Es gebe keine grundlegenden Meinungsverschiedenheiten, an Stadlers Abberufung werde nicht gezweifelt. Ein weiterer Eingeweihter bestätigte, dass das Aufsichtsgremium nicht entschieden habe. Volkswagen lehnte einen Kommentar ab.

Das "Handelsblatt" berichtete aus dem Umfeld des Kontrollgremiums, es gehe immer noch um die Frage, ob der beurlaubte Audi-Chef abberufen oder abgelöst werden solle. Eine Vertragsauflösung wäre zu diesem Zeitpunkt aber heikel, hieß es in dem Bericht mit Blick auf die Anfang kommender Woche erwartete Entscheidung der Bundesregierung über einen Umtausch und die Nachrüstung älterer Dieselautos. Womöglich werden sich die Autobesitzer an den Kosten beteiligen müssen. Eine Trennung von Stadler, die mit einer Millionenabfindung verbunden wäre, könnte zu massiver Kritik in der Öffentlichkeit führen, zitierte die Zeitung aus Konzernkreisen. Mit der terminlichen Verschiebung gehe Volkswagen einer solchen Diskussion aus dem Weg.

Stadlers Vertrag war erst im vergangenen Jahr um fünf Jahre verlängert worden. Er sitzt seit mehr als drei Monaten in Untersuchungshaft, weil ihm die Staatsanwaltschaft München Behinderung der Dieselermittlungen vorwirft. Der Audi-Chef soll versucht haben, Zeugen zu beeinflussen. Stadler bestreitet das. An seiner Rückkehr in den Konzernvorstand und auf den Chefposten bei der Ingolstädter VW-Tochter wird in der Branche auch nach einer möglichen Haftentlassung nicht gerechnet. Audi wird zurzeit kommissarisch von Vertriebschef Bram Schot geführt.

Wunschkandidat für die Stadler-Nachfolge ist Markus Duesmann, der bis Juli 2018 Einkaufsvorstand von BMW war. Dem Ingenieur wird zugetraut, die Entwicklung von sauberen Dieselmotoren voranzutreiben - und Audis Altlasten im Abgasbetrug zu beseitigen. Der 49-Jährige soll in den VW-Vorstand eintreten, sobald er zur Verfügung steht. Wann das sein wird, steht allerdings in den Sternen, da Duesmann bisher keine Freigabe durch BMW hat. Duesmanns Vertrag bei dem Münchner Autobauer lauft bis 2019, danach wirkt eine einjährige Konkurrenzklausel. Sollten sich die Niedersachsen nicht mit den Bayern einigen, wäre Duesmann bis 2020 gebunden.

rtr