Klar, bezahlbares Wohnen ist ein großes Streitthema. Das haben nicht zuletzt die hitzigen Debatten der vergangenen Monate in Berlin gezeigt. Der Immobilienverband Deutschland (IVD) verglich die Pläne der Landesregierung wiederholt mit "sozialistischem Wohnungsbau" und bezeichnete sie als "verantwortungslos". Diese Berichterstattung, sowie die Deckelpläne an sich, setzten die Kurse von Vonovia und anderen deutschen Immobilienkonzernen immer wieder unter Druck. So auch jetzt, nachdem sich der Koalitionsausschuss aus SPD, Grünen und Linkspartei auf einen endgütigen Plan für einen Mietendeckel verständigt hat: Die Vonovia-Aktie verlor am heutigen Montag fast zwei Prozent an Wert.
Der Gesetzesentwurf der rot-rot-grünen Landesregierung sieht konkret vor, dass die Mieten in Berlin bis Ende 2021 eingefroren werden sollen. Danach könnten sie jährlich um 1,3 Prozent erhöht werden, um die erwartete Inflation auszugleichen. Generell soll die Miete maximal 20 Prozent über den noch genau zu bestimmenden Miethöhen liegen dürfen. Auch Maßnahmen zur Modernisierung sollen weiter möglich sein, dürfen aber ohne vorherige Genehmigung nur in Höhe von einem Euro pro Quadratmeter umgelegt werden.
Neubauten von Mietpreisdeckel ausgenommen
Der Mietpreisdeckel soll für alle Wohnungen gelten, die vor 2014 gebaut wurden, insgesamt fast 1,5 Millionen. Neubauten sollen von der Regelung aber ausdrücklich ausgenommen werden, um den Wohnungsbau nicht abzuwürgen. Zudem dürfte die Regelung rückwirkend zum 18. Juni 2019 gelten. Bereits am Dienstag soll im Senat darüber abgestimmt werden. Anschließend müsste auch noch das Abgeordnetenhaus zustimmen.
Für den deutschen Branchenführer Vonovia sehen Analysten in den Berliner Plänen mehrheitlich aber keine Auswirkungen für die längerfristige Entwicklung der Papiere. Diese seien bereits im aktuellen Aktienwert eingepreist. So hob die britische Investmentbank HSBC das Kursziel für Vonovia erst am Montagmorgen von 51,00 auf 51,30 Euro an und beließ die Einstufung auf "Kaufen". Hauptgrund für die Erhöhung des Kurszieles war laut Analyst Thomas Martin die jüngst angekündigte Übernahme der Hambla AB in Schweden. Damit stiege der Bochumer Immobilienkonzern zum größten Wohnungsbesitzer in Schweden auf. Der Umsatz dürfte damit im kommenden Jahr um bis zu zehn Prozent steigen.
Auch in Berlin bleibt die Ausgangslage für Vonovia weiter vorteilhaft: Das Zinsniveau dürfte dauerhaft niedrig bleiben und die Refinanzierung erleichtern. Damit stiege auch der Ertragswert weiter - und dass selbst bei stagnierenden Mieten.
Einschätzung der Redaktion
Für Anleger besteht kein Grund zur Panik, vielmehr ist die aktuelle Delle eine günstige Einstiegsgelegenheit.
Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 55,00 Euro
Stoppkurs: 36,00 Euro