Wird es Zeit, bei der Nvidia-Aktie die Koffer zu packen und nun Gewinne mitzunehmen? Der Tech-Konzern und KI-Gigant veröffentlicht am heutigen Mittwoch die Zahlen für das jüngste Quartal – und ein Top-Investor rät dazu, jetzt noch schnell die Aktien zu verkaufen. Was steckt dahinter?
Auf diesen Tag warten Anleger mittlerweile fast genauso gespannt wie auf die Hauptversammlung von Warren Buffetts Berkshire Hathaway: die Veröffentlichung der Quartalszahlen von Nvidia. Das Unternehmen gilt als führender Akteur im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) und als Wegweiser für eine der wachstumsstärksten Branchen.
Bisher konnte Nvidia mit nahezu jeder Quartalsveröffentlichung die Erwartungen der Anleger übertreffen und die Aktie kletterte regelmäßig weiter nach oben. So legte der Kurs nicht nur im Jahr 2023 um über 200 Prozent zu, sondern verzeichnet auch in diesem Jahr erneut ein Plus von über 200 Prozent. Anleger fragen sich daher: Geht da überhaupt noch etwas? Lohnt sich ein Einstieg weiterhin, oder sollte man jetzt lieber Gewinne mitnehmen?
Ein Top-Investor rät jedenfalls dazu, auszusteigen und Gewinne mitzunehmen. Doch was sind die Hintergründe?
Makroökonomische und unternehmensspezifische Risiken: Darum rät ein Top-Investor zum Verkauf der Nvidia-Aktie
Der bekannte Finanzblogger James Foord, dem auf Seeking Alpha Tausende Follower folgen und der laut TipRanks zu den besten vier Prozent der Finanzexperten an der Wall Street gehört, rät dazu, die Nvidia-Aktie vor der Veröffentlichung der Zahlen zu verkaufen. Dies berichtete TipRanks basierend auf einer aktuellen Analyse des Experten.
Laut Foord sieht sich Nvidia sowohl mit makroökonomischen Herausforderungen als auch unternehmensspezifischen Bedenken konfrontiert. „NVDA sieht sich mit Konkurrenz, einer möglicherweise nachlassenden Nachfrage nach KI und pessimistischen technischen Indikatoren konfrontiert“, heißt es in seiner Analyse.
Ein möglicher Einflussfaktor sei auch die aktuelle politische Lage. Zwar wirft die potenzielle Wiederwahl von Donald Trump als Präsident Fragen zur Regulierung und ihren Auswirkungen auf Nvidia auf, jedoch sieht Foord darin vor allem Vorteile: „Da wären etwa ein geringerer Regulierungsdruck sowie die Aussicht auf günstige Finanzierungsbedingungen durch eine neue Trump-Regierung.“ Da viele Investitionen in den Ausbau von Rechenzentren kreditfinanziert sind, könnten niedrigere Zinsen eine Fortsetzung und sogar Ausweitung des KI-Ausbaus ermöglichen.
Investor zur Nvidia-Aktie: "Hohe Erwartungen könnten enttäuscht werden"
Der Experte warnt jedoch vor überzogenen Erwartungen des Marktes. „An diesem Punkt braucht es eine große Überraschung, um die Anleger zufriedenzustellen“, so Foord. Er verweist zudem auf die jüngsten Probleme bei anderen Unternehmen der Branche wie Applied Materials, die möglicherweise auf eine nachlassende Nachfrage hinweisen. „Es würde mich nicht überraschen, wenn Nvidia vor der Veröffentlichung der Gewinnzahlen denselben Weg einschlagen würde wie andere Chiphersteller“, fügt er hinzu.
Auch die Nettomittelabflüsse von Insidern und institutionellen Anlegern im dritten Quartal sieht Foord kritisch: „Haben die Institutionen den Höhepunkt gut eingeschätzt?“ Laut dem Investor ist dies der Fall. Sein Fazit: Anleger sollten ihre Gewinne jetzt sichern und die Aktie verkaufen.
Was kurz vor den Zahlen übrigens ebenfalls für Furore sorgte: Es mehren sich Berichte, dass Nvidias neues Blockbuster-Produkt, Blackwell, Überhitzungsprobleme hat. Es gab vor einigen Monaten bereits Probleme aufgrund von Fehlern im Chip-Design. Die ersten Systeme wurden jedoch mittlerweile ausgeliefert. Nun soll es jedoch Probleme beim Server-Design geben. Zwar beruhigte Nvidia laut „Reuters“ Anleger und Kunden und erklärte, dass der erste Entwurf einer neuen Hardware-Plattform immer mehrere Anläufe benötige und dass dies absolut normal sei. Kunden könnten aber dennoch verunsichert sein und um Verzögerungen bei ihren Projekten bangen. Es bleibt abzuwarten, inwiefern diese Probleme bei der heutigen Ergebnisbekanntgabe thematisiert und eingeordnet werden.
So stufen die Analysten die Nvidia-Aktie ein
Der Durchschnitt der Analysten erwartet für das abgelaufene Quartal ein Umsatzplus von 80 Prozent. Der Gewinn je Aktie könnte um 97 Prozent auf 0,74 US-Dollar steigen. Diese Wachstumsraten lägen jedoch deutlich unter den dreistelligen Zuwächsen der vergangenen Quartale. Für das Gesamtjahr rechnen Experten weiterhin mit einem Umsatzplus von 100 Prozent und einem Gewinn je Aktie von 2,86 US-Dollar, was einem Plus von 137 Prozent entspräche.
Die deutliche Mehrheit der Analysten bleibt jedoch optimistisch. Mit einem durchschnittlichen Kursziel von 158 US-Dollar sehen sie ein Aufwärtspotenzial von sieben Prozent. Besonders bullish sind die Analysten von HSBC, die mit einem Kursziel von 200 US-Dollar ein Kurspotenzial von 36 Prozent prognostizieren.
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Übrigens: Ein anderer Analyst wiederrum ist mi Gegensatz zu Foord äußerst optimistisch. Seine Einschätzung finden Sie hier
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Nvidia.