Die Bewertung der eigenen Liegenschaften ist tiefer als die Neubaukosten. Und letztlich sind die Zinsen auf einem Rekordtief. Die Firmen haben schon lange ihre Immobilienfinanzierung dem tiefen Niveau angepasst. Durch die Anleihekaufprogramme der Europäischen Zentralbank folgen nun auch die Zinsen von Firmenanleihen mit guter Bonität dem Weg nach unten. Damit wird auch die Unternehmensfinanzierung günstiger. Gerade hat Vonovia eine Anleihe mit einer Laufzeit von zehn Jahren mit Zinskosten von einem Prozent platziert. Kein Einzelfall. Die hohe Differenz zwischen gezahlten Zinsen und Mietrenditen sind ein starker Treiber, um die Bestände auszubauen.
Besonders hoch ist der Hebel bei Übernahmen von Bauträgern. Weil nicht klar ist, ob die Apartments auch verkauft werden können, müssen Entwickler hohe Zinsen vor allem für Eigenkapital ersetzende Mittel zahlen. Werden diese Gelder nun von Immobilienfirmen gestellt, die die Neubauten zum Aufbau des Portfolios nutzen können und die sich billig refinanzieren, entstehen hohe Hebel. Es ist deshalb kein Wunder, dass Deutsche Wohnen sich den Entwickler Isaria Wohnbau einverleibt hat und Ado Properties bei Consus Real Estate Mehrheitseigner geworden sind. Der nächste Kandidat auf den Kauflisten könnte Instone Real Estate sein. Der Hebel hier ist besonders hoch. Der Börsenwert beträgt 800 Millionen Euro. Die Analysten, die den Wert beobachten, haben errechnet, dass der Nettovermögenswert nur der festgezurrten Pipeline schon mehr als 1,3 Milliarden Euro betragen würde. Und darin sind vergleichsweise hohe Zinsen schon enthalten. Heißt: Eine Immobilienfirma mit tiefen Zinskosten könnte eine Prämie von 50 Prozent bei einer Übernahme zahlen, und trotzdem würde sich das Geschäft glänzend rechnen.
Unser Kolumnist Jörg Lang beschäftigt sich seit 1988 mit dem Thema Aktien.