Die Partner Volkswagen und Tata Motors wollen zunächst in Indien zusammenarbeiten. Langfristig sollen gemeinsame Projekte auch in anderen Ländern angeboten werden. Auch andere Autobauer liebäugeln mit Billigfahrzeugen und haben als Märkte neben Indien weitere Schwellenländer in Asien und in Lateinamerika im Auge.

Tata Motors ist in Europa durch die zugekauften Nobelmarken Jaguar und Land Rover bekannt. In Indien bietet der Kleinwagenspezialist unter anderem den Billigwagen Nano an, der ab 3000 Dollar zu haben ist. "Mit der beabsichtigen strategischen Partnerschaft mit Tata Motors wollen wir konzern- und markenübergreifend die Voraussetzungen schaffen, um kundenadäquate Mobilitätslösungen auch für die neuen, schnell wachsenden Automobilmärkte anbieten zu können", erklärte Volkswagen-Chef Matthias Müller. Auf Seiten der Wolfsburger übernimmt die auf günstige Fahrzeuge spezialisierte VW-Tochter Skoda die Verantwortung für die Zusammenarbeit mit Tata. Die Details der Zusammenarbeit sollen in den nächsten Monaten erarbeitet werden. Bis dahin haben VW und Tata Stillschweigen vereinbart.

Mit dem indischen Autoriesen unternimmt Volkswagen einen weiteren Anlauf, um in Schwellenländern Fuß zu fassen. Die Wolfsburger hatten sich vor einigen Jahren mit dem japanischen Autobauer Suzuki zusammengetan, der mit seiner Beteiligung Maruti in Indien stark vertreten ist. Die Allianz ging jedoch in die Brüche, weil sich Suzuki von Volkswagen dominiert sah.

Der bevölkerungsreiche Subkontinent gilt als Dorado für Billigautos, noch dazu ist die Zahl der Fahrzeuge in dem riesigen Markt relativ gering. Doch in den vergangenen Jahren haben sich die immer wieder aufkeimenden Hoffnungen der Autobranche für Indien nicht erfüllt. Weltweit liegt Indien nach Daten des Verbandes der Automobilindustrie bei den Pkw-Zulassungen auf Rang fünf hinter Deutschland.

"Wer in Indien erfolgreich sein will, braucht das Budget Car", schreibt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen in einer Analyse. Dies sei der Hauptgrund, warum dort Maruti-Suzuki "mit 47 Prozent Marktanteil unangefochtener Marktführer" sei. Knapp zwei Drittel der in Indien verkauften Fahrzeugen kosteten weniger als 5.000 Dollar. Die Aussichten für den Markt sind nach Dudenhöffers Ansicht rosig: Das Land werde sich in den nächsten zehn Jahren systematisch weiterentwickeln, wenn auch nicht so dynamisch wie China. 2025 werde Indien mit 4,7 Millionen Pkw-Verkäufen der drittgrößte Automarkt der Welt sein, hinter China und den USA.

"Für die langfristige Wachstumsstrategie eines Autobauers wird es von entscheidender Bedeutung sein, im Low-Cost-Segment vertreten zu sein", sagt Auto-Professor Dudenhöffer. In der Branche nehmen die Vorstöße in Richtung Billigauto wieder. General Motors, die bisherige Opel-Mutter, werkelt gemeinsam mit dem Partner Shanghai Automotive an einem Low-Cost-Fahrzeug für Schwellenländer. Die PSA-Gruppe, der künftige Mutterkonzern von Opel, will sich in Indien mit dem lokalen Unternehmen CK Birla zusammentun, um Autos und Motoren zu produzieren. Toyota, von VW als weltgrößter Autobauer überrundet, prüft eine Kooperation mit Suzuki.

Vorbild für viele Hersteller ist der Billigauto-Champion Renault. Die Franzosen führen - unter den neidischen Blicken der ganzen Branche - vor, wie man mit kleinen, günstigen Einstiegsmodellen kräftig wächst und dabei auch noch Rekordgewinne einfährt. Der Trick: Die Technologie ist alt, aber voll abgeschrieben, und zusammengebaut werden die Fahrzeuge der Marke "Dacia" in Niedriglohn-Ländern. Die Führung im Klein- und Billigsegment könnte Renault jetzt noch mit bezahlbaren Elektroautos für China ausbauen.

rtr