Der Dax schoss in der abgelaufenen Woche 4,7 Prozent in die Höhe und markierte am Freitag ein Allzeithoch von 10.704 Zählern. Grund für die Kaufwelle ist das größer als erwartet ausgefallene Anleihenkaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB), das die Konjunktur im Währungsraum wieder ankurbeln soll.

"Die Vorschusslorbeeren sind dank der EZB für den Dax hoch, doch ab jetzt liegen die Karten auf dem Tisch", erklärte Ayondo-Marktstrategin Sarah Brylewski. Nun müssten die Wirtschaftsdaten in Europa stimmen, die Unternehmen liefern und dazu Störfeuer aus Griechenland ausbleiben. Die neue Woche könnte somit zu einem Lackmustest für Dax & Co werden. Denn zum einen gilt es als relativ wahrscheinlich, dass die Syriza als stärkste Kraft aus den Parlamentswahlen in Griechenland hervorgeht. Zum anderen stehen in Europa und den USA wichtige Konjunkturdaten an, und die Bilanzsaison nimmt Fahrt auf.

Im Sog der griechischen Wahlen rechnen viele Börsianer mit Rückschlägen. Einige empfehlen, das zum Einstieg zu nutzen. Denn auch mittelfristig setzten die meisten auf steigende Aktienkurse, da es zu der Vermögensklasse kaum eine Alternative gebe. Einen Absturz erwarten Analysten ohnehin nicht - auch deshalb nicht, weil Syriza vermutlich einen Koalitionspartner zum Regieren braucht. Somit könnte es dauern, bis die Zukunft Griechenlands klarer wird.

VON DER FED WERDEN KEINE GROSSEN ENTSCHEIDUNGEN ERWARTET

Ein eindeutiges Signal könnte dagegen am Montagmorgen vom deutschen Ifo-Index ausgehen, den Analysten etwas höher erwarten. Danach dürften sich die Blicke wieder auf die USA richten, wo zur Wochenmitte die Sitzung der US-Notenbank (Fed) ansteht. Gespannt warten Marktbeobachter darauf, wie die Fed auf die jüngsten geldpolitischen Lockerungen der EZB und anderer Zentralbanken reagiert. "Sie müssen das berücksichtigen", sagte Anlagestratege Erik Davidson von Well Fargo Private Bank. Nach überwiegender Einschätzung werden die US-Notenbanker allerdings daran festhalten, dass die weltweiten Konjunkturrisiken bislang nichts an ihrer Einschätzung der heimischen Wirtschaftsentwicklung und am angepeilten Zeitpunkt für eine Zinserhöhung ändern.

Auf großes Interesse dürfte die erste Schätzung zur Entwicklung des US-Bruttoinlandsprodukts im Schlussquartal 2014 stoßen. Analysten zufolge hat sich das Wachstum der weltgrößten Volkswirtschaft abgeschwächt.

Ansonsten hagelt es in der neuen Woche wichtige US-Geschäftsberichte: Unter anderem Microsoft, Apple, Caterpillar, Facebook, Google und Amazon lassen sich in die Bücher schauen. Der bisherige Verlauf der Bilanzsaison hat nicht alle überzeugt. Enttäuschung über Firmenzahlen drückte den Dow-Jones-Index am Freitag um 0,8 Prozent auf 17.673 Punkte. In Europa stehen ebenfalls die Ergebnisse einiger Schwergewichte an, darunter Siemens, Philips, die spanische Großbank BBVA, Deutsche Bank und Infineon.

In Europa und den USA werden viele Anleger die Bilanzen auch auf Wechselkurseinflüsse abklopfen. Denn mit dem Kursturz des Euro verbessert sich die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen aus dem Währungsraum im Ausland. Im Gegenzug wird es für die Konkurrenz aus den USA und Japan in der Euro-Zone schwieriger.

rtr