Der "Geldmagnet" geht von Bord - nach 22 Jahren bei Vontobel Asset Management macht sich Rajiv Jain Ende Mai dieses Jahres auf eigenen Wunsch selbstständig. Wie wertvoll der Leiter des Portfoliomanagements und Steuermann des 1,7 Milliarden Euro schweren Flaggschifffonds Vontobel Global Equity für die Vermögensverwaltung der Schweizer Bank bislang war, ließ sich an der Reaktion der Finanzmärkte ablesen. Die Vontobel-Aktie rutschte Dienstag vergangener Woche in den ersten Handelsminuten gleich um zehn Prozent ab. Nach Meinung der Anleger hatte der gebürtige Inder wesentlich dazu beitragen, das verwaltete Vermögen der Gesellschaft auf über 40 Milliarden Euro zu steigern.

Mittlerweile hat sich die Aufregung über den Abgang Jains, die Sorge vor einem massiven Abzug von Kundengeldern und Performanceeinbußen gelegt. Das 70-köpfige Investmentteam, das Jain bislang bei Analyse und Titelauswahl unterstützt, bleibt Vontobel Asset Management zumindest vorerst erhalten. Pressemeldungen zufolge besteht für Jain, der 2013 vom Analysehaus Morningstar zum "Global Equity Fund Manager of the Year" gewählt wurde, ein einjähriges Abwerbeverbot für Mitarbeiter, aber auch für institutionelle Kunden. Was die Anleger vor allem aber beruhigt: Die Aufgaben Jains werden von seinem langjährigen Stellvertreter Matthew Benkendorf übernommen.

Damit seht fest: An der bisherigen Anlagestrategie des Vontobel Global Equity wird sich nichts ändern. Benkendorf, seit dem Jahr 1999 bei Vontobel Asset Management, hatte an der Entwicklung des für den Fonds geltenden Investmentansatzes "High quality growth at sensible price" entscheidend mitgewirkt. Dieser ist im Vergleich zu jüngsten Absolute-Return- oder Multi-Asset-Produkten für Anleger problemlos nachzuvollziehen: Das Management sucht nach Unternehmen, die über starke Markennamen verfügen, auch in konjunkturschwachen Zeiten stabile Erträge erzielen und darüber hinaus nur gering verschuldet sind.

Um einzusteigen, müssen die Aktien dieser Qualitätsunternehmen nicht massiv unterbewertet sein. Für langfristig stabiles Wachstum sind die Manager bereit, einen angemessenen Preis zu zahlen. Bislang haben die beiden Stockpicker Jain und Benkendorf einen guten Job gemacht. Auf Sicht von fünf Jahren schaffte die Euro-gesicherte Variante des Vontobel Global Equity pro Jahr ein Plus von 8,3 Prozent.

Unternehmen, die den Anlagekriterien entsprechen, entstammen zu einem hohen Teil der Konsumbranche, der Sektor ist aktuell mit 43 Prozent gewichtet. Zu den Top-Werten zählt British American Tobacco (BAT). Die Aktie des weltweit aufgestellten Tabakkonzerns legte in den vergangenen fünf Jahren über 100 Prozent zu. Die Nachfrage nach Zigaretten der Marken Lucky Strike, Dunhill oder Kent dürfte auch in Zeiten eines nur verhaltenen globalen Wirtschaftswachstums robust bleiben. Aus Sicht des Fondsmanagements spricht für ein Engagement auch die aktionärsfreundliche Politik. Im britischen Leitindex FTSE 100 zählt BAT zu den zehn besten Dividendenzahlern.

Schwellenländer-Expertise



Das wesentlich bessere Abschneiden des Fonds gegenüber dem Vergleichsindex resultiert auch aus dem Engagement in Unternehmen aus den Schwellenländern. Auf indische Werte beispielsweise entfallen im Vontobel Global Equity aktuell rund sechs Prozent der Mittel, im MSCI Welt bringen es alle Emerging-Markets-Werte zusammen auf gerade mal drei Prozent. Fondsfavorit ist die HDFC Bank. Das Institut mit Sitz in Mumbai profitiert von der zahlenmäßig größer werdenden Mittelschicht auf dem Subkontinent.

Dass der Fonds mit Benkendorf am Ruder an Schwellenländer-Know-how einbüßt, ist nicht zu befürchten. Die neue Nummer 1 übernimmt von Vorgänger Jain auch die Verantwortung für den Vontobel Emerging Markets Equity. Vielversprechende Investmentideen, die sich dabei ergeben, kann Benkendorf auch für den Vontobel Global Equity nutzen.