Der Tod von Vontobel-Großaktionär Hans Vontobel heizt Spekulationen um die Zukunft der Schweizer Bank an. Vontobel war am Sonntag im Alter von 99 Jahren gestorben, wie das Institut am Montag mitteilte. Nach einer jahrzehntelangen Karriere beim Zürcher Institut war er zuletzt zwar nur noch Ehrenpräsident, doch als Oberhaupt der weitverzweigten Familie hatte er einem Insider zufolge entscheidenden Anteil daran, die Mitglieder hinter der Bank und ihrer Strategie zu scharen. "Mit dem Tod des alten Patrons hat die Firma die Klammer verloren, die alles zusammengehalten hat", sagte ein Händler. Er rechnet damit, dass andere Institute nach der Zürcher Bank oder Teilen davon greifen könnten. An der Schweizer Börse legten Vontobel 1,5 Prozent zu, während der Gesamtmarkt absackte.
Hans Vontobel war einer der bekanntesten Vertreter des Schweizer Finanzplatzes. Er trat 1943 in die von seinem Vater gegründete Bank ein, wurde 1981 Präsident und besuchte bis zuletzt sein Büro im Hauptsitz mit Blick auf den Zürich See. Daneben war er Präsident der Zürcher Börse, Verwaltungsrat des Schweizer Bankenverbandes und der "Neuen Zürcher Zeitung", Autor und Mäzen.
Vontobel hielt direkt rund ein Fünftel der Vontobel-Aktien. Über einen Aktionärsbindungsvertrag, an dem auch weitere Familienmitglieder und Stiftungen beteiligt waren, wollte er schon lange vor seinem Tod sicherstellen, dass die Kontrolle über das Unternehmen bei der Familie bleibt. Der Vertrag gilt vorerst bis Ende 2017. Im April sollen zwar zwei Vertreter der Familie im Verwaltungsrats Einzug nehmen, doch einem der Firma nahestehenden Insider zufolge ist offen, ob sie es schaffen, die Familie zusammenzuhalten. "Wenn das nicht gelingt, droht ein Verkauf." Firmenintern sei die Verunsicherung groß, ob die Bank längerfristig in der gegenwärtigen Form fortbestehen werde. Auf den Prüfstand kommen könnte in erster Linie die Vermögensverwaltung für reiche Privatkunden. Angesichts von steigenden Regulations- und Informatik-Kosten halten manche Experten Vontobel auf lange Sicht für zu klein, um selbstständig zu bleiben. Interesse an Zukäufen in dem Geschäft haben etwa Julius Bär und Credit Suisse. Mit den beiden anderen Standbeinen, dem Geschäft mit strukturierten Produkten und mit Fonds, die auch den Löwenanteil zum Gewinn beisteuern, verfügt Vontobel über eine bessere Marktposition. Vontobel wollte sich zu den Spekulationen über einen möglich Verkauf nicht äußern.
Reuters