Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia will seinen Rekord-Kurs fortsetzen. So erwartet Chef Rolf Buch im laufenden Jahr "für Umsatz, Ebitda und Group FFO ein Wachstum von mehr als 20 Prozent," wie er am Freitag in Bochum sagte. Der Gewinn aus dem operativen Geschäft (Group Funds from Operations/Group FFO) - die bei Immobilienfirmen zentrale Kennziffer - solle in einer Bandbreite von rund 2,0 bis 2,1 Milliarden Euro liegen. Auch mittelfristig soll er weiter steigen, hieß es in einer Analysten-Präsentation. 2022 soll sich der Umsatz auf 6,2 bis 6,4 Milliarden Euro erhöhen. Dazu beitragen sollen neben höheren Mieteinnahmen vor allem die Übernahme des Branchenrivalen Deutsche Wohnen.
Die Miete erhöhte sich 2021 bereits um 2,4 Prozent auf durchschnittlich 7,33 Euro pro Quadratmeter. Zum Zuwachs trugen vor allem modernisierte Wohnungen bei. Die Kosten für energetische Sanierungen wie etwa Wärmedämmung sowie Austausch alter Heizungsanlagen und Fenster können die Konzerne teilweise auf die Miete umlegen.
Vonovia schluckte Deutsche Wohnen 2021
2021 - geprägt von der Deutsche Wohnen-Übernahme - war bereits ein Rekordjahr. "2021 haben wir unsere Ziele erreicht und teilweise sogar übertroffen", sagte Buch. Demnach konnte Vonovia auch dank gestiegener Mieten seine Kennzahlen steigern. Im vergangenen Jahr legte der Group FFO deutlich von 1,3 auf 1,67 Milliarden Euro zu. Die Erlöse kletterten um rund 19 Prozent auf knapp 5,2 Milliarden Euro.
Vonovia hatte die Deutsche Wohnen im vergangenen Jahr geschluckt. Ende 2021 zählten inklusive des Zukaufs mehr als 565.000 Mietwohnungen zum Portfolio der Bochumer. Die in Deutschland mehr als 505.000 Wohnungen führen dort zu einem Marktanteil von 2,1 Prozent. Vonovia hatte für Deutsche-Wohnen-Aktien rund 17 Milliarden Euro ausgegeben - rund acht Milliarden Euro davon wurden durch eine Kapitalerhöhung refinanziert. Zudem verkauft Vonovia im Zuge der Übernahme auch Wohnungen, etwa in Berlin. Der Verschuldungsgrad (LTV) von Vonovia liege unter Berücksichtigung des Verkaufs des Berliner Portfolios bei rund 44 Prozent und damit weiter im Zielkorridor von 40 bis 45 Prozent, erklärten die Bochumer.
Der Vonovia-Chef geht nun die weitere Integration des Zukaufs an. Er hat dabei Erfahrung - ist Vonovia doch durch Übernahmen groß geworden. Mit der Deutschen Wohnen will Buch nun auch die Kosten drücken. Bis 2024 sollen jährliche Synergien in einer Höhe von 105 Millionen Euro gehoben werden, bekräftigte er.
"Horrende Energiepreise vergrößern das soziale Ungleichgewicht"
Buch zeigte sich zugleich erschüttert über den Krieg in der Ukraine. Die in der Folge des Kriegs steigenden Energiepreise belasteten die Mieter: "Die horrenden Energiepreise vergrößern das soziale Ungleichgewicht in Deutschland." Die Folgen der hohen Energiepreise würden sich im kommenden Jahr in den Abrechnungen für 2022 zeigen. Vonovia sei aber bereit, Lösungen mit einzelnen Mietern zu finden, die die erhöhten Kosten nicht stemmen könnten. Die Entwicklung der Energie-Preise unterstrichen zudem die Notwendigkeit einer energetischen Sanierung und des Ausbaus Erneuerbarer Energien.
Die Aktionäre sollen eine leicht erhöhte Dividende von 1,66 Euro je Aktie erhalten. Analysten hatten hier mehr erwartet.
Einschätzung zur Vonovia-Aktie
Immobilienaktien gelten in stürmischen Zeiten als solides Basisinvestment. Wir bleiben bei der Kaufempfehlung.
rtr/dpa-AFX/fh