. Mit dem Kurssprung vom Mittwoch kletterte die Aktie über die 55-Tage-Linie bei 35,05 Euro. Wenn dieser Widerstand nachhaltig durchbrochen wird, ist viel Luft nach oben.

Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 38,00 Euro
Stoppkurs: 32,00 Euro