Positive Firmenbilanzen wie beim Softwareriesen Microsoft haben die Aktienkurse an der Wall Street in den vergangenen Tagen wieder nach oben gezogen. Wegen China-, Kriegs-, Inflations- und Zinsängsten war die US-Börse zuvor am Dienstag um bis zu vier Prozent eingebrochen. Angesichts der Jo-Jo-Märkte brauchen Anleger derzeit allerdings starke Nerven - auch mit Blick auf die bevorstehende Zinssitzung der US-Notenbank Fed in der kommenden Woche.
Fed-Chef Jerome Powell hatte für die Tagung des Offenmarktausschusses am 4. Mai eine Anhebung des Schlüsselsatzes um einen halben Prozentpunkt angedeutet. Angesichts des hohen Inflationsdrucks wird an den Finanzmärkten auch mit weiteren ungewöhnlich großen Zinsschritten der Fed für die Sitzung Mitte Juni gerechnet - ebenfalls wohl um einen halben Prozentpunkt. Bis Ende des Jahres könnte der US-Leitzins nach weiteren Schritten dann bei 2,5 bis 2,75 Prozent liegen. Die Fed hat ihn Mitte März bereits um einen Viertel Prozentpunkt auf die Spanne von 0,25 bis 0,50 Prozent erhöht.
Am Devisenmarkt kletterte unterdessen der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, auf ein Fünfeinhalbjahreshoch. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs profitiert die Weltleitwährung von ihrem Ruf als "sicherer Hafen".
EZB-Zinsschritt im Juli?
Im Gegenzug fiel der Euro auf den tiefsten Stand seit 2017. Der Gaslieferstopp Russlands an Polen und Bulgarien verschärfte den Abwärtstrend zusätzlich. Mut machten Investoren unterdessen die Quartalsergebnisse unter anderem von Microsoft. "Die Zahlen von Microsoft signalisieren eine recht gute Nachfrage und einen recht positiven Ausblick", sagte Anlagestratege Ryan Detrick vom Vermögensverwalter LPL der Nachrichtenagentur Reuters. "So schwankungsanfällig der Aktienmarkt derzeit ist, betrachten wir die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in diesem Jahr weiterhin als sehr gering."
Unterdessen hat auch die Europäische Zentralbank (EZB) eine erste Zinsanhebung in der Eurozone im Sommer in Aussicht gestellt. Entsprechende Äußerungen hatte es von mehreren Notenbankern seit der letzten Zinssitzung Mitte April gegeben. EZB-Chefin Christine Lagarde hatte deshalb einen Maulkorb verhängt und ihre Kollegen um Zurückhaltung gebeten. Am Mittwoch sagte sie dann laut Reuters, die milliardenschweren Anleihenkäufe könnten schneller auslaufen als geplant, "wahrscheinlich im Juli". Das sei auch der Zeitpunkt, "sich eine Erhöhung der Zinsen anzuschauen". Preisstabilität sei der Auftrag.