Chart 1 - DAX Intradaychart auf Fünf-Minuten-Basis
Wenn der Markt nach der Eröffnung stark ansteigt, dann jedoch bis zum Handelsende wieder (fast) auf das Ausbruchsniveau zurück fällt, müssen Anleger vorsichtig werden. Insbesondere wenn die Kurse zuvor bereits stark zugelegt haben. Genau diese Entwicklung war gestern beim DAX zu beobachten. Stellt man die Notierungen des Deutschen Aktienindex im Kerzenchart ( siehe Candlestickchart auf Seite 4) dar, zeigt sich die von Analysten als Korrekturmuster gefürchtete Shooting Star-Formation (deutsch: Sternschnuppe), die häufiger eine Korrektur einleitet.
Der US-amerikanische Statistik-Experte Thomas Bulkowski hat 4,7 Millionen Tageskerzen untersucht und den Shooting Star als Muster eingestuft, das mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 60 Prozent eine Kursumkehr nach unten einläutet. Wird die nächste Tageskerze negativ (Schlusskurs heute unter dem Eröffnungskurs) oder eröffnet der Markt heute mit einer Notierungslücke nach unten, steigt das Risiko noch einmal deutlich an.
Anleger sollten nun auf einen Rückfall unter die ehemalige Widerstandszone bei rund 10.760/10.800 Punkten achten, dies wäre ein weiteres Warnsignal. An dieser Zone kamen die Kurse lange nicht vorbei, wenn sie jetzt noch einmal dahin zurück korrigieren, ist dort mit verstärkter Nachfrage zu rechnen. Bleibt sie aus, wäre dies ein klares Schwächezeichen und würde weitere Verluste bis mindestens 10.650 Zähler erwarten lassen. Anleger können dann auf vorübergehend fallende Kurse setzen oder zumindest Gewinne von zuvor eröffneten Long-Positionen mitnehmen.
Bei 10.550/10.600 liegen dann markantere Wendepunkte, hier wird seit Ende Januar verstärkt gekauft, auch beim nächsten Kontakt des DAX mit dieser Zone ist mit einer - zumindest vorläufigen - Stabilisierung auf diesem Niveau zu rechnen. Dieser Bereich könnte den Index vor einem größeren Rückschlag bewahren und dient kurzfristig orientierten Spekulanten bereits wieder als erste Zielzone für Short-Positionen.
Begünstigt wird eine Korrektur des DAX auch durch den nach wie vor überhitzten Marktzustand, denn der Index notiert noch immer rund sechs Prozent oberhalb seines Monatsdurchschnittskurses (der 21-Tage-Linie). Immer wenn die Notierungen ihrem Mittelwert so weit davonlaufen, steigt die Gefahr einer Konsolidierung. Werte jenseits von 5,7 Prozent waren in den vergangenen drei Jahren ein Gefahrensignal, auch wenn im zurückliegenden Jahrzehnt vereinzelt Ausreißer bis 9,2 Prozent messbar waren (siehe Chart auf der zweiten Seite dieser Analyse).
Aus dieser Kennzahl lässt sich auch ein Kursziel nach oben berechnen, falls die Käufer sich von den jüngsten Gefahrenzeichen nicht abschrecken lassen: Basierend auf der aktuellen Position und Steigungsrate des Monatsdurchschnitts hätte der DAX nach oben Potenzial bis an die 11.200er-Marke. Doch so schnell wird er vermutlich an der 11.000 nicht vorbei kommen, auch wenn dies mittelfristig kein Problem darstellen sollte.
Chart 2 - DAX-Intradaychart auf Ein-Minuten-Basis
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Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %
Seit dem Ausbruch über die 10.100er-Marke ist der Weg nach oben frei, der mittelfristige Trend hat von "seitwärts" auf "aufwärts" gedreht. Neue Hürden müssen sich erst ausbilden, da der Markt ein Allzeithoch markiert hat und keine Orientierungsmarken durch vergangene Kursbewegungen mehr abzuleiten sind. Ein Kursziel lässt sich vorerst nur durch die Schwankungen um längerfristige Durchschnitte wie die 200-Tage-Linie berechnen (siehe Wochenchart auf Seite 3). Kurzfristigere Kursziele liegen im Idealfall aktuell im Bereich der 11.200-Marke und ergeben sich durch den Abstand des DAX zum Monatsdurchschnittskurs (21-Tage-Linie).
Wird das Angebot auf lange Sicht noch einmal höher als die Nachfrage, ist die erste stärkere Kaufzone im Bereich der 8900er-Marke erkennbar. Dort haben sich seit Ende 2013 zahlreiche Zwischentiefs ausgebildet, auch bei einem erneuten größeren Rückschlag dürften Anleger sich wieder an dieser Zone orientieren. Dieses Szenario ist allerdings vorläufig eher unwahrscheinlich.
Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie
Wie weit kann es langfristig nach den neuen Allzeithochs nun noch gehen? Die Statistik hilft, diese Frage zu beantworten: Unter dem Kursverlauf des DAX haben wir im Wochenchart den Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet. Mit dieser Methode lassen sich Kursziele auf der Oberseite bei maximal rund 11.600 Zählern errechnen - diese Werte entsprechen den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 14 bis 20 Prozent Abstand des Index zu seinem langfristigen Durchschnittspreis.
Der Chart auf Wochenbasis zeigt gleichzeitig auch die Bedeutung der Zone um 8000/8150 Zähler als Unterstützung im Falle eines erneuten größeren Rückschlags, ebenso wird die 7500er-Marke als weiterer Haltebereich sichtbar. In beiden Arealen waren in der Vergangenheit mehrere markante Wendepunkte erkennbar. Auch aus den Abweichungen zur 200-Tage-Linie nach unten würde sich ein erstes Kursziel in dieser Zone errechnen lassen, falls die Stimmung wieder nachhaltig kippt. Damit lässt sich das Risiko für langfristige Anlagen gut abschätzen.
Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis
Unterstützungen und Widerstände
Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.
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