von Andreas Büchler




Chart 1 - Intradaychart auf Stundenbasis

Erst wenn sich der Index deutlich über die 9500 erholt, würde sich die derzeit negative Tendenz wohl verflüchtigen. Dann würden wieder zahlreiche Anleger Angst haben, den nächsten Aufwärtsschub zu verpassen, und dadurch eine sich selbst verstärkende Aufwärtsbewegung schüren. Doch dieses Szenario ist jetzt noch sehr unwahrscheinlich. Weitaus größer stehen die Chancen für eine Zwischenerholung nach dem jüngsten Ausverkauf, die einzig durch Eindeckungskäufe der "Shorties" angefeuert wird: Professionelle Anleger haben in den vergangenen Tagen und Wochen auf fallende Kurse spekuliert, indem sie geliehene Aktienbestände, die sie gar nicht besitzen, (leer) verkauft haben. Sie müssen diese Papiere nun zu billigeren Kursen wieder einkaufen, um sie dem Entleiher zurück zu geben. Die Differenz zwischen dem damaligen (Leer-)Verkaufskurs der geliehenen Papiere und dem jetzt gezahlten niedrigen Rückkaufkurs ist der Gewinn dieser Spekulation.

Die nun gekauften Papiere führen zu einem Anstieg des jeweiligen Aktienkurses, was die trügerische Illusion von Nachfrage verursacht. In Wirklichkeit werden nur Short-Positionen (also Leerverkäufe) glatt gestellt. Schnäppchenjäger, die tatsächlich vorher nicht am Markt waren und nun den günstigen Preis als Einstiegsgelegenheit in eine längerfristige Long-Position in einer Aktie sehen, dürften vorläufig noch kaum aktiv sein - nur in einzelnen Papieren ergibt diese Strategie bereits Sinn.

Der Gesamtmarkt dürfte vorläufig weiter schwach bleiben, eine breit angelegte Seitwärtsbewegung ist bereits das höchste der Gefühle. Dabei dürften 21-Tage-Linie und 200-Tage-Linie, die sich bei rund 9500 Zählern schneiden, vorerst eine unüberwindbare Barriere darstellen. Auch vorher kann der kleine Aufschwung schon stoppen, konkrete Widerstände als Auslöser dafür gibt es aber so gut wie keine - allenfalls die Zone um 9240 Zähler, die in der Vorwoche noch als Hürde aufgefallen war. Und falls der Index wieder schwächelt, sind auch Unterstützungen dünn gesät: Unterhalb der 8900er-Marke ist erst wieder bei 8500 eine schwache Haltezone erkennbar. Anleger sollten in der aktuellen Marktphase erst einmal abwarten, kurzfristig dürfte sich bald wieder eine Gelegenheit zur Spekulation auf fallende Kurse ergeben, die kleine - aktuell laufende - Erholung davor ist nur mit sehr großem Risiko profitabel handelbar, weil ein Kursziel sich schwer bestimmen lässt.

Chart 2 - Intradaychart auf Minutenbasis

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Chart 3 - Tageschart

Aus dem erweiterten Blickwinkel des Tagescharts zeigt sich die kritische charttechnische Situation des Marktes deutlich: Die 200-Tage-Linie bei rund 9500 Punkten ist durchbrochen, ebenso ist die Untergrenze des mehrjährigen Aufwärtstrends (grüner Kanal).

Das daraus resultierende erste Kursziel bei rund 8900/9000 Punkten ist erreicht, nun ist der Markt kurzfristig überverkauft und sollte zumindest in eine vorübergehende Stabilisierung eintreten können. Danach sind auch weitere Verluste bis 8500 Zähler möglich. Denn das Szenario eines kleinen "Ausrutschers", gefolgt von einer schnellen Erholung zurück über die 200-Tage-Linie, ist derzeit kaum mehr wahrscheinlich.

Chart 4 - Wochenchart

Im Wochenchart ist der Aufwärtstrend ebenfalls gebrochen, hier ist auch noch weitaus mehr Abwärtspotenzial erkennbar. Bevor die Kurse nicht mindestens 25 bis 35 Prozent unter die 200-Tage-Linie fallen, ist der Markt aus ganz langfristiger Sicht nicht als überverkauft zu sehen. Kursverluste bis an die 7500er-Marke, wo eine weitere Unterstützung liegt, sind aus dieser Perspektive durchaus möglich. Insbesondere aus dem übergeordneten Sichtwinkel wird jedoch auch noch etwas klar: Seit 2009 tendiert der Markt nach oben, und selbst größere Korrekturen wie der Mini-Crash in 2011 konnten den DAX nicht allzu lange vom Steigen abhalten. Diese Tendenz dürfte sich auch nach einer ausgeprägten Konsolidierung wieder fortsetzen.

Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis

Unterstützungen und Widerstände