Chart 1 - DAX Intradaychart auf Ein-Minuten-Basis
Leider ist die Mehrzahl der Marktteilnehmer in Börsenphasen wie der jetzigen erfahrungsgemäß kaum in der Stimmung, über Warnzeichen nachzudenken. Zu schön ist der Anstieg, zu schmerzhaft ist es, nicht dabei zu sein. Irgendwann wollen dann aber als Ausgleich dafür alle auf einmal aussteigen, wodurch es zu den wiederholt zu beobachtenden dynamischen Rückschlägen nach steilen Kursanstiegen kommt.
Entscheidend bleibt die Frage, wann es beim DAX soweit sein könnte. Obwohl niemand den genauen Zeitpunkt des Rally-Endes oder zumindest einer Pause vorhersagen kann, gibt es doch zuverlässige Indikatoren für eine Übertreibung. Regelmäßig werden wir daher nun beispielsweise die prozentuale Anzahl von Indextiteln über der 21- und der 200-Tage-Linie untersuchen. Diese Signalgeber zeichnen ein klares Bild von kurz- und langfristigen Überhitzungen des Marktes: Je mehr Aktien über ihren durchschnittlichen Börsenkursen dieser repräsentativ gewählten (aber auch variierbaren) Zeiträume notieren, desto undifferenzierter kaufen Anleger derzeit.
Momentan notieren beide Indikatoren über der 90-Prozent-Marke - ein Niveau, welches in der Vergangenheit regelmäßig kurz vor dem Ende einer Aufwärtsbewegung oder einer längeren Atempause des Marktes aufgetreten ist (siehe Chart unten). Anleger sollten sich mit neuen Käufen zurückhalten, auch wenn wir in dieser Situation nicht zu voreiligen Short-Investments raten - dafür ist der übergeordnete Aufwärtstrend zu stark, nur äußerst mutige Spekulanten versuchen antizyklisch nun eine Korrektur vorauszuahnen.
Ansonsten bleibt nur, auf Umkehrsignale zu achten, die unmittelbar im Kursverlauf des Index auftreten, beispielsweise der Rückfall unter eine Kurszone mit mehreren Wendepunkten in der Vergangenheit (Unterstützungen oder Ex-Widerstände). Das erste dieser Areale liegt bei rund 11.220/11.235 Punkten. Bleibt das Kaufinteresse hier aus, sollten Anleger, die auf fallende Kurse setzen wollen, erstmals hellhörig werden. Dann könnte der Index weiter absacken in Richtung 11.140/11.170 - und wenn sich die gleiche Entwicklung hier fortsetzt, dann bis 11.070/11.080. Von diesen Abwärtsetappen lässt sich mit dem passenden Hebelprodukt profitieren, wir stellen einen passenden Schein am Ende der Analyse (Seite 6) vor.
Chart 2 - DAX-Chart mit Anzahl Aktien über 21- und 200-Tage-Linie in %
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Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %
Gemessen am Abstand zur 21-Tage-Linie verbleibt noch Potenzial nach oben, von den Extremwerten zwischen 8 und 9 Prozent ist der DAX noch weit entfernt. Doch die meisten Wendepunkte erfolgten bereits zwischen 3,6 und 3,8 Prozent - dieser Schwellenwert ist bald erreicht.
Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie
Wie weit kann es langfristig nach den neuen Allzeithochs nun noch gehen? Die Statistik hilft, diese Frage zu beantworten: Unter dem Kursverlauf des DAX haben wir im Wochenchart den Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet. Mit dieser Methode lassen sich Kursziele auf der Oberseite bei maximal rund 11.100 bis 11.700 Zählern errechnen - diese Werte entsprechen den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 14 bis 20 Prozent Abstand des Index zu seinem langfristigen Durchschnittspreis.
Zu Beginn des Jahrtausends waren es auch mal 33 Prozent und mehr - doch das sollten sich Anleger lieber nicht wünschen, auch wenn der DAX dadurch noch rechnerisches Potenzial bis jenseits der 12.940er-Marke hätte. Denn anschließend startete damals der dreijährige Abwärtstrend, im Zuge dessen sich der Indexstand fast viertelte.
Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis
Unterstützungen und Widerstände
Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.
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