Vonovia will nach der Übernahme jährlich etwa 4000 neue Wohnungen bauen, doppelt so viele wie bislang geplant. 10.000 Wohnungen könnten kurzfristig auf Grundstücken entstehen, die bereits der Buwog gehören - 5000 in Berlin, 1000 in Hamburg und 4000 in Wien. Zwei Drittel der neuen Wohnungen würden verkauft, ein Drittel soll den Mietwohnbestand erhöhen, sagte Buwog-Chef Daniel Riedel. Mit Blick auf Wohnungsnot und Preisexplosion in den größeren Städten beider Länder machte Buch deutlich: "Wir wollen da nicht halt machen."
Die Wohnungssituation in vielen Großstädten hat sich in den vergangenen Jahren zugespitzt. Gefragte Lagen in Städten wie München, Stuttgart, Frankfurt, Köln, Hamburg, Berlin oder auch Wien sind für Normalverdiener kaum noch bezahlbar. Laut Bundesbank stieg das Kaufpreisniveau seit 2010 um 60 Prozent. Auch die Mietpreise stiegen zuletzt nicht mehr nur bei neuen Verträgen, sondern auch bei Altverträgen deutlich, wie aus dem am Montag veröffentlichten Mietpreisspiegel des auf den Immobilienmarkt spezialisierten Forschungsinstituts F+B hervorgeht. Die Lage auf dem Wohnungsmarkt war auch Thema im Bundestagswahlkampf. Vonovia-Chef Buch sagte, er habe die Forderungen der Politik nach bezahlbarem Wohnraum gehört: "Wir werden unseren Teil dazu beitragen."
NUR EIN ZWISCHENSCHRITT?
Vonovia, vor einigen Jahren aus Deutscher Annington und Gagfah entstanden, ist mit rund 350.000 Wohnungen der größte deutsche Wohnungskonzern. Die meisten Wohnungen liegen im Ruhrgebiet und deutschen Großstädten. Das Unternehmen hatte in den vergangenen Jahren mehrere Wettbewerber geschluckt und sich zuletzt den österreichischen Anbieter Conwert einverleibt. Die Übernahme des größten deutschen Konkurrenten Deutsche Wohnen war Anfang 2016 gescheitert.
Vonovia-Chef Buch hatte zuletzt laut darüber nachgedacht, sich von den österreichischen Wohnungen der Conwert zu trennen, will nun aber daran festhalten. Zusammen mit den Wohnungen der Buwog in Wien und anderen österreichischen Großstädten wie Graz und Villach, seien diese nun profitabel zu bewirtschaften. Nach der Übernahme von Conwert sei die Offerte an die Buwog-Aktionäre "folgerichtig". Die Buwog hat in Österreich etwas weniger als die Hälfte ihrer Wohnungen, in Deutschland etwas mehr - in Berlin, Hamburg, Kiel und Lübeck. Sie gilt als traditionell stark im Neubau und der Projektentwicklung.
Für Vonovia bedeutet die Übernahme der Buwog womöglich nur einen Zwischenschritt einer großangelegten Expansion in andere europäische Länder. Die Bochumer hatten erst Mitte Oktober eine Kooperation mit dem französischen Wohnungsunternehmen SNI (348.000 Wohnungen in ganz Frankreich) bekanntgegeben und ein späteres Zusammengehen nicht ausgeschlossen. Vonovia-Chef Buch hatte damals erklärt, er wolle damit beginnen, sich außerhalb Deutschlands nach lohnenden Übernahmezielen umzuschauen: "Wir fangen jetzt mit Frankreich an und arbeiten uns dann systematisch durch Europa durch."
EXTREM ZERSPLITTERTER MARKT
Den Buwog-Aktionären will Vonovia 29,05 Euro je Aktie in bar bieten - ein Aufschlag von 18 Prozent auf den Schlusskurs an der Wiener Börse vom vergangenen Freitag. Die Offerte soll Anfang Februar offiziell vorgelegt werden. Mit dem Abschluss des Deals rechnen Buch und Buwog-Chef Riedel, der in den Vorstand des fusionierten Unternehmens einziehen soll, Ende März. Sollte die dafür nötig Zustimmungsquote von 50,1 Prozent ereicht werden, könne er die Übernahme ohne eine Kapitalerhöhung stemmen, sagte Buch.
Mit dem Deal peilt Vonovia Kostenvorteile in Höhe von rund 30 Millionen Euro jährlich an. Probleme mit dem Kartellamt erwartet Buch nicht. Dafür sei der deutsche Wohnungsmarkt zu zersplittert, der Marktanteil von Vonovia mit gerade einmal zwei Prozent viel zu klein. Buwog-Aktien schnellten an der Wiener Börse um 17,5 Prozent in die Höhe und pendelten sich bei 28,85 Euro in der Nähe des Kaufangebots ein. Bei Aktionären von Vonovia sorgte die Nachricht für wenig Begeisterung. Das im Dax gelistete Papier legte entgegen dem Gesamttrend kaum zu.
rtr